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Beschreibung von Cod. Guelf. 648 Helmst. (geplant: Die mittelalterlichen Helmstedter Handschriften der Herzog August Bibliothek. Teil V: Cod. Guelf. 616 bis 927 Helmst., beschrieben von Bertram Lesser.)
Die mittelalterlichen Helmstedter Handschriften der Herzog August Bibliothek. Teil V: Cod. Guelf. 616 bis 927 Helmst., beschrieben von Bertram Lesser (in Vorbereitung).
Gefördert durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft im Rahmen des Programms Erschließung und Digitalisierung handschriftlicher und gedruckter Überlieferung

Nicolaus de Dybin. Copia latinitatis. Tractatus de secretis mulierum. Auctoritates diversae. Hymni

Papier — 17 Bl. — 22 × 15 cm — Norddeutschland / Mitteldeutschland — 14 Jh., 4. Viertel

Wasserzeichen: Turm mit Zinnen und Tor, ohne Fenster und Beizeichen: WZMA AT5000-320_16 (um 1380/1382), AT5000-579_75 (1381). Lagen: VI–1 (11). IV–2 (17). Lagenmitte mit Pergamentfalzen als Heftverstärkung. Bleistiftfoliierung modern: 117. Der Codex ist durch den Verlust von sechs Lagen, erkennbar an den leeren Heftlöchern den Umschlags, stark fragmentiert, außerdem fehlen das erste Bl. der ehemals siebten (jetzt ersten) Lage sowie zwei Bl. aus der letzten Lage; vom letzten Bl. (jetzt 17) ist nur ein dreieckiges Fragment (10,5 x 8 cm) erhalten. Schriftraum: 16–17 × 11–12 cm, 1ra–5rb und 12ra–13rb zweispaltig (Spalten ca. 5 cm breit), sonst einspaltig, je nach Hand 22–43 Zeilen. Verschiedene Kursiven und Bastarda von insgesamt zehn Händen, Hand 1 (ältere gotische Kursive): 1ra–5rb; Hand 2 (ältere gotische Kursive): 5v–8r; Hand 3 (ältere gotische Kursive): 8v–11r; Hand 4 (Bastarda): 11v; Hand 5 (ältere gotische Kursive): 11v; Hand 6 (ältere gotische Kursive): 12ra–13rb; Hand 7: nach einem Vergleich mit den u. g. Codices schrieb den Text 13v–14r und 15r Tilemannus Gandersem in jüngerer gotischer Kursive, seine Hand vergl. mit Cod. Guelf. 575 Helmst., 1r–11v und 141r–175v; 694 Helmst., 1r–58v, sowie Cod. Guelf. 800 Helmst., 1r–79v und 147r–179v, dort auch 78v und 79v die Kolophone mit dem Namen des Schreibers. Hand 8 (Bastarda): 14r–v und 15v; Hand 9 (ältere gotische Kursive): 16r–v; Hand 10 (ältere gotische Kursive): 17r; die Federproben 17v und auf dem Umschlag stammen z. T. von diesen und anderen Händen. Bl. 1ra–11rb und 12ra–13rb rubriziert, auf den letztgenannten Bl. zusätzlich blassrote Lombarden. 5v rote sekundäre Initiale I in Unzialform über 4 Zeilen mit Punktverdickungen und einem geschweiften Ausläufer, im Buchstabenkörper ausgesparte Blattmuster; 6v rote sekundäre Initiale V in Unzialform über 5 Zeilen mit Punktverdickungen und ausgesparten Blattmustern im Buchstabenkörper; 12ra rote Silhouetteninitiale Q in Unzialform über 10 Zeilen mit einem breitgelappten Tütenblatt als Silhouettenornament am Ende der Cauda.

Durch Perforationen und Risse stark beschädigter Koperteinband, die beiden erhaltenen Lagen sind ohne Verstärkung mit Langstichheftung direkt durch den Umschlag geheftet, am HD noch Reste des Wickelverschlusses (Kordelbefestigung) und der Umschlagklappe erkennbar. Auf dem VD Besitzvermerk: Tilomannus Gandersheym; ein weiterer Eintrag auf dem Kopfsteg ist zu stark verblasst, ebenso ein weiterer auf dem einstigen Rücken. Auf dem VD ein teilweise lesbarer Titelvermerk in eckiger Bastarda: Grammatica, quer dazu weitere, stark verblasste Zeilen und Einzelbuchstaben.

Fragmente:
  1. Umschlag. 14. Jh., 2. Hälfte. Pergament. 1 Bl. 21 × 31,5 cm. Das Pergament des VD ist mehrfach perforiert; an der unteren Ecke des HD längerer Einriss, der grob mit einem Hanffaden vernäht ist. Bastarda und jüngere gotische Kursive von mehreren Händen. Auf dem VS eine sorgfältig ausgeführte stehende menschliche Gestalt in Federzeichnung mit halbrund geschwungenem Spruchband, darin das Distichon Walther II 17488. Auf dem HS die Federzeichnung einer mit wallenden Gewändern bekleideten menschlichen Gestalt. VS, HS Probationes pennae. Von mehreren Händen im späten 14. und 15. Jh., hinzugefügt. Im einzelnen sind enthalten: (VS) Drei stark verblasste, unleserliche Zeilen in flüchtiger Kursive, darunter von unten nach oben geschrieben drei Verse, zuerst das Distichon Walther II 5741, dann ein nur noch im zweiten Teil lesbarer Vers ([Si sic ibis] numquam mala morte peribis). Darunter drei durch Perforation nur noch fragmentarisch lesbare Sequenzenzeilen in sauberer Bastarda: O Stephane signifer [regis summi] bone nos exaudi [Proficue qui] es etc. aus AH 53 Nr. 215 Str. 4 und 5 (Beginn), anschließend Anno hominis [trigesimo] Subtus famuli se aus AH 53 Nr. 29 Str. 10 (Beginn). Darunter zwei alphabetische Buchstabenreihen. (HS) Zahlreiche verblasste, unleserliche Zeilen, dazu Vers in Textualis: Dat deus omne bonum sed non [per cornua taurum] (Walther II 4976).
  2. Falze. 14. Jh. Pergament. Die beiden schmalen Falze wurden offenbar aus einem Doppelbl. herausgeschnitten; die ursprüngliche Blattgröße und der Schriftraum können nicht mehr ermittelt werden. Ältere gotische Kursive von der Hand eines gewissen Tydericus. Rubriziert, rote Lombarden. Falz 1 Falz 2 Remigius Treverensis: Regula 'Dominus quae pars?'. Auf den beiden Falzen sind einige sicher identifizierbare Textreste zu erkennen (Falz 1, außen, Kapitel 2 zum Pronomen): Ego que pars est pronomen … loco proprii nominis ponitur et certam significat personam. Quid est pronomen? Pars oracionis … unde dicitur pronomen a pro et nomen eo quod vice nominis ponatur …; (Falz 1, innen, Kapitel 6 zur Konjunktion): … ordinis quia communiter preponi et postponi possunt … et dicuntur encletice quia inclinant super … Der schmaler geschnittene zweite Falz enthält Fragmente aus Kapitel 7 zur Präposition; auf Falz 1 findet sich auch außen ein Teil der Schlussrubrik: ›Expliciunt regule per manus Tyderici parte pro maiori et …‹. Zu Parallelüberlieferung, weiteren Ausgaben und Literatur vgl. bei Cod. Guelf. 692 Helmst., 90ra–135va. Druck (vergl.). GW 11155.

Herkunft: Der (heute weitgehend verlorene) Hauptteil des Codex entstand gemäß der Wasserzeichendatierung im letzten Viertel des 14. Jh. im nord- oder mitteldeutschen Raum; eine genauere Lokalisierung ist anhand des erhaltenen Materials und des spärlichen Buchschmucks nicht möglich. Inhalt, Format und Ausstattung lassen auf eine Entstehung im schulischen Kontext schließen. — Im 15. Jh. gelangte der Band auf unbekanntem Wege in den Besitz des in Stendal und Hildesheim nachgewiesenen Tilemannus Gandersem (den Besitzvermerk auf dem VD vgl. oben), der auch einige Nachträge hinzufügte. Er schrieb auch Teile der inhaltlich sehr nahestehenden Bände Cod. Guelf. 575 Helmst., 694 Helmst. und 800 Helmst. — Wann, auf welchem Wege und über welche weiteren Vorbesitzer die Hs. in die Universitätsbibliothek Helmstedt gelangte, ist ebenso wie bei den übrigen genannten Codices unbekannt. Dort ist sie erstmals 1644 im Handschriftenkatalog (Cod. Guelf. 27.2 Aug. 2°, 31r) unter den Miscellanei MSSti in quarto als Labyrinthus. Carmen de Miseria Rectoris Scholarium nachgewiesen. Da sie im Handschriftenverzeichnis von 1797 (BA III, 52) unter Nr. 810 bereits als Fragment beschrieben ist, dürften die fehlenden Lagen im späten 17. oder 18. Jh. verlorengegangen sein.

Heinemann Nr. 698.

1ra–5rb Nicolaus de Dybin: Commentum in Eberhardi Alemanni Laborintum (ultima pars tantum). (Text setzt ein) … quod aliqui sunt scolares obtusi non potentes capere doctrinam rectoris ex quibus rector capit spirituales miserias quia quidquid docet non prodest … — … ope cuius hoc perfeci si mali quid inieci faventum deleat solamen. Sit trinitatis [essentia] vero in unitatis potencia benedicta pro clemencia nunc et in evum Amen et sic est finis istius. Completa est exposicio Laborinti sub annis [!] incarnacionis domini 1382 septimo ydus mensis Julii [9.7.1382] . Der größte Teil des Textes ist verloren; erhalten sind lediglich die Kommentarabschnitte ab Vers 871. Nach Auskunft des oben zitierten Helmstedter Handschriftenkatalogs dürfte der Text des "Laborintus" selbst dem Kommentar separat vorangestellt gewesen sein. Textfassung und Mise-en-page stehen den wenig älteren Exemplaren in Prag, NKCR, XII.B.12, 43ra69rb (hier ab 67ra, vergl., datiert 1376, Prag 2, 177 Nr. 2117) und Graz, UB, Ms. 979, 82ra–141rb (der kommentierte Originaltext ist ebenfalls separat vorangestellt, datiert 1361, Graz 2, 173) besonders nahe; die vorliegende Abschrift gehört damit zu den ältesten datierten Textzeugen. Abweichende, unvollständige Fassungen auch in 965 Helmst., 193r–210v (parallel zum kommentierten Originaltext); Cod Guelf. 18.30 Aug. 4°, 250r–268v (ohne den kommentierten Originaltext); inwiefern diese jüngeren Abschriften eine eigene Redaktion des Textes repräsentieren, bedürfte genauerer Überprüfung. Literatur (mit einer Ausnahme ohne Kenntnis dieser Hs.): Doskočil, 6, 37–45, 59–62 und 79f.; Burdach Briefwechsel 2, 366 Nr. 6 (Anm. 2 Hs. genannt); Tříška Činnost, 36–38, bes. 36; Tříška Repertorium, 389; Tříška Studie, 103–105 Nr. 2, bes. 103; Szklenar, 85–99 Nr. 1 und 229–267 (252–265 Abdruck der Einleitung, die angekündigte kritische Edition ist bislang nicht erschienen); H. Szklenar, Nicolaus de Dybin als Kommentator des Laborintus, in Philologie als Kulturwissenschaft. Studien zur Literatur und Geschichte der Mittelalters. Festschrift für Karl Stackmann zum 65. Geburtstag, hrsg. von L. Grenzmann, H. Herkommer und D. Wuttke, Göttingen 1987, 230–241; italienische Übersetzung: Nicolaus de Dybin commentatore del Laborintus, in: Retorica e poetica tra i secoli XII e XIV. Atti del secondo Convegno internazionale di studi dell'Associazione per il Medioevo e l'Umanesimo latini (AMUL) in onore e memoria di Ezio Franceschini, hrsg. von C. Leonardi und E. Menestò, Perugia, Florenz 1988 (Quaderni del Centro per il Collegamento degli Studi Medievali e Umanistici nella Università di Perugia 18), 221–237; 2VL 6, 1062–1068, hier 1065 Nr. 15.

5v–11r Copia latinitatis. Notandum quod diversa negocia non possunt exprimi nisi per diversa verba. Talia igitur verba vel pertinent ad idem suppositum vel ad diversa … — … pars pro toto ut ego studui per tres hyemes vel ego tuli flammam pro isto: ego tuli ignem vel ego tuli fontem dic ego tuli aquam partem fontis huius. ›Explicit copia latinitatis sub anno incarnacionis domini 1391 septimo kalendas mensis Junii [26.5.1391] etc.‹ Der in der Forschung bislang unbeachtet gebliebene Text ist hier ohne Kommentar überliefert. Gleichfalls ohne Kommentar (mit Ausnahme von drei Randglossen) auch in Cod. Guelf. 18.30 Aug. 4°, 33v–38r; mit Kommentar auch in Erfurt, UFB Erfurt/Gotha – UB Erfurt, Dep. Erf. CA. 4° 213, 77va-87r (Erfurt, 470); Berlin, SBBPK, Ms. Magdeb. 227, 91r–105v (Berlin 4,3, 180); Wien, ÖNB, Cod. 4553, 274r–286r. Der Kommentar ist separat überliefert in München, UB, 8° Cod. Ms. 345, 47r–58v (München UB 4, 165) Unter dem gleichen Titel findet sich ein thematisch ähnlicher, aber völlig abweichender Text in Cod. Guelf. 576 Helmst., 1r5r. Druck (mit Kommentar, abweichend): GW M34884, XXIIIrXLv, hier bis XLr.

11r De significationibus litterae 'A' nota. Nota in hac litera A sunt tres linee sive angule sed tamen una est litera per hoc notatur trinitas quia in trinitate continentur tres persone tamen unus est deus … — … vel illud quod Pylatus scripsit supra crucem dictis et sic est finis deo laus. Der kurze Text ist in dieser Form bislang nur hier nachgewiesen und ungedruckt.

11v Admonitio rhythmica ad sacerdotes. Sacerdotes hoc scitote | Nichil maius sacerdote | Vos dotavit sacro [!] dote | Christus illud mementote … — … Deus illum ordinavit | Nosque sua carne pavit | Illum solum deprecemur | Ne Iehenne penis demur. Es handelt sich zweifellos um eine variierende Umdichtung und Ergänzung des "Hymnus de dignitate sacerdotum" (AH 46 Nr. 301), von dem Zeile 42–77 weitgehend übereinstimmend übernommen und weitere 22 Zeilen hinzugefügt wurden, so dass der hier vorliegende Text nunmehr 56 Zeilen umfasst, die allerdings als Fließtext niedergeschrieben sind. Mit diesem Incipit auch in München, BSB, Clm 19542, 349r (München BSB 4,3, 255 Nr. 2039). Literatur (Hs. genannt): Walther I 16998.

11v Versus memoriales de coloribus verborum sententiarumque (ex Viatico dictandi Nicolai de Dybin adsciti). Enthält folgende sechs syllabarische Memorialverse zu: ›Colores verborum.Re conver con tra conten exclamat inter | Ra sen con mem art concip simili bis | Ag sub gra diss trans oc dis ad con quam condu | Cor permu perdu ex dis precisio conclusio. Direkt im Anschluss: ›Colores sentenciarum.Dis li de di di faven expo comme | Con sim ex y ef no ser confer de quoque signi. Die Fortsetzung der abgekürzten Begriffe ist jeweils interlinear hinzugefügt. Die Verse stammen aus dem ungedruckten, nach seinem Incipit als 'Rhetorica est scientia' betitelten Auszug aus dem "Viaticus dictandi" des Nicolaus de Dybin, leicht abweichend in Cod. Guelf. 820 Helmst., 69v und 71v (dort 36 colores verborum und 19 colores sententiarum, jeweils mit Erläuterungen); die Merkverse separat auch in Kiel, UB, Cod. ms. Bord. 112,1, 230r.

12ra–13rb Tractatus de secretis mulierum in fine mutilus. Quare mulieres paciuntur menstrua videtur autem non pro solucione. Nota quod passiones menstruorum sunt tribus de causis … — … secundo diffinitur sperma est superfluitas ultimi cibi digesti. Dicitur enim superfluitas … (Text bricht ab). Es handelt sich nicht um den bekannten, Albertus Magnus zugeschriebenen Traktat "De secretis mulierum", sondern um eine Zusammenstellung von mehreren Einzelfragen, die inhaltlich, formal und strukturell an die bekannten "Probleumata Aristotelis" angelehnt sind, ohne jedoch mit diesen identisch zu sein. Aus welchem Grunde die mitten im Satz abbrechende Abschrift nicht fortgesetzt wurde, ist unbekannt. Bislang nur hier nachgewiesen und ungedruckt. Den pseudoalbertinischen Text vgl. in Cod. Guelf. 444 Helmst., 249rb–260rb (ohne Kommentar); 693.1 Novi, 1r–12v (fragmentarisch, mit Kommentar). Literatur: L. Thorndike, A history of magic and experimental science, vol. 2: During the first thirteen centuries of our era, New York 1923, ND New York, London 1975, 749f. Appendix II (750 Hs. genannt); Thorndike/Kibre, 1178.2 (nur diese Hs.); J. P. Barragán Nieto, El De Secretis Mulierum atribuido a Alberto Magno: Estudio, edición crítica y traducción, Porto, Turnhout 2012 (Textes et études du Moyen-Age 63), 553 (Hs. genannt).

13v–14r, 15r Auctoritates diversae. Eine von Tilemannus Gandersem nachgetragene Zusammenstellung von Sentenzen: (13v) Insgesamt fünf z. T. gekürzte Auszüge (einschließlich eines Bibelzitats) aus Bonaventura: Breviloquium 3,10; 3,11 und 3,6 (Bonaventurae opera 5, 239f. und 235), dazwischen sind eingeschoben: Propheta mit einem Distichon Walther I 19974 bzw. Walther II 32825 (zweiter Vers abweichend). Lucas: Dominus miserat omnes cogitaciones vestras et opera (folgt Lc 12,7); Apostolus mit dem Vers Walther II 19850; Propheta Ezechiel (Ez 18,20) und das nicht genauer nachweisbare Stück: Methodius: Dicimus qui paradisum intraverit et iuxta quod potuit temptavit et deus permisit ut diabolus decipiens Evam in paradiso. (14r) Bernardus [!]: Mors regnavit ab Adam … prevaricacionis Ade [Rm 5,14]. Die meisten übrigen Stücke auf Bl. 14r und 15v stammen einschließlich der Bibelzitate aus Innocentius III papa: De miseria humanae conditionis 2,30,1, 2,31,1–2, 2,32,1, 2,33,1, 2,34,2 und 2,37,1, vgl. Lotharii Cardinalis (Innocentii III) De miseria humane conditionis, hrsg. von M. Maccarrone, Lucani 1955 (Thesaurus mundi 7), 62–68. Eingeschoben ist Hugo: Homo est res fetida saccus stercorum cibus vermium (Ps.-Bernardus Claraevallensis: Meditationes piissimae 3,8, vgl. PL 184, 490B). Am Schluss zwei nicht nachweisbare Stücke: Magister: Naturale est ut maturatum in maturatam ipsam resolvatur quia ex quo res fit in ipsam resolutur. Superbus causam vincit cum clamore quam iniuste tenet et cum pudore. Superbus de bonis operibus iactat ut laudabilis coram populo appareat.

14r–v, 15v Sequentia de nativitate domini. De virga flore prodiente | Prodiente | Ysaya continente | Claret ecce mira | Tripudiant ylariter | Parvi senes pariter | Ihesulo nunc nato … — … Hiis abilis conabilis | Miris giris | Tusu plausu | Trutinatur pariter. Der Text beginnt auf Bl. 14 und ist quer von oben nach unten eingetragen. Die letzte Zeile steht auf dem Außenrad von Bl. 14r. Die ersten beiden Strophen werden mit Notation auf Bl. 15v wiederholt. Die Kombination von notierten nach- bzw. neugedichteten Hymnen, vermutlich als Übungen zum Quadrivium, und grammatischen bzw. Schultexten auch in Cod. Guelf. 30.9.2 Aug. 4°. Über jeder Textzeile ein Notensystem aus fünf Linien, Choralnotation mit c- und f-Schlüssel sowie Wiederholungszeichen und Endzeichen aus traubenförmig angeordneten Rechtecken. Ungedruckt und bislang nur hier nachgewiesen.

16r Cantus de tempore veris. Botrus cypri sole pallet | Iam declivo | Quod veris ubertas vallet | Fine divo … — … Ornatus processionis | Et cantus distinctionis | Sunt mirandi | Prelatique de tot bonis | Sunt laudandi. Tempore complacito etc. Drei Strophen jeweils mit Refrain (Tempore complacito sic corda iocundius ardent …). Über der ersten und dritten Textzeile der ersten Strophe ein Notensystem aus fünf Linien, Choralnotation mit c- und f-Schlüssel. Ungedruckt und bislang nur hier nachgewiesen.

16r Cantus de BMV. Mater fecundissima | Cunctorum plasmatoris | Post Christum es piissima | Solamen peccatoris | Stipendium laboris … — … Nos a mundi sentina | Scelerius eripiat [!] | Et tecum nos constituas | O glorie regina. Drei Strophen; textliche Variante (einzelne Worte und Zeilen umgearbeitet oder auch nur umgestellt) zu AH 45b Nr. 182. Über der ersten und dritten Textzeile der ersten Strophe ein Notensystem aus fünf Linien, Choralnotation mit c- und f-Schlüssel. Ungedruckt und bislang nur hier nachgewiesen.

16v Cantus de diebus novissimis. Novissimis his diebus | Status perit universi | Ens primum quod dedit rebus | Ordines iam sunt extersi … — … Sed virtus tua competit | Deus nostris hec diebus. Über der ersten und dritten Textzeile der ersten Strophe ein Notensystem aus fünf Linien, Choralnotation mit c- und f-Schlüssel. Ungedruckt und bislang nur hier nachgewiesen.

16v Tabula astronomica. Auf dem linken Seitenrand befindet sich eine Tabelle mit der Überschrift Anni domini 1399, die in drei Spalten und 22 Zeilen jeweils Zahlenwerte zu Signa, Gradus und Minuta enthält. Darunter der Vermerk: Nota hoc pro radice illius tabule mar ge er etc. ad annos domini. Die Gestaltung gleicht den bekannten Toletanischen Tafeln, eine genauere Zuordnung ist jedoch mangels genauerer Erläuterung nicht möglich. Die Toletanischen Tafeln vgl. vollständig in Cod. Guelf. 65 Aug. 2°, 171r–184v, vgl. dazu E. Zinner, Die Tafeln von Toledo (Tabulae Toletanae), in: Osiris 1 (1936), 747–774.

17r Tabula astronomica. Auf dem Blattrest ist neben zwei nicht mehr genau zu rekonstruierenden syllabarischen Merkversen noch der Beginn einer astronomischen Tafel mit den Tierkreiszeichen erhalten.

17v Probationes pennae. Nur noch Einzelworte und Wortgruppen erkennbar, z. B. Dat deus omne bonum (Beginn des gleichen Verses wie auf dem HD), Dum mea bursa sonat [hospes mihi fercula donat] (Walther II 6601), Nonne sicut lac … [Iob 10,10] u. a.


Abgekürzt zitierte Literatur

AH Analecta hymnica medii aevi, hrsg. von G. M. Dreves und C. Blume, Bd. 1–55, Leipzig 1886–1922, Registerbd. 1–3, hrsg. von M. Lütolf, Bern u. a. 1978
Berlin 4,3 Die Manuscripta Magdeburgica der Staatsbibliothek zu Berlin Preußischer Kulturbesitz, Bd. 3: Ms. Magdeb. 170–286, beschrieben von U. Winter und K. Heydeck, Wiesbaden 2008 (Staatsbibliothek zu Berlin Preußischer Kulturbesitz. Kataloge der Handschriftenabteilung, Reihe 1: Handschriften 4,3)
Bonaventurae opera Doctoris Seraphici S. Bonaventurae S. R. E. Episcopi Cardinalis opera omnia … edita studio et cura P. P. Collegii a S. Bonaventura …, Bd. 1–10, Ad Claras Aquas (Quaracchi) 1898–1901
Burdach Briefwechsel 2 Briefwechsel des Cola di Rienzo, hrsg. von K. Burdach und P. Piur, Teil 2: Kritische Darstellung der Quellen zur Geschichte Rienzos. Mit einer Abhandlung über die Briefsammlungen Petrarcas, Berlin 1928 (Vom Mittelalter zur Reformation 2,2)
Doskočil K. Doskočil, Mistr Dybin, rétor doby Karlovy, Prag 1948 (Zvláštní otisk ze práv českého zemského archivu 11)
Erfurt Beschreibendes Verzeichniss der amplonianischen Handschriften-Sammlung zu Erfurt, bearb. und hrsg. mit einem Vorwort über Amplonius und die Geschichte seiner Sammlung von W. Schum, Berlin 1887
Graz A. Kern, Die Handschriften der Universitätsbibliothek Graz, Bd. 1–3, Leipzig 1942, Wien 1956, 1967 (Verzeichnis der Handschriften im Deutschen Reich 2 = Handschriftenverzeichnisse österreichischer Bibliotheken: Steiermark 2,3)
GW Gesamtkatalog der Wiegendrucke, Bd. 1–, Leipzig 1925–1938, Stuttgart 1978–
Heinemann O. von Heinemann, Die Helmstedter Handschriften, Bd. 1–3, Wolfenbüttel 1884–1888, ND Frankfurt/M. 1963–1965 (Kataloge der Herzog-August-Bibliothek Wolfenbüttel. Die alte Reihe 1–3)
München BSB 4,3 C. Halm, F. Keinz, G. Thomas, W. Meyer, Catalogus Codicum Latinorum bibliothecae Regiae Monacensis, Bd. 4,3: Clm 15121–21313 complectens, München 1878
München UB 4 Die lateinischen mittelalterlichen Handschriften der Universitätsbibliothek München, Bd. 4: Die Handschriften aus der Oktavreihe, beschrieben von N. Daniel, Wiesbaden 1989 (Die Handschriften der Universitätsbibliothek München 4)
PL Patrologiae cursus completus. Series Latina, Bd. 1–221, hrsg. von J. P. Migne, Paris 1844–1865
Prag J. Truhlář, Catalogus codicum manu scriptorum latinorum, qui in C. R. bibliotheca publica atque universitatis Pragensis asservantur, 2 Bde., Prag 1905 und 1906
Szklenar H. Szklenar, Magister Nicolaus de Dybin. Vorstudien zu einer Edition seiner Schriften. Ein Beitrag zur Geschichte der literarischen Rhetorik im späteren Mittelalter, München 1981 (MTU 65)
Thorndike/Kibre L. Thorndike, P. Kibre, A catalogue of incipits of mediaeval scientific writings in latin, revisited and augmented edition, London 21963 (Mediaeval Academy of America publication 29)
Tříška Činnost J. Tříška, Literární činnost předhusitské university, Prag 1967 (Sbírka pramenů a příruček k dějinám University Karlovy 5)
Tříška Repertorium J. Tříška, Repertorium biographicum Universitatis Pragensis praehussiticae 1348–1409, Prag 1981 (Knižnice archívu Univerzity Karlovy 12)
Tříška Studie J. Tříška, Studie a prameny k rétorice a k universitní literatuře, Prag 1972 (Práce z dějin University Karlovy 9)
2VL Die deutsche Literatur des Mittelalters. Verfasserlexikon, Bd. 1–12, hrsg. von K. Ruh u. a., 2., völlig neu bearbeitete Aufl., Berlin, New York 1978–2005, Ergänzungsbde.: Deutscher Humanismus 1480–1520. Verfasserlexikon, Bd. 1–3, hrsg. von F. J. Worstbrock, Berlin, New York 2005–2015
Walther I H. Walther, Initia carminum ac versuum medii aevi posterioris Latinorum, Göttingen 1959 (Carmina medii aevi posterioris Latina 1)
Walther II H. Walther, Proverbia sententiaeque Latinitatis medii aevi, Bd. 1–6; P. G. Schmidt, Proverbia sententiaeque Latinitatis medii aevi. Nova series, Bd. 7–9, Göttingen 1963–1986 (Carmina medii aevi posterioris Latina 2,1–9)
WZMA Wasserzeichen des Mittelalters (WZMA). Kommission für Schrift- und Buchwesen des Mittelalters der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien (http://www.ksbm.oeaw.ac.at/wz/wzma.php)

Beschreibung erstellt im Rahmen des Projektes Katalogisierung der mittelalterlichen Helmstedter Handschriften Teil IV.
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