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Beschreibung von Cod. Guelf. 678 Helmst. (geplant: Die mittelalterlichen Helmstedter Handschriften der Herzog August Bibliothek. Teil V: Cod. Guelf. 616 bis 927 Helmst., beschrieben von Bertram Lesser.)
Die mittelalterlichen Helmstedter Handschriften der Herzog August Bibliothek. Teil V: Cod. Guelf. 616 bis 927 Helmst., beschrieben von Bertram Lesser (in Vorbereitung).
Gefördert durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft im Rahmen des Programms Erschließung und Digitalisierung handschriftlicher und gedruckter Überlieferung

Henricus de Langenstein. Petrus de Ceffona. Erhardus Herrant. Johannes Wyclif. XXIV veritates de ostensione reliquiarum

Papier und Pergament — 135 Bl. — 22,5 x 15 cm — Deutschland / Österreich / Böhmen — 14. und 15. Jh.

Aus sieben Teilen zusammengesetzt: I Irv, 1r11v, II 12r34v, III 35r54v, IV 55r100v, V 101r108v, VI 109r120v, VII 121r134v. Lagen: V+2 (11)! VI–1 (22). VI (34). VI–1 (45). V–1 (54). VI (66). V (76). VI–3 (85). IV (93). IV–1 (100). VI–4 (108). VII–2 (120). VII (134). Tintenfoliierung modern: 1134, vorderes Vorsatzbl. ungez.

Papierband mit gebrochenem Rücken (wie bei Cod. Guelf. 629 Helmst.), angefertigt laut Bibliotheksrechnung (BA III, 5 unter Nr. 21) zwischen August und Dezember 1763 vom Buchbinder Anton Friedrich Wirck in Helmstedt.

Herkunft: Die Faszikel dürften zu einem unbekannten Zeitpunkt und auf unbekanntem Wege in den Besitz von Matthias Flacius Illyricus gelangt sein; sie sind bislang nicht als Teil seiner Bibliothek identifiziert worden. Obwohl die sonst typischen Besitz- oder Inhaltsvermerke fehlen, kann angesichts des Inhalts, der Provenienz und der Anordnung der Stücke kein Zweifel über die Herkunft der Fragmente aus dem Besitz des Kirchenhistorikers bestehen. Es ist zu vermuten, dass er die in Wien und Böhmen entstandenen bzw. aufbewahrten Teile I–VI seinen dort tätigen Korrespondenten Caspar von Nidbruck bzw. Hubert Languet verdankte, dies ist jedoch nicht mehr eindeutig nachweisbar. Inwiefern einige oder alle genannten Teile bereits zum Erwerbszeitpunkt einen Überlieferungsverbund bildeten oder ob sie erst von Flacius in einen solchen gebracht wurden, ist gleichfalls nicht mehr zu ermitteln. — Die Stücke wurden zusammen mit der übrigen Bibliothek des Matthias Flacius Illyricus am 20.4.1597 von Herzog Heinrich Julius von Braunschweig-Lüneburg erworben. Sie sind 1614 im Gesamtkatalog von Liborius Otho (Cod. Guelf. A Extrav.) unter den Papalia miscellanea in folgender Anordnung beschrieben: Teil II–VI auf p. 301 (296) unter Nr. Z 35: Epistola Concilii pacis. Item: Haec daemon clero transmittit scripta moderno. Item Epistola pacis. Item Quaestiones et Responsiones Eckardi episcopi Wormacensis. Ibidem secunda pars secunde replicacionis anno 1383. Item de Concilio Basiliensi anno 1437. Item De iniusto illegitimorum dominio ecclesiasticorum per positione. Teil I auf p. 302 (297) unter Nr. Z 39: Epistola Concilii pacis de Cathedra Petri, sunt versus. Item de unione quadam tempore schismatis inter Clementem et Urbanum. Teil VII ist mit den zugehörigen Fragmenten folgendermaßen beschrieben: p. 303 (298) unter Nr. Z 66: De sanctimonialibus, quae prope oppidum Quelinburg [!] capsam longis transactis temporibus conclusam, in qua reliquiae sanctorum habuerunt, recluserunt, ut petentibus extra capsam monstrarunt, quod juris, disputatio (heute Karlsruhe, BLB, Cod. K 362, 1r Titelvermerk von Othos Hand: Disputatio de monialibus Quedlinb.) und p. 304 (299) unter Nr. Z 93: Fragmentum de reliquiis sanctorum (heute Karlsruhe, BLB, Cod. K 358, 1r Titelvermerk von Othos Hand: De reliquiis sanctorum). Zu welchem der beiden Stücke Teil VII gehörte, kann nicht mehr entschieden werden. — 1618 wurden die Faszikel in die Universitätsbibliothek Helmstedt überführt, 1644 in deren Handschriftenkatalog (Cod. Guelf. 27.2 Aug. 2°, 18r) unter den Theologici MSSti in quarto gemäß dem Inhaltsvermerk Epistola de cathedra Petri. Epistola Concilii pacis. Item de unione quadam tempore schismatis inter Clementem et Urbanum beschrieben; auf dem VS die entsprechende Helmstedter Signatur T. 4to 125; demnach waren also zu diesem Zeitpunkt bereits die Teile I–VI zusammengefügt. Im frühen 18. Jh. entnahm Hermann von der Hardt zwei der zu Teil VII gehörende Abschnitte aus dem Helmstedter Bibliotheksbestand, die 1786 mit einem Teil seines Nachlasses nach Karlsruhe verkauft wurden. Der heutige Teil VII verblieb in der UB Helmstedt und wurde dort 1763 mit den übrigen Teilen zusammengebunden, womit der Codex seine gegenwärtige Gestalt erhielt. Im Handschriftenverzeichnis von 1797 (BA III, 52) ist er unter Nr. 480 genannt.

Hardt Constantiense Concilium II, Prolegomena, 1016. — Heinemann Nr. 741. — G. Kreuzer, Heinrich von Langenstein. Studien zur Biographie und zu den Schismatraktaten unter besonderer Berücksichtigung der Epistola pacis und der Epistola concilii pacis, Paderborn 1987 (Quellen und Forschungen aus dem Gebiete der Geschichte N.F. 6), 165–168, 237, 255f. Taf. 1–4.

I

Papier — 12 Bl. — 22 × 15 cm — Wien, Universität (?) — um 1395

Wasserzeichen: Glocke, zwischen zwei Bindedrähten, ohne Beizeichen, Klöppel mit der Kontur des Randes verschmolzen: WZIS DE8100-PO-40698, DE8100-PO-40935 (beide 1390, ein weiterer Typ nicht nachweisbar). Lagen: V+2 (11)! Die Seiten Ir und 11v sind aufgrund separater Aufbewahrung angeschmutzt. Schriftraum: 15–15,5 × 9 cm, einspaltig, 25–32 Zeilen. Regelmäßige Bastarda mit Schlaufen von einer Hand, wohl gleicher Schreiber wie Wien, ÖNB, Cod. 4657, 103r, und Wien, ÖNB, Cod. 4652, vgl. dazu K. Fostyak, C. Traxler, Zum Aufbau und zur Textüberlieferung des Genesiskommentars Heinrich von Langensteins († 1397). Ein Werkstattbericht, in: Codices Manuscripti & Impressi. Zeitschrift für Buchgeschichte 127 (2021), 1–31, hier 14–17 mit Abb. 3. Rubriziert, rote Lombarden.

Herkunft: Der Faszikel wurde um 1395 vermutlich im näheren persönlichen Umfeld Heinrichs von Langenstein an der Wiener Universität geschrieben.

Ir Zwei Inhaltsvermerke zu Teil I: Zunächst die zeitgenössische Angabe Epistola de Cathedra Petri; darunter von der Hand des Wolfenbütteler Bibliothekars Liborius Otho die Inhaltsangabe: Item Epistola Concilii pacis. Item de Unione quadam tempore Schismatis Inter Clementem & Urbanum (vgl. die entsprechende Katalogangabe oben). – Iv leer.

1r11v Henricus de Langenstein: Epistula de cathedra Petri. Der nur hier vollständig vorliegende Text besteht aus folgenden Abschnitten:
(1r4r) Versus ad Bertholdum episcopum Frisingensem de modis generalibus quomodo schisma sit tollendum. O pater egregie Frisingensis reverende | Presul Bertolde virtutum munere fulte | Quid faciunt domini quid dux quid regulus ecce … — … Quod nisi contingat lis hec durabit in evum | Hoc probus adversum militet omnis homo. Insgesamt 163 Verse; der letzte in marg. von anlegender Hand eingefügt. Mehrfach separat überliefert. Als Ganzes ungedruckt, die ersten und letzten Verse bei: A. Kneer, Die Entstehung der konziliaren Theorie. Zur Geschichte des Schismas und der kirchenpolitischen Schriftsteller Konrad von Gelnhausen (gest. 1390) und Heinrich von Langenstein (gest. 1397), Rom 1893 (Römische Quartalschrift für christliche Altertumskunde und Kirchengeschichte. Supplementheft 1), 134. Literatur: Roth, 3f. Nr. 88 (Hs. genannt); Walther I 12839 (Hs. genannt).
(4r10v) Prosa de modis specialibus quomodo schisma sit tollendum. Hiis itaque metris persuaso generaliter quod de papatu contendendum non sit sapientibus prosam subiungo sermonis plani de modis particularibus tollendi pro papatu nunc certancium litem scismaticam … — … non excusatur dux nec quisquam regi subditorum principum si posse suum in hoc casu non fecerit eciam si imperator contrarius fuerit quia irracionabiliter moveretur. Dieser Abschnitt ist bislang nur hier nachgewiesen. Edition nach dieser Hs.: Kneer Die Entstehung der konziliaren Theorie (s. oben), 134–144.
(10v) Versus de schismate tollendo. Iurgia si cessent si sint retro gaudia carnis | Ad celum detur cor mens ad opus revocetur … — … Maxima pro minimis mundus nam suevit habere | Qui terram Christo preponderat ethere spreto. Acht Verse, bislang nur hier nachgewiesen. Über dem Text stehen von der Hand des Schreibers drei weitere, nachträglich gestrichene Verse, und zwar der erste Vers mit abweichendem Text nach der Zäsur sowie die Verse 3 und 4, was vermuten lässt, dass diese erste Gestalt der Dichtung möglicherweise vom Verf. selbst verworfen wurde. Edition nach dieser Hs.: Kneer Die Entstehung der konziliaren Theorie (s. oben), 144. Literatur: Walther I 9977 (Hs. genannt).
(11rv) Versus de chorea machabaeorum. ›Amonicio ad pacem ecclesie consideracione mortis propinque‹. Mors est a tergo presul pacem velis ergo | Mors est a tergo huius pacem negligat ergo … — … Mors est a tergo cur quisquis homo malus ergo | Mors est a tergo cito quisque deo vacet ergo. 59 alliterierende und endgereimte Verse (einer 11r in marg. hinzugefügt), mehrfach separat überliefert. Die Personen des Totentanzes sind rubriziert in marg. ausgeworfen. Als Ganzes ungedruckt, die ersten und letzten Verse nach dieser Hs. bei: Kneer Die Entstehung der konziliaren Theorie (s. oben), 145. Literatur: O. Hartwig, Untersuchungen über die Schriften Heinrichs von Langenstein, in: Ders., Henricus de Langenstein dictus de Hassia. Zwei Untersuchungen über das Leben und die Schriften Heinrichs von Langenstein, Teil II, Marburg 1857, 53 Nr. 5; Roth, 4 Nr. 11 (Hs. genannt); Hohmann, 411 Nr. 126; Walther I 11238 (Hs. genannt).
(11v) Versus de morte. Ecce status hominum mors instans ammonet omnes | Incitat et retrahit cautat mors utilis ergo … — … Pessima mors pravis mors veris optima iustis.Explicit epistola de cathedra Petri‹. Vier Verse, mehrfach separat überliefert. Edition (nach dieser Hs.): Kneer Die Entstehung der konziliaren Theorie (s. oben), 145. Literatur: Roth, 13 Nr. 23; Rudolf Ars moriendi, 42; Hohmann, 406 Nr. 56; Walther I 5150. Eine um 1700 vermutlich von Johann Augustin Fasch angefertigte Abschrift des gesamten Traktats nach dieser Hs. findet sich in der Kollektaneenhs. Cod. Guelf. 480.2 Novi, 208r–227r, aus dem Besitz Hermanns von der Hardt. Er bewahrte die Abschrift in seiner Privatbibliothek auf, mit der sie 1786 versteigert wurde, vgl. Hardt Catalogus bibliothecae, 24 Nr. 107. Der Codex wurde 1879 aus der Sammlung des Oberlandesgerichtsrates Hecht in Halberstadt für 50 Mk. zurückgekauft. Literatur zum Gesamtwerk: Hardt Constantiense Concilium II, Prolegomena, 15 (Hs. genannt); Prodromus Concilii Basileensis, cuius acta & negotia publica ex numerosis coaevis MSCtis voluminibus VIII recensebit H. von der Hardt …, Helmstedt 1718, 9 (Hs. genannt); Kneer, Die Entstehung der konziliaren Theorie (s. oben), 100–104, 130–145 Anh. II (jeweils Hs. genannt bzw. Text nach dieser Hs. abgedruckt); Hohmann, 412 Nr. 137; J. Lang, Die Christologie bei Heinrich von Langenstein. Eine dogmenhistorische Untersuchung, Freiburg/Br. u.a. 1966 (Freiburger theologische Studien 85), 40f.; Kreuzer Heinrich von Langenstein (s. oben), 139f. (Hs. genannt); Rep. font. 5, 431f. (Hs. genannt); 2VL, Sp. 765f.; CALMA 5, 430 Nr. 4710 (Hs. genannt).

II

Papier — 23 Bl. — 22 × 15 cm — Paris (?) / Lüttich (?) / Rheinland (?) — um 1380

Wasserzeichen: Dromedar, frei, ohne Beizeichen (nicht nachweisbar). Lagen: VI–1 (22). VI (34). Auf dem Fußsteg der Bl. 12–22 zeitgenössische rubrizierte Tintenfoliierung in arabischen Ziffern: 212. Die Seiten 12r und 34v sind aufgrund separater Aufbewahrung angeschmutzt. Schriftraum: 16,5–17 × 10–10,5 cm, einspaltig, 31–36 Zeilen. Bastarda mit Schlaufen und jüngere gotische Kursive von drei Händen, Hand 1 (Haupthand Text): 12r34r; Hand 2 (Tabula): 31v; Hand 3 (jüngere gotische Kursive, Nachtrag): 34r. Rubriziert, rote Lombarden mit Silhouettenornamenten, Schaftaussparungen im Kopfstempelschnitt und Punktverdickungen. 32r rote Figureninitiale Q über 5 Zeilen; Buchstabenkörper und Binnenfeld bilden ein federgezeichnetes, linksgewendetes Kopfporträt des gekrönten Teufels mit langem geflochtenem Bart, langer, rüsselartig gekrümmter Nase und geöffnetem, feuerspeiendem Maul.

Herkunft: Aufgrund der hinzugefügten Schuldverschreibung Wilhelms von Salvarvilla dürfte der Faszikel um bzw. kurz nach 1382, d.h. am Ende des Aufenthalts Langensteins in Paris oder in einer der Zwischenstationen (Lüttich, Rheinland) auf dem Wege nach Wien, entstanden sein.

12r31v Henricus de Langenstein: Epistula concilii pacis (initio mutila).
(12r31v) Textus. (Text setzt ein) … patres synodi Ephesine prime contra Nestorium episcopum et hereticum synodalia decreta eidem transmittentes talibus blasphemiis ipsum non exasperaverunt … — … recto racionis libramine amplectentes viam concilii pacis misericordia profluens pax perpetua et gloria suscipiat sempiterna. Durch den Verlust des ersten Bl. fragmentiert.
(31v) Epilogus. Clemens Urbano litem quia moverat ergo | Explicit errantem codex vasurus in orbem … — … Et si displiceas veri quia nuncius ex quo | Assem vix valet esse tuum quid si lacereris.Explicit epistola concilii pacis‹. 11 Verse, mehrfach separat überliefert. Literatur: Walther I 2896 (Hs. genannt). Der gesamte Text auch in Cod. Guelf. 76.14 Aug. 2°, 75r98r. Druck: Hardt Constantiense Concilium II.1, 361 (unvollständiger Text, nach dieser Hs.); Gerson Opera 1, 809840 (unvollständiger Text, nach v. d. Hardt); H. von der Hardt, In discrepantiam Manuscriptorum et Editionum exemplis ex seculo XIV. & XV. Henrici de Hassia, & Theodorici de Niem, Helmstadii 1715, 911 (Textanfang nach 76.14 Aug. 2°); Hartwig Untersuchungen über die Schriften Heinrichs von Langenstein (s. oben), 2831 (Textanfang nach 76.14 Aug. 2°, 28 Hs. genannt). Literatur: Hardt Constantiense Concilium II, Prolegomena, 10f.; J. von Aschbach, Geschichte der Wiener Universität im ersten Jahrhundert ihres Bestehens. Festschrift zu ihrer 500jährigen Gründungsfeier, Wien 1865 (Geschichte der Wiener Universität 1), 366–402, hier 374f. (375 Hs. genannt); Kneer, Die Entstehung der konziliaren Theorie (s. oben), 76–86 (78 und 80 Hs. genannt), 106–126; Roth, 2 Nr. 2 (Hs. genannt); Hohmann, 419 Nr. 231; Lang Die Christologie bei Heinrich von Langenstein (s. oben), 39f. (Hs. genannt); Kreuzer Heinrich von Langenstein (s. oben), 192–233 (202–214 Hs. genannt, Sigle Wf); Rep. font. 5, 431; 2VL, Sp. 765; CALMA 5, 429 Nr. 477. – Unter dem Text ist hinzugefügt:
(31v) Tabula. Capitulum primum scismatis causam ad peccata reducit. Capitulum secundum summat universa mala et pericula hoc scisma concomitancia … — … Capitulum 19 est de necessitate et utilitate conciliorum provincialium et generalium ecclesie suo tempore. Capitulum 20 est de invocacione divini auxilii ut suum finem consequatur epistola. Auch in Cod. Guelf. 76.14 Aug. 2°, 75r, hier dem Text vorangestellt. Druck: Hardt Constantiense Concilium II, Prolegomena, 22f. (nach dieser Hs.).

3234r Petrus de Ceffona: Epistula Luciferi (redactio antiquior breviorque). ›Hec demon clero transmittit scripta moderno‹. Lucifer princeps tenebrarum tristia profundi regens Acherontis imperia dux herebi rex inferni rectorque Iehenne universis sociis regni nostri filiis superbie precipue moderne ecclesie principibus … — … desideramus et intendimus finaliter premiare. Datum apud centrum terre in nostro palacio tenebroso presentibus catervis demonum propter hoc specialiter vocatorum ad nostrum consistorium dolorosum sub nostri terribilis signeti caractere in robore premissorum. Hier liegt die ältere, kürzere Redaktion des Textes vor, diese auch in Cod. Guelf. 680 Helmst., 349va–351ra; 947 Helmst., 130r–134r (neuzeitl. Abschrift); ein Auszug in Cod. Guelf. 83 Gud. lat., 273r–v. Die jüngere und längere Fassung vgl. in Cod. Guelf. 160 Helmst., 196rb–200rb; 217 Helmst., 229ra–234ra; 542 Helmst., 145r–149r; 38.7 Aug. 2°, 303ra–306ra, und 83.5 Aug. 2°, 273ra–276va. Edition: G. Zippel, La Lettera del Diavolo al clero, dal secolo XII alla Riforma, in: Bullettino dell'Istituto Storico Italiano per il Medio Evo 70 (1958) 125–180, hier 163–166 Nr. I; H. C. Feng, Devil’s Letters: Their History and Significance in Church and Society 1100–1500, PhD Diss. masch. Northwestern University, Evarston/Ill. 1982 (Microfilmkopie: Ann Arbor, Michigan 1982), 353–362 (mit dieser Hs., 391, 393–397, 400–406 und 415 genannt, 118–160 zum Text); H. Kümper, Luzifers Höllenbrief. Eine oberdeutsche Bearbeitung und der älteste lateinische Text der Heinrich von Langenstein zugeschriebenen „Epistola Luciferi“ von 1351, in: Jahrbuch der Hessischen Kirchengeschichtlichen Vereinigung 57 (2006), 161–176, Text 173–176 (nach dieser Hs., 166–168 genannt, mit Abb.); C. Schabel, Lucifer princeps tenebrarum… The Epistola Luciferi and other correspondance of the Cistercian Pierre Ceffons (fl. 1348–1353), in: Vivarium 56 (2018), 126–175, hier 168–172 (Text, 136 Hs. genannt). Literatur: Flacius Catalogus 1556, 947949; Rep. font. 9, 127; Roth, 20 Nr. 1 (Hs. genannt); Hohmann, 411 Nr. 119*; Walther I 7488 (zur häufig überlieferten hexametrischen Rubrik, Hs. genannt); Hartwig Untersuchungen über die Schriften Heinrichs von Langenstein (s. oben), 813; K. J. Heilig, Zu zwei "Teufelsbriefen" des 14. und 15. Jahrhunderts, in: Historisches Jahrbuch 52 (1932), 495–500 (pass. Hs. genannt); P. Lehmann, Die Parodie im Mittelalter. Mit 24 ausgewählten parodistischen Texten, Stuttgart 21963, 61–63; P. Herold, Teufelsbriefe als Instrument mittelalterlicher "höllischer" Propaganda. Ein Beitrag zu den erfundenen Briefen des Mittelalters, in: Propaganda, Kommunikation und Öffentlichkeit (11.–16. Jahrhundert), hrsg. von K. Hruza, Wien 2002 (Forschungen zur Geschichte des Mittelalters 6), 169–187, hier 181–183.

34r Guilelmus de Salvarvilla: Confessio aeris alieni (2.9.1382). Ego Guillelmo [!] de Salvarvilla cantor Parisiensis recepi mutuo a reverendo patre domino Henrico de Hacia [!] electore centum et decem florenos quos sibi promitto fideliter reddere teste hac cedula scripta manu mea et signa[ta] signo meo secunda die Septembris anno 1382. Guillelmus. Darunter von anderer Hand der Rückzahlungsvermerk: Solvit per magistrum Arnoldum Emelisse. Der erstmals 1349 als Magister artium der Sorbonne erwähnte Wilhelm von Salvarvilla war 1371 Kantor der Kathedrale Notre-Dame und Professor der Theologie und hatte dort Heinrich von Langenstein kennengelernt. Aufgrund des Schismas von 1378 musste er als Anhänger der römischen Obödienz Stadt und Universität verlassen und hielt sich 1382 zunächst in Utrecht bei Arnold von Emelisse († 1392) und später in Lüttich auf, wo er 1385 als Archidiakon von Brabant verstarb. Die vorgestreckte Summe war offenbar zu seiner Unterstützung bestimmt; nach der Begleichung wurde die gesamte Notiz als erledigt gestrichen. Sie galt lange als Autograph des Gläubigers Heinrich von Langenstein, dies ist jedoch nicht gesichert. Druck und Literatur: Hardt Constantiense Concilium II, Prolegomena, 13 (fehlerhafter Abdruck nach dieser Hs.); Aschbach Geschichte der Wiener Universität (s. oben), 385 (Hs. genannt); Hartwig Untersuchungen über das Leben Heinrichs von Langenstein, in: Ders., Henricus de Langenstein dictus de Hassia. Zwei Untersuchungen über das Leben und die Schriften Heinrichs von Langenstein, Teil I, Marburg 1857, 38; Kneer, Die Entstehung der konziliaren Theorie (s. oben), 87f. und 130f. (Hs. genannt, Textabdruck); W. Mulder, Guillaume de Salvarvilla, in: Ons geestelijk erf 5 (1931), 186–211, hier 209; Geert Grote: De simonia ad beguttas. De Middelnederlandsche tekst opnieuw uitgegeven met inleiding en aanteekenningen door W. de Vreese, 's-Gravenhage 1940, 41–48 Beil. I, bes. 45–47 (46 Anm. 1 Hs. genannt); Lang Die Christologie bei Heinrich von Langenstein (s. oben), 15; Kreuzer Heinrich von Langenstein (s. oben), 60 (Hs. genannt, Abdruck des Textes in Anm. 104) und 255 Taf. 1. – 34v leer.

III

Papier und Pergament — 20 Bl. — 22 × 15 cm — Wien, Universität (?) — um 1395

Papier, das äußere und innere Doppelbl. der ersten und das äußere Doppelbl. der zweiten Lage Pergament. Wasserzeichen: Zwei Schlüssel, gekreuzt, einkonturiger Schaft, runder Griff: WZIS DE0960-Mlf322_185 (um 1393). Pfeil und Bogen, um 90° gedreht (zwei Typen, nicht nachweisbar). Lagen: VI–1 (45). V–1 (54). Die Seiten 35r und 54v sind aufgrund separater Aufbewahrung angeschmutzt; die beiden im Lagenverbund fehlenden Bl. wurden ohne Textverlust entfernt. Schriftraum: 17–17,5 × 11 cm, einspaltig, 43–51 Zeilen. Regelmäßige Bastarda mit Schlaufen von einer Hand, die auch die marginalen Ergänzungen mit anderer Tinte hinzufügte. Rubriziert, rote Satzmajuskeln. 35r schlichte rote Initialmajuskel G in Unzialform über 5 Zeilen mit einfachen floralen Silhouettenausläufern.

Herkunft: Der Faszikel wurde um 1395 vermutlich im näheren persönlichen Umfeld Heinrichs von Langenstein an der Wiener Universität geschrieben.

35r53r Henricus de Langenstein: Epistola pacis. Genius magni Iovis vicarius vasta superiorum culmina regnorum insolubilis concordie nexu tranquilitati consocians … — … horrenda prius enumerata evenire mala atque ecclesiam verisimiliter suam temporalitatem modo ut premisi perdituram. ›Explicit epistola pacis‹. 49v am Fußsteg ein loser Zettel mit einem Vermerk des frühen 18. Jh. (H. von der Hardt?): Sequentia haec usque ad finem habentur etiam in alio codice manuscripto Helmstadiensi Flaciano nigro f. 123. NB. Der betr. Codex konnte bislang nicht identifiziert werden. Auch in Cod. Guelf. 76.14 Aug. 2°, 66r72r; 264.25 Extrav., 1r50r (= p. 1–99). Druck: Henrici de Hassia de Langenstein Germani Parisiensis Academiae Theologi et Procancellarii Epistola Pacis scripta 1379 in schismata inter Urbanum VI. et Clementem VII. pontifices orto pro Urbano papa ex codice manuscripto vetusto, Sectio I: Programma In Festo Resurrectionis Christi A. MDCCLXXVIII In Academia Iulia Carolina P. P., Helmstedt 1778, IXXXII; Sectio II: Programma In Festo Memoriae Nativitatis Christi Sacro A. C. MDCCLXXVIII In Academia Iulia Carolina P. P., Helmstedt 1778, XXXIIILXIV; Sectio III: Programma Festo Michaelis A. MDCCLXXXIX In Academia Iulia Carolina P. P., Helmstedt 1779, LXVLXXXIV (nach dieser Hs., in Sectio II fehlt pars 43). Literatur: Hartwig Untersuchungen über die Schriften Heinrichs von Langenstein (s. oben), 27f.; Kneer, Die Entstehung der konziliaren Theorie (s. oben), 64–75 (65f. Hs. genannt); Roth, 2 Nr. 1 (Hs. genannt); Hohmann, 407 Nr. 72; Lang Die Christologie bei Heinrich von Langenstein (s. oben), 39; Kreuzer Heinrich von Langenstein (s. oben), 151–191 (154, 165–178 Hs. genannt, Sigle Wf, nach dieser Hs. auch 177 der Abdruck der im Erstdruck fehlenden pars 43); Rep. font. 5, 433; 2VL, Sp. 765; Cardelle Dialoge, 655–660 Nr. R70 (660 Hs. genannt); CALMA 5, 431f. Nr. 4718 (Hs. genannt). – 53v54v leer.

IV

Papier — 46 Bl. — 20,5–21 × 15 cm — Worms (?) — 1383

Wasserzeichen: Ochsenkopf mit Augen, darüber einkonturige Stange, darüber Stern: WZIS FR8040-PO-66933 (1382), FR8040-PO-66934 (1381, drei weitere Typen nicht nachweisbar). Lagen: VI (66). V (76). VI–3 (85). IV (93). IV–1 (100). Nach den ersten beiden Lagen Reklamanten, außerdem Kustoden in rubrizierten arabischen Ziffern auf dem Fußsteg der ersten Rectoseite jeder Lage mit Ausnahme der letzten: 1us4us. Die Mitte der letzten beiden Lagen mit beschriebenen Pergamentfalzen als Heftverstärkung; der Text kann anhand des erhaltenen Materials nicht identifiziert werden. Die leeren Seiten 55r und 100v sind aufgrund separater Aufbewahrung angeschmutzt; die Bl. der beiden letzten Lagen sind ungleichmäßig und unordentlich beschnitten bzw. weisen einen Büttenrand auf. Schriftraum: 15–17,5 × 10–11 cm, einspaltig, je nach Hand 32–46 Zeilen. Bastarda mit Schlaufen, dazu Textualis als Auszeichnungsschrift, von drei Händen, Hand 1: 55v73v; Hand 2: 73v84v; Hand 3: 86r100r. Rubriziert, 73v84v auch schwarze, rot gestrichelte Lombarden.

Herkunft: Der von mehreren Händen im Umfeld Heinrichs von Langenstein geschriebene Faszikel (ob es sich um ein Teilautograph handelt, bedürfte ebenso wie bei den vorhergehenden drei Teilen der Hs. genauerer Prüfung) entstand 1383 wahrscheinlich während Langensteins Aufenthalt in Worms. Dass er vermutlich vom Verf. selbst an seinen neuen Wirkungsort nach Wien gebracht wurde, belegt die in Klosterneuburg aufbewahrte Abschrift des Textes.

55r leer.

55v100r Henricus de Langenstein (?), Eccardus de Dersch (?): Quaestiones cum replicationibus de unione tempore schismatis. Besteht aus folgenden Abschnitten:
(55v) Prologus. Domine W. fidentissime memor familiaritatis et vobiscum quandoque habite societatis singularis furia huius scismatis non utique disrupte nec disrumpende mitto secrete et confidenter industrie vestre … — … alio luce clarius veritatem demonstrante. Bene valete. Eckardus episcopus Wormaciensis.
(55v57v) ›Questio incipit sic: Queritur etc.Queritur quis duorum hodie papatu contendencium securius pro papa teneri possit … — … qua si tam cito non ferbuisset forte papa absque contradictione mansisset igitur. ›Explicit questio brevis apparencias et raciones ad utramque [partem] perstringens Achillicas seu pociores ut appareat facilius que pars preponderet‹.
(55v64v) ›Sequuntur responsiones ad raciones premisse questionis pro Urbano militantes: Reverende pater etc.Reverende pater et domine graciose literas vestre paternitatis reverenter ut debui recepi continentes questiunculam scisma modernis temporibus nostris exortum tangentem … — … non habeo tempus plus scribendi altissimus vos in via et mandatis suis dirigere dignetur.
(64v73v) ›Incipiunt replicaciones contra predictas responsiones‹. Ad pauca et exilia que habende collacionis et erudicionis gracia obmissis allegacionum dispendiis vestre caritati transmisi … — … dando occasionem elucidacioni veritatis per viam vobiscum assumpte qualiscumque collacionis caritative.
(73v84v) ›Incipit prima pars secunde replicacionis. Capitulum primum‹. Reverende domine et doctor honorabile ut in ista replicacione secunda ordinacius et brevius procedam reduco dicta secunde reponsionis vestre multum diffuse et copiose ad quatuor puncta … — … et ergo multa in utraque parte replicacionis huius ad hoc persuadendum tendunt. – 85rv leer.
(86r100r) ›Incipit secunda pars secunde replicacionis. Prima particula‹. Istis itaque premissis ex quibus ad pociora que secundo respondendo tangitis videtur quodammodo virtualiter et summarie responsum … — … ut tandem fugatis tenebris clarescente veritatis lumine domino cooperante ecclesia bono pacis et concordie celerius pociatur. ›Explicit secunda replicacio. Anno M CCC LXXXIIIo‹. Bei dem hier vorliegenden ungedruckten Text dürfte es sich angesichts der zahlreichen Streichungen, Ergänzungen und Korrekturen mit einiger Sicherheit um eine teilautographe Fassung der als Briefwechsel gestalteten Streitschrift handeln, als deren Mitautor Heinrich von Langenstein gilt. Direkt davon kopiert wurde die einzige bislang bekannte mittelalterliche Parallelüberlieferung in Klosterneuburg, StiB, CCl. 700,1ra35vb. Eine weitere, neuzeitliche Abschrift von der Hand Hermanns von der Hardt findet sich in seiner Kollektaneenhs. Nr. XIV zum Basler Konzil, jetzt Stuttgart, WLB, Ms. theol. et phil. 2° 76/14, 1r–93v. Von der Hardt bewahrte die Abschrift in seiner Privatbibliothek auf, mit der sie 1786 versteigert wurde, vgl. Hardt Catalogus bibliothecae, 14 Nr. 75 (XIV). Literatur: Hardt Constantiense Concilium II, Prolegomena, 17; K. Wiemann, Eckard von Ders, Bischof von Worms 1370–1405, Halle/S. 1893 (Hallische Beiträge zur Geschichtsforschung 3), 71–74 (diese Hs., pass. genannt, 71 Abdruck des Prologs und Initien der einzelnen Teile); Kneer, Die Entstehung der konziliaren Theorie (s. oben), 64–75 (65f. Hs. genannt); F. Falk, Der mittelrheinische Freundeskreis des Heinrich von Langenstein, in: Historisches Jahrbuch 15 (1894), 517–528, hier 526f.; Kreuzer Heinrich von Langenstein (s. oben), 76–79 (76 Hs. genannt). – 100v leer.

V

Papier — 8 Bl. — 21,5 × 14,5 cm — Bayern / Österreich — 1440–1450

Wasserzeichen: Waage ohne Kreis und Beizeichen, Schalen gerade und dreieckig: WZIS DE2220-Codst-216_12 (15. Jh., 2. Viertel). Lagen: VI–4 (108). Neben der modernen (s. oben) noch zeitgenössische rubrizierte Tintenfoliierung in arabischen Zahlen: 207210 und 215218. Die beiden innersten Doppelbl. der Lage sowie eine weitere Lage unbestimmten Umfangs fehlen (Textverlust). Im gesamten Faszikel Schwemmränder eines Wasserschadens. Schriftraum: 16,5 × 9,5 cm, einspaltig, 30–32 Zeilen. Schlaufenlose Bastarda von einer Hand. Rubriziert.

Herkunft: Der Faszikel war ursprünglich Teil eines umfangreicheren Bandes, der vermutlich im Gebiet der Diözese Passau, d. h. in Südostbayern oder Österreich, geschrieben worden sein dürfte.

101r108v Erhardus Herrant: Acta synodi Pataviensis anno M CCCC XXXVII habitae (Passau, 14.–15.4.1437, partim). Der durch Blattverlust fragmentierte Text besteht wie in den übrigen unten gen. Überlieferungsträgern aus folgenden Teilen:
(101r105v) Statuta synodalia. Anno nativitatis domini Millesimo quadringentesimo tricesimo septimo reverendissimus in Christo pater et dominus dominus Leonardus episcopus Pataviensis ex debito officii pastoralis iuxta decretum sacri Basiliensis concilii synodum suam episcopalem in dominicam qua in ecclesia dei canitur Misericordia domini indicens celebrandum eidem personaliter prout conceperat gaudens presidere … — … (105r) hec est racio generalis omnium casuum premissorum. Possunt tamen episcopi sibi et aliis alios per statuta sinodalia reservare causas … et acta eiusdem sinodi per supranominatum Erhardum Herrant taliter ut premittitur in forma redacta anno et die quibus supra. ›Amen et tantum pro presenti‹. Die 10 Abschnitte der eigentlichen Synodalstatuten sind komplett erhalten; die wie in der unten gen. Parallelüberlieferung anschließende (104r105v) Liste von 24 Fällen päpstlicher und 44 Fällen bischöflicher Reservatrechte sowie von 35 Fällen, in welchen die Kommunion zu verweigern ist, wurde durch den Verlust von vier gez. Bl. fragmentiert. Die Listen der päpstlichen und bischöflichen Reservatrechte sind auch häufig außerhalb der Synodalstatuten überliefert, vgl. z. B. Augsburg, SSB, 2° Cod. 278, 8r–11v (Augsburg SSB 4, 35); Augsburg, UB, Cod. II.1.2° 155, 183va–185rb (Augsburg UB 1,2, 215f.); Augsburg, UB, Cod. II.1.4° 72, 227v–230r (Augsburg UB 1,3, 447); München, BSB, Clm 27400, 175r–178r; München, BSB, Clm 27401, 38r–42r (München BSB 4,5, 139f.); München, UB, 2° Cod. Ms. 249, 113va–119v (München UB 2, 5); Wien, Schottenstift, Archiv, Hs. 227, 124r–126r (Hübl, 163 Nr. 152). Edition der Statuten (ohne Listen): J. Heller, Die Statuten der Passauer Diöcesansynode von 1437, in: Zeitschrift für katholische Theologie 14 (1890), 545–552, hier 546–552. Literatur: Madre, 333 Nr. 15.
(105v108v) ›Casus excommunicacionis late sentencie in iure comprehensi‹. Casus excommunicacionis late sentencie in iure comprehensi: Primus cum quis incidit in heresim iam dampnatam … — … Sequuntur casus excommunicacionis ipso iure in Clementinis collecti per glossam in Clementinis prima de sentencia excommunicacionis. Primus est contra violantes sequestrum auctoritate sedis apostolice positum … (Text bricht ab). Die durch Blattverlust am Schluss fragmentierte Liste enthält 30 Exkommunikationsfälle aus den vetera iura, vor allem aus dem 'Decretum Gratiani'; Quelle: Henricus de Segusio (Hostiensis): Summa super titulis decretalium ad X 5.39.1: De sententia excommunicationis cap. 3, Druck: Henrici de Segusio Cardinalis Hostiensis Summa aurea …, Basileae 1573 (VD16 H 2165), col. 14961499. Es folgen 32 Fälle aus dem 'Liber Sextus' sowie noch der erste von insgesamt 13 Fällen aus den Clementinen; der Schluss ist verloren. Druck (abweichende Reihenfolge): Statuta synodalia dioecesana sanctae ecclesiae Wratislaviensis, edidit M. de Montbach, secunda editio, Breslau 1855, 25–33. Der Verf. der Synodalstatuten, Erhardus Herrant, immatrikulierte sich zum WS 1416/17 an der Universität Wien, wo er 1419 zum Bakkalaureus, 1422 zum Magister und Lizentiaten der Freien Künste promoviert wurde und an der Artistenfakultät 1422–1424 eine Professur innehatte. In Wien erlangte er 1426 den Grad eines Bakkalaureus, 1430 den des Lizentiaten und schließlich 1432 den Doktorgrad des kanonischen Rechts; ab 1433 hatte er auch an der Juristischen Fakultät eine Professur inne und war im WS 1430/1431 und WS 1433/1434 Dekan der Universität, vgl. K. Mühlberger, Die Matrikel der Wiener Rechtswissenschaftlichen Fakultät. Matricula Facultatis Juristarum Studii Wiennensis, Bd. 1: 1402–1442, Wien, München 2011 (Publikationen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung, VI. Reihe: Quellen zur Geschichte der Universität Wien 3.1), 153. Seit 1430 amtierte er außerdem als Offizial des Bischofs von Passau für das Land unter der Enns mit Amtssitz in Wien; er verstarb 1444, vgl. G. Göth, Urkunden-Regesten für die Geschichte von Steiermark vom Jahre 1252 bis zum Jahre 1580 (Teil V), in: Mitteilungen des Historischen Vereins für Steiermark 8 (1858), 171–196, hier 187 Nr. 452 und 455. Die kompletten Synodalakten einschließlich der Listen auch in München, BSB, Clm 18781, 96r–105r; München, BSB, Clm 1845, 15r–24v (unvollständig). Literatur: K. Hübner, Beiträge zu den Passauer Diözesansynoden, in: Jahrbuch für Landeskunde von Niederösterreich NF 12 (1913), 161–169, bes. 165–167; C. Traxler, Firmiter velitis resistere. Die Auseinandersetzung der Wiener Universität mit dem Hussitismus vom Konstanzer Konzil (1414–1418) bis zum Beginn des Basler Konzils (1431–1449), Göttingen, Wien 2019 (Schriften des Archivs der Universität Wien 27), 221.

VI

Papier — 12 Bl. — 21 × 14,5 cm — Böhmen — um 1380

Wasserzeichen: Meerjungfrau frei, ohne Beizeichen, mit zwei Flossen: WZMA AT5020-1752_30, AT5020-1752_58 (beide 1382). Lagen: VII–2 (120). Neben der modernen (s. oben) noch zeitgenössische Tintenfoliierung in arabischen Ziffern: 213. Das äußerste Doppelbl. der Lage sowie eine weitere Lage unbestimmten Umfangs fehlen (Textverlust). Schriftraum: 16 × 10 cm, einspaltig, je nach Hand 30–34 Zeilen. Bastarda mit Schlaufen, dazu Textualis als Auszeichnungsschrift, von zwei Händen, Hand 1: 109r117r; Hand 2: 117v120v. Keinerlei Buchschmuck, Raum für Lombarden ausgespart, Repräsentanten z. T. erkennbar.

Herkunft: Der unvollständige Faszikel wurde um 1380 geschrieben; Wasserzeichen, Schriftmerkmale und die Parallelüberlieferung des enthaltenen Textes machen eine Entstehung im böhmischen Raum oder im angrenzenden Niederösterreich wahrscheinlich.

109r120v Johannes Wyclif: De paupertate Christi conclusiones XXXIII (partim). (Text setzt ein) … sortis sue quod non sint dominantes in clero. Quinta conclusio. [R]epugnant statui domini pape sicud cuicumque Christi pontificis civiliter dominari. Probatur illicitum clerico est … — … provocantibus occupari dicente decreto 21 q. 3: Molliciis et senioribus [!] rebus [laqueis]que obligari non debent qui divinis rebus et spiritualibus occupati sunt [C.21 q.3 c.5] (Text bricht ab). Durch den Verlust des äußersten Doppelbl. der ersten Lage und der gesamten zweiten Lage fragmentiert; es fehlen die Conclusiones I–IV, der Schluss von XXII und XXIII–XXXIII; Kapitelzahl und -gliederung entsprechen der Ausgabe. Edition: Wyclif Opera minora, 19–73, hier 21–50. Literatur: Thomson Wyclif, 257f. Nr. 402 (ohne Kenntnis dieser Hs.); Sharpe, 351 Nr. 986.62.

VII

Papier — 14 Bl. — 20,5 × 14,5 cm — Leipzig, Universität (?) — 15. Jh., Mitte

Wasserzeichen: Turm mit Zinnen und Wulst, ohne Tor, Fenster und Beizeichen: WZIS DE6300-PO-100479 (1455), DE0960-Mgf696_386 (15. Jh.). Lagen: VII (134). Im gesamten Faszikel Schwemmränder eines Wasserschadens. Schriftraum: 16–16,5 × 9,5–10 cm, einspaltig, 25–27 Zeilen. Bastarda mit Schlaufen von einer Hand. Keinerlei Buchschmuck.

Herkunft: Der Faszikel wurde zusammen mit zwei weiteren kodikologisch und inhaltlich zusammengehörenden Fragmenten (s. unten) um die Mitte des 15. Jh. vermutlich im Umkreis der Universität Leipzig geschrieben.

121r134r XXIV veritates de ostensione reliquiarum sanctorum in monasterio in Monte Virginum prope Quedlinburg. (Text setzt ein) … illicito et in iure non promisso. Quia alias si tunica Christi inconsutilis inveniretur aut revelaretur vel reliquie alicuius sancti iam canonisati cum suis certis signis et testimoniis … — … quam repromissionem pro pietatis studio et veneracione sanctorum omnibus iuxta pie viventibus et michi conferat qui est corona et gloria ipsorum. Amen. Das Fragment, dessen Anfang fehlt, gehört zu einer Gruppe von juristischen Texten, die im Umkreis des Leipziger Juristen und späteren Bischofs von Naumburg, Dietrich von Bocksdorf (Bischof ab 1463, † 1466) entstanden sind. Sie behandeln in Gestalt einer akademischen Disputation um die Dekretale X 3.45.2 'Cum ex eo' (de reliquiis ac veneratione sanctorum) eine von den Benediktinerinnen des Marienklosters auf dem Münzenberg in Quedlinburg veranstaltete Heiltumsweisung, die der als Ortsbischof und Stiftsadministrator zuständige Bischof von Halberstadt hatte untersagen wollen. Der gesamte Sachverhalt war bislang lediglich aus einer Leipziger Sammelhandschrift aus Bocksdorfs Besitz bekannt: Leipzig, UB, Ms. 1328, 227r–249v; vgl. M. Wejwoda, Dietrich von Bocksdorf und seine Bücher. Rekonstruktion, Entwicklung und inhaltliche Schwerpunkte einer spätmittelalterlichen Gelehrtenbibliothek, Leipzig 2014 (Schriften aus der Universitätsbibliothek Leipzig 31), 132–137. Ob Bocksdorf selbst der Verf. eines oder mehrerer Teile der Disputation war, kann hier nicht entschieden werden, vgl. M. Wejwoda, Sächsische Rechtspraxis und gelehrte Jurisprudenz. Studien zu den rechtspraktischen Texten und zum Werk des Leipziger Juristen Dietrich von Bocksdorf (ca. 1410–1466), Hannover 2012 (MGH Studien und Texte 54), 237 Nr. 61; Ders., Spätmittelalterliche Jurisprudenz zwischen Rechtspraxis, Universität und kirchlicher Karriere. Der Leipziger Jurist und Naumburger Bischof Dietrich von Bocksdorf (ca. 1410–1466), Leiden, Boston 2012 (Education and society in the Middle Ages and Renaissance 42), 61f. Der hier vorliegende Faszikel dürfte wohl ebenfalls aus Leipzig stammen, dazu gehören außerdem, wie schon angedeutet, die Fragmente Karlsruhe, BLB, Cod. K 358 und Karlsruhe, BLB, Cod. K 362 (Karlsruhe BLB 4, 42). Während sich die Textabschnitte der heute in Karlsruhe aufbewahrten Fragmente wenigstens z. T. auch im Leipziger Codex finden, ist der Abschnitt zu den XXIV veritates der Münzenberger Heiltumsweisung bislang nur hier nachgewiesen und wie die übrigen Stücke ungedruckt. – 134v leer.


Abgekürzt zitierte Literatur

Augsburg SSB 4 Die Handschriften der Staats- und Stadtbibliothek Augsburg: 2° Cod 251–400e, beschrieben von W. Gehrt, Wiesbaden 1989 (Handschriftenkataloge der Staats- und Stadtbibliothek Augsburg 4)
Augsburg UB 1,2 Lateinische mittelalterliche Handschriften in Folio der Universitätsbibliothek Augsburg: Cod. II.1.2° 91–226, bearbeitet von H. Hilg, Wiesbaden 1999 (Die Handschriften der Universitätsbibliothek Augsburg 1. Die lateinischen Handschriften 2)
Augsburg UB 1,3 Lateinische mittelalterliche Handschriften in Quarto der Universitätsbibliothek Augsburg: Die Signaturengruppen Cod. I.2.4° und Cod. II.1.4°, bearbeitet von H. Hilg, Wiesbaden 2007 (Die Handschriften der Universitätsbibliothek Augsburg 1. Die lateinischen Handschriften 3)
CALMA C.A.L.M.A. Compendium auctorum latinorum medii aevi, hrsg. von M. Lapidge u.a., Bd. 1–, Firenze 1999–
Flacius Catalogus 1556 M. Flacius Illyricus, Catalogus testium veritatis, qui ante nostram ætatem reclamarunt Papæ…, Basel 1556 (VD16 F 1293)
Gerson Opera Johannis Gersonii doctoris theologi et cancellarii Parisiensis opera omnia, novo ordine digesta et in quinque tomos distributa, hrsg. von L. E. du Pin, Antwerpen 1706
Hardt Constantiense Concilium H. v. d. Hardt, Magnum oecumenicum Constantiense Concilium de universali ecclesiae reformatione…, Bd. 1–7, Frankfurt/M., Leipzig 1697–1742
Heinemann O. von Heinemann, Die Helmstedter Handschriften, Bd. 1–3, Wolfenbüttel 1884–1888, ND Frankfurt/M. 1963–1965 (Kataloge der Herzog-August-Bibliothek Wolfenbüttel. Die alte Reihe 1–3)
Hohmann T. Hohmann, Initienregister der Werke Heinrichs von Langenstein, in: Traditio 32 (1976), 399–426
Hübl Catalogus codicum manu scriptorum qui in bibliotheca monasterii BMV ad Scotos Vindobonae servantur … edidit A. Hübl, Wien 1899, ND Wiesbaden 1970
Madre A. Madre, Nikolaus von Dinkelsbühl. Leben und Schriften, Münster/Westf. 1965
München BSB 4,5 Katalog der lateinischen Handschriften der Bayerischen Staatsbibliothek München, Bd. 4,5: Clm 27270–27499, beschrieben von H. Hauke, Wiesbaden 1975 (Catalogus codicum manu scriptorum Bibliothecae Monacensis 4,5)
Rep. font. Repertorium fontium historiae medii aevi, Bd. 1–12, hrsg. vom Istituto Storico Italiano per il Medio Evo, Rom 1962–2007
Roth F. W. E. Roth, Zur Bibliographie des Henricus Hembuche de Hassia dictus de Langenstein, in: Centralblatt für Bibliothekswesen, Beiheft 2 (1888), 93–118
Rudolf Ars moriendi R. Rudolf, Ars moriendi. Von der Kunst des heilsamen Lebens und Sterbens, Köln, Graz 1957 (Forschungen zur Volkskunde 39)
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VD16 Verzeichnis der im deutschen Sprachbereich erschienenen Drucke des XVI. Jahrhunderts, Online-Ressource: http://gateway-bayern.bib-bvb.de/aleph-cgi/bvb_suche?sid=VD16
2VL Die deutsche Literatur des Mittelalters. Verfasserlexikon, Bd. 1–12, hrsg. von K. Ruh u. a., 2., völlig neu bearbeitete Aufl., Berlin, New York 1978–2005, Ergänzungsbde.: Deutscher Humanismus 1480–1520. Verfasserlexikon, Bd. 1–3, hrsg. von F. J. Worstbrock, Berlin, New York 2005–2015
Walther I H. Walther, Initia carminum ac versuum medii aevi posterioris Latinorum, Göttingen 1959 (Carmina medii aevi posterioris Latina 1)
Wyclif Opera minora Johannis Wyclif Opera minora, now first edited from the manuscripts with critical and historical notes by J. Loserth, London 1913 (Wyclif's Latin Works 32)
WZIS Wasserzeichen-Informationssystem. Landesarchiv Baden-Württemberg, Hauptstaatsarchiv Stuttgart (http://www.wasserzeichen-online.de/wzis/index.php)
WZMA Wasserzeichen des Mittelalters (WZMA). Kommission für Schrift- und Buchwesen des Mittelalters der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien (http://www.ksbm.oeaw.ac.at/wz/wzma.php)

Beschreibung erstellt im Rahmen des Projektes Katalogisierung der mittelalterlichen Helmstedter Handschriften Teil IV.
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