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Beschreibung von Cod. Guelf. 659 Helmst. (geplant: Die mittelalterlichen Helmstedter Handschriften der Herzog August Bibliothek. Teil V: Cod. Guelf. 616 bis 927 Helmst., beschrieben von Bertram Lesser.)
Die mittelalterlichen Helmstedter Handschriften der Herzog August Bibliothek. Teil V: Cod. Guelf. 616 bis 927 Helmst., beschrieben von Bertram Lesser (in Vorbereitung).
Gefördert durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft im Rahmen des Programms Erschließung und Digitalisierung handschriftlicher und gedruckter Überlieferung

Tōrā. Šīr ha-širīm

Pergament, Papier — 234 Bl. — 22 × 15 cm — Deutschland — 14. Jh., 2. Hälfte / 16. Jh., 1. Drittel

Pergament Papier Pergament, die verloren gegangenen Bll. 1r–23v, 79(89)r–v, 134(144)r–v, 137(147)r–v, 168(178)r–v, 194(204)r–v, 201(211)r–v und 203(213)r–v sowie je ein ungez. Vorsatzbl. vorn und hinten wurden im 16. Jh. durch Papierbl. mit dem fehlenden Text ersetzt. Wasserzeichen: Ein Kreis/Kugel mit einkonturigem Reif, darüber einkonturiges Kreuz, darüber einkonturiger Stern: WZIS DE6300-PO-161279 (1528). Krone, zwischen zwei Bindedrähten, mit zweikonturigem Bügel mit Perlen, darüber zweikonturiges Kreuz, darüber einkonturiger Stern (nicht nachweisbar). Ochsenkopf mit Augen und Nasenlöchern, darüber Schlange an zweikonturigem Kreuz, darunter Kreis und Schlaufe (zwei Typen, nicht nachweisbar). Lagen: V (9)! IV (17). III (23). 9 IV (95). III (101). 4 IV (133). II (137). 11 IV (225). IV–1+1 (232)! Bleistiftfoliierung modern: 1232, zusätzlich Tintenfoliierung des 16. Jh. auf Bl. 1–3 und Bl. 24–232, diese fehlerhaft gez. als 34242; vorderes und hinteres Vorsatzbl. (Papier) ungez. Das Pergament weist z. T. erhebliche Beschädigungen und Einrisse auf (letztere zur Entstehungszeit vernäht); im 16. Jh. wurden die bei zahlreichen Bll. fehlenden unteren Ecken und Fußstege aufwendig mit Papier ergänzt und fehlender Text nachgetragen. Schriftraum: 15 × 10 cm, Bl. 1r–23v, 95v–96r, 177v–185r und 227r–230r ein-, sonst zweispaltig (Spalten 4,5 cm breit), 21–23, zumeist 22 blindliniiierte Zeilen; auf Bl. 1r–23v (Nachträge des 16. Jh.) 26 blindliniierte Zeilen. Text in ashkenasischer Quadratschrift von vier Händen, Hand 1: gesamter Haupttext mit Ausnahme der unten gen. Nachträge des 16. Jh.; Hand 2: vollständige Vokalisation (14. Jh.); Hand 3: Akzente und z. T. marginale Korrekturen (14. Jh.); Hand 4 (16. Jh.): Ergänzungen der verlorenen Textstücke: Bll. 1r–23v, 79ra–vb, 134ra–vb, 137ra–b, 168ra–vb, 194ra–vb, 201ra–vb und 203ra–vb vollständig, dazu einzelne Zeilen oder Abschnitte auf den angesetzten Papierstücken an den Bll. 32r–v, 52r–v, 70r–v, 76r–v, 127r–128v, 153r–v, 161r–v, 167r–v und 204vb. Auf dem VS und HS lat. Worte und Wortfragmente, aufgrund des Zustands nur noch fragmentarisch erhalten. Auf dem VS die Federzeichnung eines bärtigen (Henriquatre-Bart) Mannes in Halbfigur in der Tracht des 16. Jh. mit Gansbauchwams, Puffärmeln und Barett. 146r auf dem Fußsteg (zu Nm 5) die verblasste Federzeichnung eines zweifüßigen drachen- bzw. lindwurmartigen Fabeltieres, dessen Schweif in vegetabile Ornamente ausläuft. 230v ist das Initialwort des Textes (שִׁ֥יר) als mit Silhouettenornamenten verzierte Quadratbuchstaben in Umrisszeichnung über 6 Zeilen ausgeführt.

Spätgotischer Koperteinband; die Lagen sind auf drei aus verschlungenen Hanfkordeln hergestellte Doppelbünde geheftet, die als durchgezogene Bünde am Pergamentumschlag befestigt sind; Umschlagklappe und Verschluss fehlen.

Herkunft: Der Codex wurde im 14. Jh. in Deutschland geschrieben; die genaue Schriftheimat und eventuelle Vorbesitzer konnten bislang nicht ermittelt werden. — Er gelangte zu einem unbekannten Zeitpunkt in den Besitz von Matthias Flacius Illyricus; Ir auf dem Seitensteg entsprechender Vermerk: Illÿr. Darüber eine Inhaltsangabe: Quinque libri Mosis Hebraicè. Dieser Vermerk stammt wie in Cod. Guelf. 616 Helmst. von einem bislang nicht näher identifizierbaren Mitarbeiter oder Sekretär der Centuriatoren, jedoch nicht von Flacius selbst. Ob Flacius die umfangreichen Ergäzungen und Restaurierungen an der Hs. vornehmen ließ oder ob er sie bereits im gegenwärtigen Zustand erhielt, ist gegenwärtig nicht mehr erkennbar. — Zusammen mit der übrigen Bibliothek des Matthias Flacius Illyricus am 20.4.1597 von Herzog Heinrich Julius von Braunschweig-Lüneburg erworben, 1614 im Gesamtkatalog der Wolfenbütteler Hofbibliothek von Liborius Otho (Cod. Guelf. A Extrav., p. 164 [159]) unter den Sacra Biblia et sacrorum bibliorum partes mit der Signaturnummer E 18 als Pentateuchus Ebreus manuscriptus in pergamento in 4to nachgewiesen. — 1618 aus Wolfenbüttel in die Universitätsbibliothek Helmstedt überführt; 1644 in deren Handschriftenkatalog (Cod. Guelf. 27.2 Aug. 2°, 15r) unter den Theologici MSSti in quarto als Pentateuchus Hebraicè, partim in membrana. Canticum canticorum Hebraicè. In membrana hinten defect beschrieben; auf dem HS die zugehörige Helmstedter Signatur T. 4to. 22. Im Handschriftenverzeichnis von 1797 (BA III, 52) unter Nr. 741 aufgeführt. P. J. Bruns hatte die Hs. für die Ausgabe Kennicotts zur Verfügung gestellt und überprüft.

Programma codicis Hebraici Ms. Helmstadiensis quinti huc usque pro deperdito habiti … quo rei scholasticae patronos ac fautores ad examen publicum … invitat M. A. A. H. Lichtenstein scholae urbicae rector …, Helmstadii: Leuckart 1777 (VD18 15004074), VIXIV. — Dissertatio Generalis In Vetus Testamentum Hebraicum cum variis lectionibus ex codicibus manuscriptis et impressis auctore B. Kennicott, recudi curavit et notas adiecit P. J. Bruns, Brunovici: Orphanotropheum 1783 (VD18 10150935), 524 Nr. 633. — F. A. Ebert, Catalogus codicum manuscriptorum orientalium Bibliothecae Ducalis Guelferbytanae, Leipzig 1831, 83 Nr. 73. — Heinemann Nr. 709. — N. Allony, D.S. Loewinger, List of Photocopies in the Institute, Teil 1: Hebrew Manuscripts in the libraries of Austria and Germany, Jerusalem 1957, 41 Nr. 538. — Hebräische Handschriften, Teil 2, hrsg. von H. Striedl unter Mitarbeit von L. Tetzner, beschrieben von E. Róth, Wiesbaden 1965 (Verzeichnis der orientalischen Handschriften in Deutschland 6,2), 400 Nr. 645.Hartmann, 238.

Schreibsprache: Hebräisch.

Ir Notae diversae. Schreibsprache: Lateinisch. Über dem Inhaltsvermerk (s. oben) in hebräischer, griechischer (zweifach), lateinischer und frühneuhochdeutscher Sprache die Bibelstelle Ps 110,10; dazu die nicht eindeutig zu identifizierende griechische Schriftzug Χριςόφοροσ ἂκος (Eigenname, vielleicht der zum SS 1539 in Tübingen immatrikulierte Christophorus Hack aus Dinkelsbühl? vgl. Die Matrikeln der Universität Tübingen, hrsg. von H. Hermelink, Bd. 1: Die Matrikeln von 1477–1600, Stuttgart 1906, 237 Nr. 1113.27). – Iv leer.

1r230r Tōrā.
(1r51va) Berešīt (Gn). Bl. 1r–23v mit dem Text Gn 1,1–30,32 verloren, im 16. Jh. ergänzt (Papier).
(51va101vb) Šemôt (Ex). Bl. 79ra–vb mit dem Text Ex 23,14–24,14 verloren, im 16. Jh. ergänzt (Papier). Am Schluss der lat. Vermerk (16. Jh., gleiche Hand wie die Seitentitel): Exodi finis.
(102ra137rb) Wajjīqrā (Lv). Bl. 134ra–vb mit dem Text Lv 25,52–26,30 und Bl. 137ra–b mit dem Text Lv 27,23–34 (Textschluss) verloren, im 16. Jh. ergänzt (Papier). – 137v leer.
(138ra185vb) Bemidbar (Nm). Bl. 168ra–vb mit dem Text Nm 21,12–22,4 verloren, im 16. Jh. ergänzt (Papier).
(186ra230r) Deḇārîm (Dt). Bl. 194ra–vb mit dem Text Dt 5,18–6,7; Bl. 201ra–vb mit Dt 11,2–21 und Bl. 203ra–vb mit Dt 12,7–27 verloren, im 16. Jh. ergänzt (Papier). Im gesamten Codex in marg. vereinzelte Korrekturen und Anmerkungen (keine Masora parva) in hebräischer und lateinischer Sprache, letztere aus dem 16. Jh., vor allem zur Hervorhebung einzelner Stellen und zur Kennzeichnung der Textlücken (z. B. 200vb: deest folium) bzw. zur korrekten Platzierung der auf den Papierbl. hinzugefügten Ergänzungen. Zusätzlich zur Foliierung (s. oben) wurden im 16. Jh. in lateinischer Schrift und Sprache die Titel der biblischen Bücher als lebende Seitentitel sowie eine margnale Kapitelzählung ergänzt. Edition: Vetus Testamentum Hebraicum; cum variis lectionibus edidit B. Kennicott, … tomus primus, Oxonii 1776, ND Hildesheim 2003, 1–443 (unter Benutzung dieser Hs., CVIII, 106, 203, 266, 360 und 443 jeweils als Cod. 633 gen.); Biblia Hebraica Stuttgartensia, quae antea … ediderat R. Kittel. Editio funditus renovata … ediderunt K. Elliger et W. Rudolph, editio quinta, Stuttgart 1997, 1–353.

230va232vb Šīr ha-širīm (Ct). Der unvollständige Text weist durch Beschädigung von Bl. 230va eine Lücke in Ct 1,3–6 auf, die im 16. Jh. ebensowenig ergänzt wurde wie der ab Ct 5,7 fehlende Schluss des Textes. Edition: Vetus Testamentum Hebraicum; cum variis lectionibus edidit B. Kennicott, … tomus secundus, Oxonii 1780, ND Hildesheim 2003, 524–533, hier bis 530 (ohne Benutzung dieser Hs.); Biblica Hebraica Stuttgartensia (s. oben), 1235–1336, hier bis 1331. – I*rv (Vorsatz, Papier) leer.


Abgekürzt zitierte Literatur

Hartmann M. Hartmann, Humanismus und Kirchenkritik. Matthias Flacius Illyricus als Erforscher des Mittelalters, Stuttgart 2001 (Beiträge zur Geschichte und Quellenkunde des Mittelalters 19)
Heinemann O. von Heinemann, Die Helmstedter Handschriften, Bd. 1–3, Wolfenbüttel 1884–1888, ND Frankfurt/M. 1963–1965 (Kataloge der Herzog-August-Bibliothek Wolfenbüttel. Die alte Reihe 1–3)
WZIS Wasserzeichen-Informationssystem. Landesarchiv Baden-Württemberg, Hauptstaatsarchiv Stuttgart (http://www.wasserzeichen-online.de/wzis/index.php)

Beschreibung erstellt im Rahmen des Projektes Katalogisierung der mittelalterlichen Helmstedter Handschriften Teil IV.
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