Gefördert durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft im Rahmen des Programms "Erschließung und Digitalisierung handschriftlicher und gedruckter Überlieferung"
Institutio sanctimonialium Aquisgranensis. Ps.-Eusebius Gallicanus
Pergament — 28 Bl. — 21 × 13 cm — Goslar, Augustiner-Chorherrenstift Georgenberg (?) / Heiningen, Augustiner-Chorfrauenstift (?) — 12. Jh., 4. Viertel
Lagen: II+4 (8). I+5 (15). III+2 (23). I (25). 3 (28). Die Zusammensetzung der Lagen aus verschieden kombinierten Doppel- und Einzelblättern ist bemerkenswert. Tintenfoliierung modern: 1–27. Nach Ausweis der Heftlöcher im Umschlag fehlt die erste Lage mit dem Textbeginn mindestens seit dem späten Mittelalter, außerdem Verlust von mindestens 3 Bl. in der vorletzten Lage. Der unbeschriebene Teil von Bl. 28 wurde entfernt, der Rest mißt nur noch 6,5 x 11,5 cm. Die oberen Ecken sind stark geknickt, in den Falzen Textverlust. 1r–25v Schriftraum: 17,5 × 9 cm, 28 Zeilen, Blindliniierung, Punkturen an den Blatträndern sichtbar; 26r–28r Schriftraum: 18 × 10 cm, 35 Zeilen, Blindliniierung, Punkturen an den Blatträndern sichtbar. Saubere, aber etwas unregelmäßig wirkende Carolina-Gothica von zwei sehr ähnlichen Händen, Hand 1: 1r–25v, Hand 2: 26r–28r. Rubriziert; am Beginn der einzelnen Kapitel einfache rote Initialmajuskeln in Capitalis- bzw. Unzialformen; 8v rot konturierte Spaltleisteninitiale T über 5 Zeilen mit roter Spaltfüllung und einer mit einer Schnalle am Buchstabenkörper befestigten und diesen umwindenden Halbpalmettenranke (sehr ähnlich der Initiale in der Georgenberger Hs. Cod. Guelf. 281 Helmst., 134ra).
Romanischer Koperteinband aus stark beriebenem und beschädigten Leder (Tierart nicht mehr erkennbar), Verschlußklappe erhalten, Schnüre des Wickelverschlusses fehlen. Lagen an Kopf und Schwanz mit gedrehten Pergamentschnüren direkt durch den Umschlag geheftet. Weitere Falze und Rostspuren von Beschlägen zeigen, dass das Leder zweitverwendet wurde und ursprünglich den Überzug eines Holzdeckelbandes bildete. Auf dem VD Signaturschild der Herzog August Bibliothek aus dem 19. Jh. Zum Einband vgl. Cod. Guelf. 951 Helmst.
, 182f., 208, 214, 233, 241, 266; , Early western limp bindings. Report on a study, in: Care and conservation of manuscripts 7. Proceedings of the seventh international seminar held at the Royal Library, Copenhagen 18th–19th April 2002, hrsg. von und , Kopenhagen 2003, 132–158 (156 Hs. genannt); , Boeken worden boeken. Hergebruik van materialen in Middeleeuwse handschriften, in: Handboekbinden 3 (2010), 80–87, hier 83–85 mit Abb.; , 74–76 mit Abb. 3 und 4. Einen ähnlichen Koperteinband aus zweitverwendetem Überzugsmaterial trägtAls Lesezeichen lose eingelegt ein abgerissenes Papierbl., ca. 7,5 x 2–2,5 cm, vier Zeilen. Jüngere gotische Kursive. 15. Jh. Schreibsprache: Ostfälisch. Brief. (Fragment). (Text setzt ein) … Moderlike leue tho … wandeß by deme … — … wil ek juck bringhen … nacht vnde … (Text bricht ab).
Herkunft: Nach Ausweis der paläographischen Merkmale wurde der Codex im letzten Viertel des 12. Jh. im südniedersächsischen Raum geschrieben; die Gestaltung der einzigen noch vorhandenen Initiale steht dem im Skriptorium des Goslarer Augustiner-Chorherrenstifts Georgenberg verwendeten Buchschmuck nahe. Es ist daher nicht auszuschließen, dass dort die Abschrift der Aachener Kanonissenregel für die Heininger Chorfrauen angefertigt wurde. Zwar ist nicht auszuschließen, dass die Hs. auch in Heiningen selbst entstanden sein könnte, mangels Vergleichsmaterial kann diese Hypothese jedoch bislang nicht verifiziert werden. — Die Hs. befand sich bis ins späte Mittelalter im Augustiner-Chorfrauenstift Heiningen, vgl. den Besitzvermerk des 15. Jh. auf Bl. 1r: In heninghe. — Am 18.3.1572 wurde er mit dem übrigen Buchbestand des Konvents in die Wolfenbütteler Hofbibliothek transportiert; 1614 in deren Gesamtkatalog von Liborius Otho (Cod. Guelf. A Extrav., p. 301 [306]) unter den Papalia miscellanea als Fragmenta S. Anastasii episcopi ad sponsas Christi. Ibidem quales monasteriis puellaribus debeant esse abbatissae. De monialibus plura. Item de porta monasterii custodienda mit der Signatur A.a 10 nachgewiesen; zur Beschreibung wurde die erste vorhandene Rubrik benutzt. Seit 1618 in der Universitätsbibliothek Helmstedt, 1644 in deren Handschriftenkatalog (Cod. Guelf. 27.2 Aug. 2°, 18v) als Fragmentum de regimine monialium, in membrana unter den Theologici in quarto genannt; die Titelaufnahme zitiert die 1r auf dem Fußsteg im 17. Jh. hinzugefügte Inhaltsangabe. Im Handschriftenverzeichnis von 1797 (BA III, 52) unter Nr. 744 ausführlich beschrieben.
Nr. 979. — , 25. — , 341. — , 58, 181f. mit Abb. 161, 199. — , 273–275 Nr. IV.17 ( ). — , 33–35, 277f., 291, 429. — .
1r–24v Institutio sanctimonialium Aquisgranensis (Fragment). (Text setzt ein) … quam de secula dignitate gaudete. Tenete ergo firmiter manus in aratro et nolite respicere retro … — … Ut hospitale pauperum extra monasterium sit puellarum. Quia sanctarum scripturarum … (Text bricht ab). Durch Blattverlust fehlen Praefatio, Kapitelverzeichnis, Kapitel 1–4 sowie der größte Teil der Kapitel 5 und 28. Vorliegendes Exemplar der Aachener Chorfrauenregel ergänzt die schmale Überlieferung (bislang 9 Hss., vgl. unten), um einen weiteren, bislang unbekannten Textzeugen. Edition: 2/1, 307–464 Nr. 39, hier 436–455 Nr. 39B. Literatur: , Aachen 816. Zu Überlieferung und Edition der Kanonikergesetzgebung Ludwigs des Frommen, in: Deutsches Archiv 63 (2007), 497–544, bes. 509–517; 3, 633; 1, 141f.; , 1045–1058 (alle ohne Kenntnis dieser Hs.); , Norm und Wirklichkeit religiöser Frauengemeinschaften im Frühmittelalter. Die Institutio sanctimonialium Aquisgranensis des Jahres 816 und die Problematik der Verfassung von Frauenkommunitäten, Göttingen 1998 (VeröffMPI 137, Studien zur Germania sacra 21), 106 (in der HAB angeblich kein Textzeuge).
25r–28r : Homilia III ad monachos (partim). (Text setzt ein) … aliquis discederet si ullo loco ire posset ubi illum diabolus invenire non posset … — … ascendere mereamur ad promissa domini Jesu Christi qui cum Patre et Spiritu Sancto vivit et regnat deus per omnia secula Amen. Beginn fehlt durch Blattverlust; von der abschließenden Textzeile (Kolophon?) sind nur noch die Oberlängen erkennbar. Vollständig in Cod. Guelf. 599 Helmst., 50v–54v; 20.14 Aug. 4°, 62v–65v. Edition: 50, 836–841 (Eucherius Lugdunensis); 58, 883–887 (Faustus Reiensis); 101A, 435–449, hier ab 438 Z. 63. Literatur: 1180; 289 und 966; 101B, 903–935 (ohne Kenntnis dieser Hs.); 4411 und 4652.– 28v leer.
Abgekürzt zitierte Literatur
- Manuscripta Mediaevalia Objektnummer hinzugefügt (schassan, 2019-08-20)
Beschreibung erstellt im Rahmen des Projektes Katalogisierung der mittelalterlichen Helmstedter Handschriften Teil II.