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Beschreibung von Cod. Guelf. 842 Helmst.
geplant: Die mittelalterlichen Helmstedter Handschriften der Herzog August Bibliothek. Teil V: Cod. Guelf. 616 bis 927 Helmst., beschrieben von Bertram Lesser.

Decreta. Cresconius Afer. Glossaria

Pergament — 91 Bl. — 20 × 14,5 cm — Fulda — 9. Jh., 2. Viertel

Kalbspergament von guter Qualität, Befolgung der Gregory-Regel, nach insularem Vorbild bearbeitet (Haar- und Fleischseite kaum unterscheidbar). Lagen: 10 IV (80). VI–1 (91). Kustoden in römischen Zahlen – meist rubrizierte Unzialmajuskeln mit umgebender roter oder brauner Strich- bzw. Punktverzierung in Rhombenform – auf dem Fußsteg der letzten Versoseite jeder Lage mit Ausnahme der letzten; in Lage V zusätzlich auch auf dem Fußsteg der ersten Rectoseite: IX. Bleistiftfoliierung modern: 191. Der Buchblock weist Spuren und Schwemmränder eines Wasserschadens auf; er wurde außerdem mehrfach, am Kopfsteg mit Textverlust, beschnitten: Vermutlich noch mittelalterlich ist der Beschnitt des Seitenstegs an mehreren Bll. (Bl. 14, 27, 32, 35, 51, 54, 56, 62–64, 78, 86, 87, 89 und 90) bis zum Textspiegel; bei der Neubindung im Jahre 1763 wurden der besonders im hinteren Teil durch Wasser beschädigte Kopf- und Fußsteg nochmals beschnitten, z. T. Textverlust. Bl. 91 ist stark fragmentiert und misst nur noch ca. 14,5 x 10 cm. Schriftraum: 16–16,5 × 9,5–10 cm, einspaltig (nur 89r91r vierspaltig), 32 blindliniierte Zeilen, Punkturen auf dem Seitensteg meist noch sichtbar. Karolingische Minuskel mit den für Fulda typischen insularen Charakteristika von vier Händen, Hand 1: 1rv; Hand 2 (Schreiber Ercanberhtus): 2r88v; Hand 3: 89ra91rc; Hand 4: 91v. Rubriziert, Rubriken und Überschriften meist in roten, z. T. auch wechselnd rot-schwarzen Unzialmajuskeln. Am Beginn der einzelnen Canones und Textabschnitte vergrößerte Satzmajuskeln, vielfach über 2 Zeilen, die weitaus meisten rot mit der für Fulda typischen taubengrauen Füllung des Binnenfelds, vereinzelt in unregelmäßigem Wechsel auch schwarze Majuskeln mit roter Binnenfeldfüllung. Bei einigen wenigen Majuskeln sind im Binnenfeld die nachfolgenden Buchstaben des zugehörigen Wortes eingetragen.

Der originale karolingische Einband bzw. eventuell später hinzugefügte Einbände sind mindestens seit dem 16. Jh. verloren (vgl. den Helmstedter Katalogeintrag unten). Der Codex besitzt gegenwärtig einen Halbledereinband mit dunkelbraunem Kiebitzpapierüberzug (wie bei Cod. Guelf. 656 Helmst.), angefertigt laut Bibliotheksrechnung (BA III, 5 unter Nr. 21: Crisconii Decreta) zwischen August und Dezember 1763 vom Buchbinder Anton Friedrich Wirck zum Preis von 5 ggl. in Helmstedt.

Herkunft: Der Codex wurde nach den charakteristischen Schriftmerkmalen (insular beeinflusste karolingische Minuskel) im zweiten Viertel des 9. Jh., vermutlich zwischen 830 und 840, im Benediktinerkloster Fulda geschrieben, wozu auch der schlichte Buchschmuck passt, vgl. dazu P. Lehmann, Fuldaer Studien, in: Sitzungsberichte der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Philosophisch-philologische und historische Klasse 3. Abhandlung, München 1925, 18–21 (eigene Paginierung, 17f. Hs. genannt); W. M. Stevens, Fulda scribes at work. Bodleian Libreary manuscript Canonici Miscellaneous 353, in: Bibliothek und Wissenschaft 8 (1972), 287–316 (314 mit Vergleichsbeispielen, Abb. nach 316). Der im Kolophon genannte Schreiber Ercanberhtus ist allerdings unter den verschiedenen Trägern dieses Namens, die im Entstehungszeitraum des Codex in Fulda bezeugt sind, nicht eindeutig identifizierbar, vgl. P. Lehmann, Fuldaer Studien. Neue Folge, in: Sitzungsberichte der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Philosophisch-philologische und historische Klasse 2. Abhandlung, München 1927, 47–50 (eigene Paginierung, 47f. Hs. genannt); Die Klostergemeinschaft von Fulda im früheren Mittelalter, unter Mitwirkung von G. Althoff u. a. hrsg. von K. Schmid, Bd. 2,1–3: Kommentiertes Parallelregister und Untersuchungen, München 1978 (Münstersche Mittelalter-Schriften 8,2,1), 241 Nr. MF 86 (Hs. genannt). — In Fulda erwarb Matthias Flacius den Codex bei einem seiner Besuche zwischen 1556 und 1573, vgl. Hartmann, 102; Hartmann Quellen, 20. Die für die Codices Flaciani typische Inhaltsangabe auf dem Fußsteg von Bl. 1r, die wie in der Abschrift (Cod. Guelf. 219 Helmst., 1r) Decretum Crisconii gelautet haben dürfte, ist aufgrund des erheblichen Beschnitts des Buchblocks bis auf die noch erkennbaren Oberlängen der beiden Majuskeln D und C verloren. — Zusammen mit der übrigen Bibliothek des Matthias Flacius am 20.4.1597 von Herzog Heinrich Julius von Braunschweig-Lüneburg für die Wolfenbütteler Hofbibliothek erworben; 1614 in deren Gesamtkatalog von Liborius Otho (Cod. Guelf. A Extrav.,p. 302 [297]) unter Nr. Z 53 der Papalia miscellanea als Decretum Crisconii Canonum 301 nachgewiesen. — Seit 1618 in der Universitätsbibliothek Helmstedt, 1644 in deren Handschriftenkatalog (Cod. Guelf. 27.2 Aug. 2°, 26r) als Canones sanctorum patrum à Cresconio collecti in membrana, ohne band. Im schrank 2 unter den Juridici MSSti in quarto beschrieben, auf dem VS die zugehörige Helmstedter Signatur J. 4to 10. Im Handschriftenverzeichnis von 1797 (BA III, 52) unter Nr. 421 nachgewiesen.

Biblos Kanonōn Tēs Katholikēs Ekklēsias apo tu Iustinianu autokratoros bebaiōtheis = Codex Canonum Ecclesiae Universae a Iustiniano Imperatore confirmatus… editus nova nura G. T. Meiers cum eiusdem de Collectionibus Canonum Historica Relatione, Francofurti, Lipsiae, Helmestadii 1663 (VD17 23:235819M), § XXIX (unpag.). — De Cresconii Concordia Canonum Eiusqve Codice MS moderante Henrico Philippo Conrado Henke Theologiae et Philosophiae Doctore … disputabit auctor Augustus Rham…, Helmstadt 1788, XXIIIXXVII. — C. T. G. Schönemann, Versuch eines vollständigen Systems der allgemeinen besonders älteren Diplomatik. Als Handbuch für Archivare und den Geschäftsgebrauch, Bd. 2, Leipzig 1818, 105–108 § 202.Schönemann Specimen, 23f. — Schönemann Merkwürdigkeiten 2, 8 Nr. 146. — Heinemann Nr. 940. — Die althochdeutschen Glossen, gesammelt und bearbeitet von E. Steinmeyer und E. Sievers, Bd. 4: Alphabetisch geordnete Glossare. Adespota. Nachträge zu Bd. I–III. Handschriftenverzeichnis, Berlin 1898, 663f. Nr. 634.W. Hartmann, Das Konzil von Worms 868. Überlieferung und Bedeutung, Göttingen 1977 (Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen, Philologisch-Historische Klasse, Folge 3, 105), 34.R. Kottje, Hrabanus und das Recht, in: Hrabanus Maurus. Lehrer, Abt und Bischof, hrsg. von Dems. und H. Zimmermann, Wiesbaden 1982 (Abhandlungen der Geistes- und Sozialwissenschaftlichen Klasse der Akademie der Wissenschaften und der Literatur in Mainz, Einzelveröffentlichung 4), 118–129, hier 126f. — Krämer, 283. — K. Gugel, Welche erhaltenen mittelalterlichen Handschriften dürfen der Bibliothek des Klosters Fulda zugerechnet werden? Teil 1: Die Handschriften, Frankfurt/M. 1995 (Fuldaer Hochschulschriften 23a), 48f.D. Zimpel, Hrabanus Maurus, De institutione clericorum libri tres. Studien und Edition, Frankfurt/M. u. a. 1996 (Freiburger Beiträge zur mittelalterlichen Geschichte. Studien und Texte 7), 52.Hartmann, 102, 150, 242. — Hartmann Quellen, 20. — Divina officia, 117f. Nr. 16 (P. Carmassi). — S. Keefe, A catalogue of works pertaining to the explanation of the creed in Carolingian manuscripts, Turnhout 2012 (Instrumenta patristica et mediaevalia 63), 383.Bischoff Katalog 3, 505 Nr. 7342. — F. Lifshitz, Religious women in early Carolingian Francia. A study of manuscript transmission and monastic culture, New York 2014 (Fordham series in medieval studies), 212.W. Hartmann, Äbte und Mönche als Vermittler von Texten auf karolingischen Synoden, in: Karolingische Klöster. Wissenstransfer und kulturelle Innovation, hrsg. von J. Becker, T. Licht und S. Weinfurter, Berlin, Boston 2015 (Materiale Textkulturen 4), 211–225, hier 217. — D. Mairhofer, German Anglo-Saxon minuscule in Würzburg, in: Scriptorium: Wesen – Funktion – Eigenheiten. Comité International de Paléographie Latine, XVIII. Kolloquium, St. Gallen, 11.–14. September 2013, hrsg. von A. Nievergelt u. a., München 2015, 309–324, hier 316.

1r Decreta concilii Coloniensis a. DCCCLXXXVII habiti (partim). (Text setzt ein) … Caroli et Ludouuici continetur nisi post puram et publicam penitentiam et per ecclesie satisfactionem et impositionem manus episcoporum nec vivis nec mortuis communicare debemus. Ut nullus laicus quamvis religiosus … — … si quis vero contra hec venire praesumpserit anathemate feriatur. Der offenbar im späten 9. Jh. nachgetragene Text enthält den Schluss von cap. 3 sowie cap. 4. Edition: MGH Conc. 5, 211215 Nr. 20, hier 214 Z. 3–13.

1r Jonas Aurelianensis: De institutione regia (partim, cap. II tantum). ›De potestate et auctoritate sacerdotali‹. Quod potestas et auctoritas solvendi et ligandi sacerdotibus id est successoribus apostolorum a Christo sit attributa evangelica patenter declarat lectio … — … ministerium sacerdotum sollerter prospicere quorumque armis et protectione ecclesie Christi debet tueri prosequendum est. Der Auszug enthält allein cap. I,2 mit Überschrift. Edition: Jonas d'Orléans: Le métier de roi (De institutione regia). Introduction, texte critique, traduction, notes et index par A. Dubreucq, Paris 1995 (SC 407), 147–285, hier 180–182. Literatur: Rep. font. 6, 431f.

1v Canones diversi. ›Qui clericis crimen obiecerint‹. Qui clericis crimen obiecerit sciat se probaturum revera ut ibi causa agatur ubi crimen admittitur … — … seu calumniam ingesserit a liminibus sanctae ecclesiae arceatur usque ad condignam satisfactionem. Die kleine Sammlung besteht aus neun gez. Canones: Canon I–VI entstammen den sog. "Capitula Angilramni" mit c. 48, 5bis, 12bis, 14bis, 18 und 19 kontrahiert sowie c. 29 (K.-G. Schon, Die Capitula Angilramni. Eine prozessrechtliche Fälschung Pseudoisidors, Hannover 2006 [MGH Studien und Texte 39], 91–166, hier 147, 155, 160, 162, 125f. und 133); canon VII ist identisch mit Concilium Arelatense II a. 442–506, c. 24 (CC SL 148, 119); canon VIII und IX sind schließlich textidentisch mit Concilium Moguntiacense a. 888, c. 7 (MGH Conc. 5, 248263 Nr. 26, hier 258 Z. 8–12).

2r79r Cresconius Afer: Concordia canonum. (2r) Intitulatio sive annotatio. Hic habetur concordia canonum conciliorum infrascriptorum et praesulum Romanorum … — … item praesulum Syricii Innocentii Zosimi Caelestini Leonis et Gelasii. ›Explicit adnotatio canonum sanctorum patrum‹. Die erste Zeile ist als Eingangsrubrik ausgeführt und ebenso wie die Schlussrubrik in roten Unzialmajuskeln geschrieben. (2r) Versus. Concilium sacrum venerandi culmina iuris | Condidit et nobis congrua frena dedit Quisque dei famulus fuerit Christique sacerdos | Hoc sale conditus dulcia mella fluit. Die Satzmajuskeln der Verspraefatio der Nicaenischen Konzilsakten (10 elegische Distichen) sind in schwarzer (Hexameter) und roter (Pentameter) Unzialis ausgeführt. Vgl. zum Text mit den älteren Ausgaben und Literatur Schaller/Könsgen 2510. (2r3r) Praefatio. Domino vere sancto semperque beato pontifici Liberio Crisconius Christi famulorum exiguus. Vestri sacerdotii incomparabile decus quo fidei puritate ac vitae probitate admodum respelnditis vos non desinit praemonere … — … inscientiae veniam dones. Ora pro me meique semper memento pontifex deo digne. ›Finit praefatio‹. Die erste Zeile ist als Eingangsrubrik ausgeführt und in wechselnd rot-schwarzen Unzialmajuskeln ausgeführt. (3v13r) Tabula. ›Deinceps succedunt capitula‹. I. De ordinatione episcopi in canonibus apostolorum tituli I concilio Niceno titulo IIII … — … clerici non ordinentur nisi omnes suos fecerint christianos concilio Carthginensi titulo III. ›Expliciunt capitula‹. Die Rubriken sind wiederum in Unzialmajuskeln gehalten; die EIngangsrubrik wird zusätzlich von zwei schwarzen lateinischen Tatzenkreuzen umrahmt, die von roten Kugeln begleitet werden. (13v79r) Textus. ›Incipit liber canonum. I De ordinatione episcopi‹. In canonibus apostolorum titulo primo: Episcopus a duobus aut tribus episcopis ordinetur … — … priusquem omnes qui sunt in domo eorum christianos catholicos fecerint. Die Rubriken und der erste Canon sind wiederum in Unzialmajuskeln gehalten; die in der Eingangsrubrik wechselnd in Rot und Schwarz gehalten sind. Der Codex gehört zur sog. mainfränkisch-mittelrheinischen Überlieferungsgruppe des Textes und bildete vermutlich deren Ausgangspunkt, vgl. Zechiel-Eckes Die Concordia canonum (s. unten), Bd. 2, 376–383 (Hs. genannt, Sigle W) . Eine direkte, für Matthias Flacius Illyricus bestimmte Abschrift des 16. Jh. aus diesem Codex findet sich in Cod. Guelf. 219 Helmst., 1r–126v; ein Fragment in Cod. Guelf. 404.7 Novi (25a). Edition: PL 88, 829C–942D; K. Zechiel-Eckes, Die Concordia canonum des Cresconius. Studien und Texte, 2 Bde. (fortlaufende Zählung), Frankfurt/M. u. a. 1992 (Freiburger Beiträge zur mittelalterlichen Geschichte 5), 419–798 (mit dieser Hs., pass. genannt, s. v. das Verzeichnis der zitierten Hss., 352–354 beschrieben, Sigle W). Literatur: CPL 1769; F. Maassen, Geschichte der Quellen und der Literatur des canonischen Rechts im Abendlande, Bd. 1: Die Rechtssammlungen bis zur Mitte des 9. Jahrhunderts, Graz 1870, ND ibid. 1956, 806–813 Nr. I.II.C (806 Nr. 10 Hs. genannt); Mordek Kirchenrecht, 253–255 (254 Hs. genannt); M. Cardinale, La Concordia canonum di Cresconio e la sua diffusione nella cultura giuridica dell’Europa medievale: I. – Problemi generali e criteri metodologici, in: Apollinaris 62 (1989), 283–331 (305 Hs. genannt); L. Kéry, Canonical collections of the early Middle Ages (ca. 400–1140). A bibliographical guide to the manuscripts and literature, Washington, D.C. 1999 (History of medieval canon law 1), 33–37 (35 Hs. genannt); K. Zechiel-Eckes, Cresconius maculatus: Unbekannte Kölner Überlieferungen der Concordia canonum. Zugleich eine Bestandsaufnahme nach zwölf Jahren, in: Analecta Coloniensia 4 (2004), 97–127 (99, 107, 117 Hs. genannt, Sigle W); CALMA 3, 41f. Nr. 1; M. Hoskin, Prolegomena to a Critical Edition of the Letters of Pope Leo the Great. A Study of the Manuscripts, PhD Diss., University of Edinburgh 2015 (Online-Publikation), 136–144 (140 Hs. genannt, Sigle W).

79v88v Appendix ad concordiam canonum Cresconii. Die auch in zwölf weiteren Cresconius-Hss. überlieferte mehrteilige Appendix (vgl. Zechiel-Eckes Die Concordia canonum, s. oben, 87f., Hs. genannt, Sigle W) besteht im einzelnen aus folgenden Stücken:
(79v81r) Concilium Chalcedonense (Actio VI,8). ›Incipit expositio fidei concilii Calcidonensis‹. Dominus noster et salvator Christus notitiam fidei confirmans discipulis suis ait: Pacem meam do vobis pacem meam relinquo vobis [Io 114,27] ne ullus a proximo suo dissonet … — … alienos esse episcopos ab episcopatu et clericus a clericatu si vero monachi aut laici fuerint anathematizari. Edition: PL 62, 511A–516A; Acta conciliorum oecumenicorum, Bd. 2: Concilium universale Chalcedonense, vol. 3, Ps. 2: Actiones II–VI, edidit E. Schwartz, Berlin, Leipzig 1936, 153–156. Literatur: CPG 9007. Ohne Übergang direkt im Fließtext angeschlossen:
(81r) Canones II. Ut si maior a inferiori negotium negotium habuerit stantes uterque dent vel accipiant … — … quia scriptum est: Si contendi iudicio cum servo meo [Iob 31,13] et iterum: Sive servi sive liberi in Christo unum sumus [I Cor 12,13]. Während der erste Canon ohne Abgrenzung an die Konzilsbeschlüsse angehängt ist, wurde der zweite mit der Rubrik ›Ex cognitione quarte synodus titulo XVIII‹ überschrieben. Edition: Zechiel-Eckes Die Concordia canonum (s. oben), 87 Nr. 2 (mit dieser Hs., Sigle W).
(81r83v) Leo I papa: Epistula XIV cum ultima parte epistulae VII suppleta. ›Incipit epistola decretalis pape Leonis ad Anastasium episcopum Tesalonicensi‹. Quanta fraternitati tue abeatissimi Petri apostoli sede auctoritate sint commissa et qualia etiam nostra tibi favore sint credita … — … quicumque plebem suam contra sacrilege persuasionis auctores noluerit custodire. ›Explicit‹. Der in dieser Form noch mehrfach überlieferte Text setzt sich zusammen aus dem Hauptteil von ep. XIV (Jaffé Regesta 411), dessen Schluss übergangslos durch den Text von ep. VII ab §2 (Jaffé Regesta 405) ersetzt worden ist. Druck: PL 54, 668A–677A und 621B–622A. Literatur: CPL 1656.
(83v85r) Sophronius Eusebius Hieronymus: Epistula LXXI. ›Incipit epistola Hieronimi ad Lucianum Baeticum‹. Nec opinanti mihi subito littere tue reddite sunt que quanto insperate tanto gaudiorum plene quiescentem animam suscitarunt … — … et absentem Lucinum nostrum semper presentem litterarum vicissitudine sentiamus. Edition: CSEL 55, 1–7. Literatur: CPL 620; BHM 71.
(85v87r) Mansuetus Mediolanensis: Epistula ad Constantinum IV imperatorem. ›[Incipit epistola Mansueti episcopi ad Constantinum imperatorem]‹. Domino serenissimo atque tranquillissimo et a Deo coronato religiosissimo Constantino imperatori Mansuetus Mediolanensis metropolitanae ecclesiae indignus episcopus vel universa sancta episcoporum nostrorum fraternitas quae in hac magna regia urbe convenit eternam in Domino salutem. Si apicem imperialis fastigii et infulas sacratissimae potestatis avis et proavis vestris caelitus adtributum cognovimus … — … vel defensores exstiterunt nos eorum acta vel statuta omni devotione suscipimus his deleatis opere pretium duximus huic nostrae fides contenet [!] adnectere. Durch den Beschnitt des Kopfstegs nach Wassserschaden am oberen Rand Textverlust, auch in der Rubrik. Druck: PL 87, 1261C–1265C. Literatur: CPL 1170.
(87r88r) Ps.-Augustinus: Expositio fidei. ›Incipit expositio fidei‹. Profitemur nos credere indivisibilem sanctam trinitatem hoc est patrem et filium et spiritum sanctum unum Deum ita unum ut trinum … — … et in caelos ascendentem ad dexteram Patris sedentem et ad vivos et mortuos iudicandos venturum cuius regni non erit finis. Der auf der Mailänder Synode von 679 promulgierte Text wird wie der voranstehende Brief, dem er meist angehängt ist, den Bischöfen Mansuetus von Mailand (vgl. oben) oder Damianus von Pavia zugeschrieben. Druck: PL 87, 1265C–1267B; Bibliothek der Symbole und Glaubensregeln der Alten Kirche, hrsg. von A. Hahn, Breslau3 1897, ND Hildesheim 1962, 248–250 § 183. Literatur: CPL 1171; CPPM 1808; Keefe Catalogue (s. oben), 146f. Nr. 249 (Hs. genannt).
(88rv) Ps.-Augustinus: Expositio de secreto gloriosae incarnationis domini nostri Jesu Christi. ›Incipit expositio sancti Augustini de secreto gloriosae incarnationis domini nostri Ihesu Christi‹. Inter cetera et ad locum lege cum timore caute et secrete: Veni ad me et dicam tibi quemadmodum virgo concepit … — … hec contra omnes hereses cum timore et secrete est exponendum. ›Explicit liber canonum sanctorum patrum deo gratias Amen‹. Die in roten, stark verblassten und kunstvoll nach oben und unten ausgezogenen litterae elongatae gehaltene Schlußrubrik ist gerahmt von zwei roten lateinischen Tatzenkreuzen, kombiniert mit je einem schräg aufgelegten Kugelstabkreuz, die an den Armen von jeweils vier schwarzen Kugeln begleitet sind. Edition: G. Folliet, Expositio de secreto gloriosae Incarnationis D.N.I.C. Histoire d'un texte attribué à saint Augustin, in: Corona Gratiarum. Miscellanea patristica, historica et liturgica Eligio Dekkers O.S.B. XII lustra complenti oblata, Bd. 1, hrsg. von A. I. de Smedt, Brugge u. a. 1975 (Instrumenta patristica 10), 353–373, Text 371f. (ohne Kenntnis dieser Hs.). Literatur: CPPM 195.
(88v) Versus Ercanberhti scribae. Tres digiti scribunt et totum corpus laborat | Sortitur deo finem praestante libellus Meme pro misero supplex tua famina funde | Quisquis queso meo vis forte labore potiri In stark verblassten, roten litterae elongatae geschrieben, die erste Zeile ist umgeben von zwei schwarzen lateinischen Tatzenkreuzen, kombiniert mit je einem schräg aufgelegten Kugelstabkreuz, die an den Armen von jeweils vier roten Kugeln begleitet sind, nach dem Textschluß steht ein rotes lateinisches Tatzenkreuz mit roten Pendilien am Querbalken. Edition: MGH Poetae 4/3, 1062 Nr. XV (nach dieser Hs.). Literatur (diese Hs.): Walther I 19381; Colophons 3911; R. Rosenfeld, Tres digiti scribunt: A typology of late-antique and medieval pen grips, in: Music and medieval manuscripts. Paleography and performance. Essays dedicated to Andrew Hughes, edited by J. Haines and R. Rosenfeld, Aldershot, Burlington 2004, 20–59 (20 und 53 Nr. 6 Kolophon und Hs. genannt). Die Sammlung findet sich mit Ausnahme des letzten Stückes und des Kolophons als Abschrift wiederum in Cod. Guelf. 219 Helmst., 126v–133v, mit dem abschließenden Verweis von anderer Hand auf den fehlenden und die hier noch folgenden Texte: Codex originalis adhuc habet adiecta quaedam..

89rava Glossarium ad regulam sancti Benedicti. (Text setzt ein) … discipulus. 'Apta' composita. 'Affectu' studio. 'Affectum' muotscaf. … — … 'Vilicationis' am[baht]es. 'Ymnum' carmen laus. 'Zelotipus' invidiosus. 'Zelosus' ab omnibus timens. Alphabetisch geordnetes, meist lateinisch-lateinisches Glossar zur Benediktsregel, dazu sechs lateinische Lemmata mit ahd. Übersetzung. Als Ganzes ungedruckt. Druck der ahd. übersetzten Lemmata nach dieser Hs.: Althochdeutsches aus Wolfenbüttler Handschriften, hrsg. von A. H. Hoffmann von Fallersleben, Breslau 1827 (XXIVI–XXV Hs. genannt, Teilabdruck); Die althochdeutschen Glossen, gesammelt und bearbeitet von E. von Steinmeyer und E. Sievers, Bd. 2: Glossen zu nichtbiblischen Schriften, Berlin 1882, 52 Nr. DLXIII. Vgl. zu den ahd. Glossen dieser Hs.: U. Daab, Studien zur althochdeutschen Benediktinerregel, Halle/S. 1929 (Hermaea 24), 56f. Nr. 4; C. Wich-Reif, Studien zur Textglossarüberlieferung. Mit Untersuchungen zu den Handschriften St. Gallen, Stiftsbibliothek 292, und Karlsruhe, Badische Landesbibliothek, St. Peter perg. 87, Heidelberg 2001 (Germanistische Bibliothek 8), 271, 294 Nr. 967, 300 Nr. 967 und 344 (jeweils diese Hs.); G. Köbler, Altdeutsch. Katalog aller allgemein bekannten altdeutschen Handschriften: Althochdeutsch, altsächsisch, altniederfränkisch, Gießen 2005 (Arbeiten zur Rechts- und Sprachwissenschaft 60), 765; Althochdeutscher und altsächsischer Glossenwortschatz, hrsg. von R. Schützeichel, 12 Bde, Tübingen 2004 (mit dieser Hs., Bd. 1, 21 genannt, Sigle Wo); Katalog der althochdeutschen und altsächsischen Glossenhandschriften, bearbeitet von R. Bergmann und S. Stricker, Berlin 2005, Teil C: Katalog Nr. 780–1070, 1835f. Nr. 967 (mit weiterführender Literatur); Teil G: Abbildungen, 2956f. Nr. 967; Die althochdeutsche und altsächsische Glossographie. Ein Handbuch, hrsg. von R. Bergmann und S. Stricker, Berlin, New York 2009, Bd. 1, 131 Nr. 967 und 555 Nr. 967, Bd. 2, 1028 Nr. 967 und 1230 Nr. 967 (jeweils diese Hs.).

89va91rc Glossarium ad canones conciliorum patrumque. ›De canone apostolorum‹. 'Confecta' -facta. 'Sub obtentu' sub occasione. 'Proteletur' prolongetur. 'Spectaculis' lusibus vel iocis. 'Mancipantur' subducitur … — … 'Infestibilie' … 'Philologus' … 'Faciendus' … 'Paragma' … 'Cuniculus' … (Text bricht ab). Fuldaer Fassung des sog. "Tegernseer Canones-Glossars", Schreibsprache: Lateinisch, dazu insgesamt 15 lateinische Lemmata mit ahd. Übersetzung (insgesamt 25 ahd. Wörter). Am Schluss fragmentiert, als Ganzes ungedruckt. Druck der ahd. übersetzten Lemmata nach dieser Hs.: Die althochdeutschen Glossen, Bd. 2 (s. oben), 86 Nr. DLXXXV. Vgl. zu den ahd. Glossen dieser Hs. neben der oben gen. Literatur: H. Palander, Die althochdeutschen Tiernamen, Teil 1: Die Namen der Säugetiere, Darmstadt 1899, 77 (Hs. genannt); C. Wesle, Die althochdeutschen Glossen des Schlettstadter Codex zu kirchlichen Schriften und ihre Verwandten, Starßburg 1913 (Untersuchungen zur deutschen Sprachgeschichte 3), 118–120 (Hs. genannt); E. Karg-Gasterstädt, Die Glossen der Stuttgarter Handschrift H. B. VI 109 (früher iur. et pol. 109), in: Beiträge zur Geschichte, Literatur und Sprachkunde vornehmlich Württembergs. Festgabe für Karl Bohnenberger, Tübingen, zum 75. Geburtstag, hrsg. von H. Bihl, Tübingen 1938, 231–253 (247 Hs. genannt); S. Blum, Althochdeutsche Canonesglossierungen und ihre Funktionsbestimmung unter besonderer Berücksichtigung der Handschrift Frankfurt am Main Ms. Barth. 64, in: Mittelalterliche volkssprachige Glossen, hrsg. von R. Bergmann, E. Glaser und C. Moulin-Fankhänel, Heidelberg 2001 (Germanistische Bibliothek 13), 475–484 (477 Hs. genannt); J. Riecke, Die Frühgeschichte der mittelalterlichen medizinischen Fachsprache im Deutschen, Bd. 1: Untersuchungen, Bd. 2: Wörterbuch, Berlin New York 2004 (Bd. 2, 648 Hs. genannt); Chronologisches Wörterbuch des deutschen Wortschatzes, Bd. 2: Der Wortschatz des 9. Jahrhunderts , bearbeitet von E. Seebold unter Mitarbeit von B. Bulitta, Berlin, Boston 2008 (ChWdW9), 91 Nr. TrT03, 98f. Nr. TrT34c (jeweils diese Hs.); R. Bergmann, Canones, Althochdeutsche Glossierung, in: Althochdeutsche und altsächsische Literatur, hrsg. von Dems., Berlin 2013, 64–67 (66 Nr. 67 Hs. genannt); Die althochdeutsche und altsächsische Glossographie. Ein Handbuch, hrsg. von R. Bergmann und S. Stricker, Berlin, New York 2009, Bd. 2, 1028 und 1230 (Hs. genannt).

91v Regino Prumiensis: De synodalibus causis et disciplinis ecclesiasticis (partim). (Text setzt ein) … proinde placuit atque statutum est a sacro conventu ut raptor publica penitentia multetur … — … quod si et forte in ecclesia eventus talis reperiri … (Text bricht ab). Das von anderer Hand nachgetragene Fragment enthält Canon 255 und den Beginn von Canon 256; der davor stehende Text ist stark fragmentiert und derart verblasst, dass er selbst mit Hilfesmitteln nicht mehr lesbar ist. Druck: PL 132, 187–400; De synodalibus causis et de disciplinis ecclesiasticis Reginonis Abbatis Prumiensis, hrsg. von F. G. A. Wasserschleben, Leipzig 1840, 27f.


Abgekürzt zitierte Literatur

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Beschreibung erstellt im Rahmen des Projektes Katalogisierung der mittelalterlichen Helmstedter Handschriften Teil IV.
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