Galen
Papier — IV, 40 Bl. — 21,5 × 16 cm — Helmstedt (?) — 16. Jh., 4. Viertel
Wasserzeichen: Wappen, gespalten, vorn eine, hinten zwei pfahlweise gestellte fünfblättrige Blüten: ≈ DE8370-PO-25450 (1584). Lagen: II (ungez.). 10 II (40). Kustoden in lateinischen Majuskelbuchstaben auf dem Fußsteg der ersten Rectoseite jeder Lage mit Ausnahme der ersten und letzten: A–I. Bleistiftfoliierung modern: 1–40; die ersten vier leeren Bl. ungez. Dazu zeitgenössische unvollständige Tintenpaginierung 1–55 auf Bl. 1r–28r. Bei der Neubindung wurden Bl. 14 und 15 vertauscht. Schriftraum: 15–20,5 × 10,5–14,5 cm, einspaltig, je nach Hand 14–22 Zeilen. 1r–8v regelmäßige, für das Ende des 16. Jhs. typische griechische Gebrauchsschrift, leicht links geneigt, mit schlanken Unter- und Oberlängen, senkrechte Zirkumflexe, keine Ligaturen 9r–16v untersetzt wirkende griechische Gebrauchsschrift, stark links geneigt, mit rundlichen Unterlängen, hervorstechendes Bouclage bei γ und εν-Ligatur. 17r–24v regelmäßige griechische Gebrauchsschrift, leicht links geneigt mit eher kürzeren Ober- und Unterlängen und sehr rundlichen Unterlängen bei ρ und φ, kein Bouclage bei γ, das links geneigter als die anderen Buchstaben wirkt. 25r–26v unruhig wirkende griechische Gebrauchsschrift, leicht links geneigt mit eher kürzeren Ober- und Unterlängen, die bei ρ besonders rundlich und bei φ gar nicht vorhanden sind, Bouclage bei γ und εν-Ligatur, pilzköpfige Zirkumflexe, diverse Abkürzungen und Ligaturen. 27r–32v auseinanderlaufende, regelmäßig geschriebene griechische Gebrauchsschrift, links geneigt mit eher unauffälligen Ober- und Unterlängen, die bei ρ besonders rundlich und bei φ kaum vorhanden sind, Bouclage bei εν-Ligatur, pilzköpfige Zikumflexe, wenige Abkürzungen und Ligaturen. 33r–40v dichter geschriebene, etwas unordentlich wirkende griechische Gebrauchsschrift, links geneigt mit ziemlich tiefen Unterlängen, die bei τ rundlich und auffällig sind. γ wirkt links geneigter als die anderen Buchstaben, wenige Abkürzungen und Ligaturen. 41r–48v breit auseinanderlaufende, groß geschriebene griechische Gebrauchsschrift, links geneigt mit großzügigen Ober- und Unterlängen, auffällige φ, Bouclage bei εν-Ligatur, wellenförmige Zirkumklexe, diverse Abkürzungen und Ligaturen. 49r–56v ordentlich und regelmäßig wirkende, dicht geschriebene griechische Schrift, links geneigt, mit eher kürzeren Ober- und Unterlängen, die bei ρ besonders rundlich und bei φ kaum vorhanden sind, γ wirkt links geneigter als die anderen Buchstaben, einige Abkürzungen und Ligaturen. 57r–64v etwas untersetzt wirkende griechische Gebrauchsschrift, stark links geneigt mit bescheidenen Ober- und Unterlängen, großzügiges Bouclage bei εν-Ligatur und wellenförmige Zirkumflexe. Obwohl diese Schrift der des zweiten Kopisten ähnelt, kann es sich nicht um denselben Schreiber handeln (vgl. z. B. die Form des ρ). 65r–72v ordentliche, rundlich wirkende griechische Gebrauchsschrift, stark links geneigt, mit großzügigen Ober- und Unterlängen, sehr gerade τ, schmales, tiefes Bouclage bei γ, wellenförmige Zirkumflexe, einige Abkürzungen und Ligaturen. 76r–v schmale, unruhig wirkende, dicht geschriebene griechische Schrift, links geneigt, meistens mit großzügigen Ober- und Unterlängen und wenigen Abkürzungen und Ligaturen. Zahlreiche Marginalkommentare in ordentlicher, eher kleiner lateinischer Kurrentschrift eines Überarbeiters des späten 16. Jahrhunderts, vermutlich identisch mit Daniel Rindfleisch. Zahlreiche Marginalnotizen und -korrekturen von der Hand des Johannes Caselius in einer unordentlichen, eher großen und groben lateinischen Schrift.
1511 (1582). Wappen, gespalten, vorn ein halber Adler am Spalt, hinten ein Prankenkreuz (Stadtwappen Memmingen):Moderner Halbledereinband des 19. Jh., Rücken und Ecken mit Lederbezug, Pappdeckel mit dunkelbraun marmoriertem Sprenkelpapier kaschiert.
Herkunft: W. De Boer (s. oben, VI) identifizierte die Handschrift als eine Kopie der Froben-Ausgabe von 1538, von der vermutlich in der Universitätsbibliothek Helmstedt oder im Privatbesitz eines Professors der Universität Helmstedt ein Exemplar vorhanden war. Johannes Caselius, dem der Codex vermutlich gehörte, arbeitete wohl auch damit, um seine Helmstedter Ausgabe von 1592 vorzubereiten, und fügte diverse Marginalnotizen und Korrekturen hinzu. Von seiner Hand stammen auch drei Namen, die auf dem Kopfsteg der ersten Rectoseite der dritten Lage zu lesen sind: Daniel Rintfleisch, der zu den Korrespondenten von Caselius gehörte, Henricus Grumerus, der sich am 19.5.1590 an der Universität Helmstedt immatrikulierte, und der nicht weiter bekannt Johannes Martius. Möglicherweise waren die Studenten als Kopisten an der Herstellung der Hs. beteiligt. — Vermutlich gelangte der Codex mit den übrigen Caseliana 1613 in den Besitz der Universitätsbibliothek Helmstedt. Da nicht mehr nachzuvollziehen ist, ob er mit anderen Hss. oder Drucken zusammengebunden war, kann der ursprüngliche Überlieferungsverbund und dessen genauer Weg nach Helmstedt nicht mehr genau nachvollzogen werden. — Die separate Hs. wird erstmals 1797 im Handschriftenkatalog von P. J. Bruns (BA III, 52) unter Nr. 1266 beschrieben: Galenus de cognoscendis curandisque animi morbis quos affectos appellant 4to.
Nr. 371. — Nr. 837. — , 843 Nr. 2471. — , Prolégomènes à l'édition du traité de Galien 'Sur l'exercice avec la petite balle'. Du nouveau sur le Laurentianus Plut. LXXIV, 3, in: Storia della tradizione e edizione dei medici greci. Atti del VI Colloquio internazionale, Paris 12–14 aprile 2008, Neapel 2010 (Collectanea 27), 71–87.
Schreibsprache: Altgriechisch.
Ir moderne Signaturnummer und Titel (Galenus 19. Jh.), Iv–IIIr leer, IIIv Χείλωνος apud Laïrtium Θυμοῦ κρατεῖν, darunter von anderer Hand ein unleserlicher Vermerk: Supervacua videtur …
1r–36v Γαλήνου περὶ διαγνώσεως καὶ θεραπείας τῶν ἐν τῇ ἑκάστου ψυχῇ ἰδίων πάθων. Galeni libellum de cognoscendis curandisque animi morbis quos affectus appellant. Ἐπειδὴ καὶ δὴ ὑπομνημάτων ἔχειν βούλει, ἃ πρὸς τὴν ἐρώτησιν ἀπεκρινάμην, ἣν ἐνεστήσω πρὸς ἡμᾶς ὑπὲρ τοῦ γραφέντος Ἀντονίῳ … — … Ἡ μὲν δὴ τῶν πάθων τῆς ψυχῆς γνῶσις τε καὶ θεραπεία, κατὰ τὴν εἰρημενην ὁδόν. Περὶ δὲ τῶν ἁμαρτημάτων ἐφεξῆς εἰρήσεται. Ausgaben: Aldus, Galeni librorum pars prima, Vol. I, Venetiae 1525, 172-177. Froben, Galeni Pergameni summi semper viri, quique primus artem medicinae universam, apud priores homines obscuram et veluti errantem, in perspicuam quandam et propriam exprositionem traduxit, opera omnia, ad fidem complurium et per quam vetustorum exemplariorum ita emendata atque restituta, ut nunc primum nata, atque in luce aedita, videri possint, Vol. I, Basileae 1538, 352-360. , Galeni aureolus libellus: quomodo quis et dinoscat et sanet proprios animi sui affectus: ex emendatione accurata, Helmaestadii 1592. , Hippocratis Coi, Et Claudii Galeni Pergameni Archiatrōn Opera, Lutetiae 1629, 519–536. , Medicorum Graecorum opera quae exstant, Tomus V, Lipsiae 1823, 1-57. , Claudii Galeni Pergameni Scripta minora, Tomus I, Lipsiae 1884, 1-44. , Galeni de propriorum animi cuiuslibet affectuum dignotione et curatione. De animi cuiuslibet peccatorum dignotione et curatione. De atra bile, Lipsiae/Berolini 1937, 1-37. , Claudii Galeni Pergameni Περὶ ψυχῆς παθῶν καὶ ἁμαρτημάτων, Roma 1999. Übersetzungen: , Galen on the passions and errors of the soul, transl. with introd. and interpr. by , Columbus (Ohio) 1963; , Galeno. Le passioni e gli errori dell’anima. Opere morali, Venedig 1984, 23–59; , Galien. L’âme et ses passions. Les passions et les erreurs de l’âme. Les facultés de l’âme suivent les tempéraments du corps.Préface de Jean Starobinski, Paris 1995. , Galen: The affections and errors of the soul. In: Galen: Selected Works. Translated with an Introduction and Notes, Oxford 1997, 100–149. , Claudii Galeni Pergameni Περὶ ψυχῆς παθῶν καὶ ἁμαρτημάτων, Roma 1999. , The diagnosis and treatment of the affections and errors peculiar to each person’s soul. In: Galen – psychological writings. Ed. by P. N. Singer, transl. with introd. and notes, Cambridge 2013, 237–314. Literatur: , Per un’edizione critica del Περὶ παθῶν di Galeno, in: Bollettino classico, 3. serie, fasc. 11 (1990), 5–47; , Zur Entstehung des Begriffs Seelsorge, in: Archiv für Begriffsgeschichte 33 (1990), 7–21; vgl. auch in der Pinakes-Datenbank, De propriorum animi cuiuslibet affectum dignotione et curatione. – 37r nachgetragen Mart. 14,208. – 37v–38r leer.
, :38v–39r Γαλήνου περὶ διαγνώσεως καὶ θεραπείας τῶν ἐν τῇ ἑκάστου ψυχῇ ἰδίων πάθων. Galeni libellum de cognoscendis curandisque animi morbis quos affectus appellant. Griechische Notizen und , De dign. et cur. V, 42-43. Korrekturen von Caselius. Zu Ausgaben und Literatur vgl. oben. – 39v–40r leer.
, :40v Notae diversae. Griechische Notizen: Πάθος γίνεται μετὰ αἰσθέσεως. οἷον, θυμός ἀδανὰ, φόβος. Plutarch: ἐν τῷ πῶς ἄν τις καὶ ὀλίγοι μὲν γὰρ τῶν πολλῶν εἰσὶν οἱ παῤῥησιάξεσθαι μᾶλλον ἢ χαρίζεσθαι τοῖς φίλοις τολμῶντες. et sequentia jam multa.
Abgekürzt zitierte Literatur
C. M. Briquet, Les Filigranes. Dictionnaire historique des marques du papier, Bd. 1–4, Leipzig 21923 | |
F. A. Ebert, Bibliothecae Guelferbytanae Codices Graeci et Latini Classici, Leipzig 1827 (Zur Handschriftenkunde 2) | |
O. von Heinemann, Die Helmstedter Handschriften, Bd. 1–3, Wolfenbüttel 1884–1888, ND Frankfurt/M. 1963–1965 (Kataloge der Herzog-August-Bibliothek Wolfenbüttel. Die alte Reihe 1–3) | |
M. Richard, Répertoire des bibliothèques et des catalogues de manuscrits grecs, 3. éd. entièrement refondue par J.-M. Olivier, Turnhout 1995 (Corpus Christianorum) | |
Wasserzeichen-Informationssystem. Landesarchiv Baden-Württemberg, Hauptstaatsarchiv Stuttgart (http://www.wasserzeichen-online.de/wzis/index.php) |
Beschreibung erstellt im Rahmen des Projektes Katalogisierung der mittelalterlichen Helmstedter Handschriften Teil IV.