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Beschreibung von Cod. Guelf. 731 Helmst. (geplant: Die mittelalterlichen Helmstedter Handschriften der Herzog August Bibliothek. Teil V: Cod. Guelf. 616 bis 927 Helmst., beschrieben von Bertram Lesser.)
Die mittelalterlichen Helmstedter Handschriften der Herzog August Bibliothek. Teil V: Cod. Guelf. 616 bis 927 Helmst., beschrieben von Bertram Lesser (in Vorbereitung).
Gefördert durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft im Rahmen des Programms "Erschließung und Digitalisierung handschriftlicher und gedruckter Überlieferung"

Bremer Stadtrecht von 1428. Urteile

Papier — 44 Bl. — 22 × 14 cm — Bremen — um 1428

Wasserzeichen: Hund, ganze Figur, steigend, mit Halsband: WZIS NL0360-PO-86428 (1426). Drache, ohne Beizeichen, steigend, zweifüßig: ≈ WZIS NL0360-PO-124121 (1428), NL0360-PO-124103 (1429, ein weiterer Typ nicht nachweisbar). Hirsch, ganze Figur, steigend, einkonturiges Geweih (nicht nachweisbar). Fisch, gekrümmt, abgestanden, ohne Zähne (nicht nachweisbar). Lagen: 5 IV (40). II (44). Lagenmitte mit Pergamentfalzen als Heftverstärkung. Bleistiftfoliierung modern: 144. Schriftraum: 16–16,5 × 9–10 cm, einspaltig, 30–36 Zeilen. Regelmäßige Bastarda mit Schlaufen von zwei Händen, Hand 1: 1r–42r; Hand 2: 43v–44v. Bl. 1r–42r rubriziert, am Beginn der Abschnitte Lombarden in Umrisszeichnung mit roten Hervorhebungen; am Beginn der Rubriken cadellenartig verzierte vergrößerte Textualismajuskeln.

Spätgotischer Koperteinband aus sehr steifem Kalbspergament, Lagen mit Langstichheftung ohne Heft- und Rückenverstärkung direkt durch den Umschlag geheftet. Die Umschlagklappe ist erhalten, der Wickelverschluss hingegen verloren.

Auf dem VS befindet sich ein aufgeklebter Papierzettel (3,5 x 13 cm) mit folgendem Inhaltsvermerk einer Hand des 18. Jh.: Dies sind die ältesten Statuten der Stadt Bremen. Außerdem liegen im Codex drei phantasievoll in menschlicher Gestalt aus einem beschriebenen Papierblatt ausgeschnittene Fragmente (ca. 3 bis max. 6 cm lang), die wahrscheinlich als Stecklesezeichen gedient haben.

Herkunft: Inhalt und Wasserzeichendatierung legen den Schluss nahe, dass der Codex in Bremen, wohl als Gebrauchsabschrift der Statuten von 1428 unmittelbar nach deren Erlass angefertigt wurde. — Obwohl Besitzvermerke o. ä. völlig fehlen, ist aufgrund des Inhalts und der Stellung der Hs. im Helmstedter Handschriftenkatalog von 1797 (s. unten) davon auszugehen, dass der Codex dem gelehrten Juristen, Syndikus der Elterleute in Bremen (ab 1768), kaiserlichen Rat und Kenner der friesischen Sprache Gerhard Oelrichs (1727–1789) gehörte. Neben seiner bedeutenden Ausgabe des mittelalterlichen Bremer Stadtrechts von 1771 (s. unten) gab er außerdem noch Texte des livländischen Rechts heraus; zu einer Drucklegung seiner umfangreichen Textsammlung der friesischen Rechte kam es dagegen nicht mehr. Seine Bibliothek enthielt neben der vorliegenden Hs. noch weitere Bände zum bremischen Recht (Cod. Guelf. 41 Helmst., 54 Helmst. und 1210 Helmst.), einen Codex zum Stadtrecht von Riga (Cod. Guelf. 68 Helmst.) und 18 Bände mit Exzerpten aus den friesischen Rechten (Cod. Guelf. 129 Helmst., 129b Helmst., 192 Helmst., 250 Helmst., 251 Helmst., 252 Helmst., 566 Helmst., 744–753 Helmst. als eigenhändige Abschriften, dazu Cod. Guelf. 1047 Helmst.); hinzu kommen mit Cod. Guelf. 248 Helmst. und 249 Helmst. zwei eigenhändige Abschriften des Oldenburger Sachsenspiegels. — Oelrichs' umfangreiche Sammlung gelangte zwischen 1803 und 1810 (Datum erschlossen, Erwerbungsunterlagen bzw. Rechnungen liegen nicht vor) in die Universitätsbibliothek Helmstedt, wo alle genannten Codices am Schluss des Handschriftenverzeichnisses von 1797 (BA III, 52) unter Nr. 1351–1360, 1362 und 1375–1389 vom Bibliothekar P. J. Bruns hinzugefügt wurden. Vorliegende Hs. ist unter Nr. 1355 als Leges Bremenses antiquissimae ch. 8o eingetragen.

Ebert Handschriften, 27. — Heinemann Nr. 797. — Handschriftencensus Nr. 16931.

1r–42r Bremer Stadtrecht von 1428. In deme namen des vaders vnde des sones vnde des hilghen gestes Amen. … Do na godes bord ghegan weren M jar CCC jar vnde tve jar in deme dridden jare des neghesten daghes SUnte Andreas de wurden de Radmanne her Arnold van Harpenstede … — … unde demeenheit mit Harberte Duckele vnde Doneldeyge sinen sone wes vorenet wurden dar ne schullet desse vorscreuene ede nicht ane hinderen noch to vare wesen. Die Textgliederung durch Zwischenüberschriften im laufenden Text (die zuammen mit der römischen Buchzählung als lebende Seitentitel verwendet werden), Rubriken und Kapitelnummern entspricht mit folgender Ausnahme den Ausgaben: Das Kapitel V,16 der Ausgaben ist hier zweigeteilt, so dass Buch V hier 21 statt 20 Kapitel zählt. Mit weitgehend identischer Textfassung, gleichen Rubriken und Kapitelgliederung im fünften Buch und ebenfalls ohne Register in der Hs. Bremen, StA, 2-P.5.b.2.a.4, 1r–60v; abweichend im Codex Bremen, StA, 2-P.5.b.2.a.3, p. 3–115 (Leiths. der unten gen. Ausgaben). Edition: Volstaendige Sammlung Alter und Neuer Gesez-Bücher der Kaiserlichen und des Heil. Römischen Reichs Freien Stadt Bremen, aus Original-Handschriften herausgegeben von G Oelrichs…, Bremen 1771, 305–406; Die mittelalterlichen Rechtsquellen der Stadt Bremen, hrsg. von K. A. Eckhardt, Bremen 1931 (Veröffentlichungen aus dem Staatsarchiv der Freien Hansestadt Bremen 5), 123–186, hier ab 140. Literatur (jeweils ohne Kenntnis dieser Hs.): C. Haase, Untersuchungen zur Geschichte des Bremer Stadtrechtes im Mittelalter, Bremen 1953 (Schriften der Wittheit zu Bremen Reihe F: Veröffentlichungen aus dem Staatsarchiv der Freien Hansestadt Bremen 21), 60–66; K. Elmshäuser, Die Handschriften der Bremer Stadtrechtskodifikationen von 1303, 1428 und 1433, in: 700 Jahre Bremer Recht 1301–2003, hrsg. von dems. und A. E. Hofmeister, Bremen 2003, 46–73, bes. 66–68; K. Elmshäuser, Katalog der mittelalterlichen Bremer Stadtrechts-Handschriften, in: ebd., 74–96, bes. 85–90 (nur die beiden oben gen. Bremer Abschriften der Statuten von 1428). – 42v–43r leer.

43v Gerichtsschedung (Urteil, mndt.). Allert Stapenmaker vnde en de het Clawes Rughe quemen to claghe vor gerychte vnde beschuldigende ene Clawese vmme gelt myt ener slychten claghe … — … wolde he dat sweren dat em de schult vnwytlyk were des mochte he en neten. Dat ordel wart vulbort in beyden syden. Die erwähnten Personen sind nicht näher identifizierbar. Zusammen mit dem folgenden Stück von anderer, gleichzeitiger Hand nachgetragen, in dieser Form bislang nur nachgewiesen und ungedruckt.

44r–v Bremer Ratsschedung (Ratsurteil, mndt.). Dat scholen weten al de nu sunt vnde de noch gheboren scholen werden dat dat de ratmanne vnde de mene stat to Bremen armen vnde riken louet vnde sworen hebbet dat her Gosschalk de Vrese Koneke syn wyf vnde al her Gosschalkes kyndere … — … so we dyt doyt de schal varen vt der stat vnde en schal dar nicht mer ynkomen. Die erwähnten Personen sind nicht näher identifizierbar. Zusammen mit dem vorhergehenden Stück von anderer, gleichzeitiger Hand nachgetragen, in dieser Form bislang nur nachgewiesen und ungedruckt.


Abgekürzt zitierte Literatur

Ebert Handschriften F. A. Ebert, Handschriften der herzoglichen Bibliothek zu Wolfenbüttel zur älteren deutschen Geschichte, in: Archiv der Gesellschaft für ältere deutsche Geschichtskunde 6 (1838), 1–34
Handschriftencensus Handschriftencensus. Eine Bestandsaufnahme der handschriftlichen Überlieferung deutschsprachiger Texte des Mittelalters. Online-Datenbank: https://handschriftencensus.de/
Heinemann O. von Heinemann, Die Helmstedter Handschriften, Bd. 1–3, Wolfenbüttel 1884–1888, ND Frankfurt/M. 1963–1965 (Kataloge der Herzog-August-Bibliothek Wolfenbüttel. Die alte Reihe 1–3)
WZIS Wasserzeichen-Informationssystem. Landesarchiv Baden-Württemberg, Hauptstaatsarchiv Stuttgart (http://www.wasserzeichen-online.de/wzis/index.php)

Beschreibung erstellt im Rahmen des Projektes Katalogisierung der mittelalterlichen Helmstedter Handschriften Teil IV.
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