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Beschreibung von Cod. Guelf. 982 Helmst.
Die illuminierten Handschriften der Herzog August Bibliothek. Teil 2: 12. Jahrhundert, beschrieben von Stefanie Westphal (in Bearbeitung)

Breviarium

Lamspringe — 12. Jh., 4. Viertel

Provenienz: Die Handschrift wurde am 10.4.1572 mit den übrigen Lamspringer Codices in die Wolfenbütteler Hofbibliothek überführt. Unter den 1588 von Eberhard Eggelinck verzeichneten Pergamenthandschriften der Hofbibliothek (NLA – StA Wolfenbüttel, 1 Alt 22, 83, 22r–35v) ist sie jedoch nicht eindeutig identifizierbar. 1614 erscheint sie im Gesamtkatalog von liborius Otho (Cod. Guelf. A Extrav., p. 305 [300]) unter den Papalia Miscellanea als Breviarium antiquissimum et verè optimum … mit der Signatur Z 120. Seit 1618 in der Universitätsbibliothek Helmstedt. 1644 in deren Handschriftenkatalog (Cod. Guelf. 27.2 Aug. 2°, 19r) in einem Sammeleintrag unter den Sechs vnd zwanzig Breviaria, worunter 13 vf pergamen vnd 13 vf papier geschrieben unter den Theologici MSSti in quarto aufgeführt. Im Handschriftenverzeichnis von 1797 (BA III, 52) als Nr. 938 genannt.

Pergament — 192 Bl. — 20 × 12,2 cm

Lagen: 7 IV (56). III+2 (64). 2 IV (80). 2 III+1 (94). 2 IV (110). III+2 (116). 9 IV (187). IV-3 (192). Fehlende Lagen: zu Beginn der Handschrift und zwischen Bl. 80/81. Zwischen Bl. 162 und 163 ein ungezähltes Blatt. Einige Blätter am Ende der Handschrift herausgeschnitten. Schriftraum: 15,5 × 9,1 cm, einspaltig, 25 Zeilen. Carolino-Gothico von mehreren Händen. Hand 89r-192r wie in 1012 Helmst. 25r-169v Schreiberin aus der Hamersleben-Gruppe (zur paläographischen Einordnung vgl. Härtel Geschrieben und gemalt, 90f.). 2-7zeilige Satz- und Initialmajuskeln, einige mit Fleuronnée verziert (s.u.). Reklamanten.

Romanischer Holzdeckeleinband bezogen mit ungefärbtem Schafsleder. Lappenkapitale entfernt, nachträglich als zwei Doppel- und zwei Kapitalbünde hinzugefügt. Ursprünglich, heute verloren, zwei Riemenschließen mit Ösenverschluss und Dornen and der Kante des VD. Diese vermutlich im 14. Jh. durch eine Langriemenschließe ersetzt (erhalten ist das Gegenblech auf dem HD und ein Riemenrest). Der Einband ist identisch mit denen von folgenden Lamspringer Handschriften: Cod. Guelf. 443 Helmst., 475 Helmst., 480 Helmst., 553 Helmst., 903 Helmst., 943 Helmst., 1113 Helmst. und 1196 Helmst.

INHALT

1r-192v Breviarium (ohne Psalmen und Hymnen, zum Text vgl. Härtel Geschrieben und gemalt, Kat. Nr. 17; Kat. Helmstedt 6 (in Vorb., vorläufige Beschreibung in der Handschriftendatenbank der HAB).).

AUSSTATTUNG

Silhouetten- und Fleuronnéeinitialen.

Silhouetten- und Fleuronnéeinitialen unregelmäßig auf den Text verteilt (1r-89r). Die Initialmajuskeln teils mit Punktverdickungen und gleichfarbigem Blüten- und Knospenornament (vgl. 1r und 5v). Die Buchstabenschäften mit Wellenlinien ausgespart (vgl. 5v). Die schaftbegleitende Silhouette mit Palmettenverzierungen (teils geädert) und Punktverzierungen. Die Linienführung gelegentlich zu grünen, zackig verlaufenden Linien vereinfacht (vgl. 43v, 44r). Ab 9r wird den zum Teil zweifarbig gespaltenen Buchstaben (rot/grün und rot/blau) schaftbegleitendes Palmettenfleuronnée, teils kombiniert mit Silhouettenelementen (grün) hinzugegeben. Im Fleuronnée dominieren Palmettenformen (geädert, vgl. 41r), teils mit Stegen verziert (vgl. 86v). Auf 9r und 23r die Initialen und das Fleuronnée mit gekernten Palmetten und fingerartiger Erweiterung (9r). Das Palmettenfleuronnée in den Farben Rot und Blau.

STIL UND EINORDNUNG

Das vorliegende Breviarium wurde von mehreren Lamspringer Schreiberinnen angefertigt. Härtel konnte 2 Hände nachweisen (Einteilung nicht eindeutig, s.o.), wobei eine identisch ist mit einer Hand in 1012 Helmst. (hier ab 25r) und eine der Hamerslebener Gruppe zugeordnet werden kann (zur Hamerslebener-Gruppe vgl. 204 Helmst.). Diese Einschätzung deckt sich mit der Einordnung des hier verwendeten Silhouettenornaments, bzw. Fleuronnée. Das grüne, die Initiale begleitende Silhouettenornament begegnet bereits in 475 Helmst., 181r (Hamerslebener-Gruppe - frühes 4. Viertel 12. Jh.), hier in Silhouette noch kräftiger angelegt. Die etwas fahrig ausgeführten, zackig verlaufenden Begleitstriche und die farbig geteilten Schäfte liegen im bereits von Härtel erwähnten Lamspringer Evangeliar 1012 Helmst. vor (4. Viertel 12. Jh.). Die deutlich ausgeprägte Palmette, sowie die Palmette mit fingerartiger Erweiterung verweisen auf in Paris entwickeltes Fleuronnée der Zeit 1160-1180 (vgl. Stirnemann Fils de la vierge, 61, Kat.Nr 9). Mit einem kurzen Zeitversatz dürften entsprechende Vorlagen ihren Weg nach Lamspringe gefunden haben, so dass von einer Datierung von gegen Ende des 4. Viertels des 12. Jh. auszugehen ist.

Wolfenbüttel Helmst., Nr. 1084 (Heinemann Nr.). — Härtel Geschrieben und gemalt, Kat.Nr. 17. — Bertelsmeier-Kierst Audi filia, 71, 75. — Kat. Helmstedt 6 (in Vorb., vorläufige Beschreibung in der Handschriftendatenbank der HAB).


Abgekürzt zitierte Literatur

Bertelsmeier-Kierst Audi filia C. Bertelsmeier-Kierst, Audi filia et vide. Frauenkonvente nach der monastischen Reform, in: Zwischen Vernunft und Gefühl. Weibliche Religiosität von der Antike bis heute, hrsg. von Ders., Frankfurt/M. u.a. 2010 (Kulturgeschichtliche Beiträge zum Mittelalter und der frühen Neuzeit 3), 61–90, hier nach dem ND in: Dies., Buchkultur und Überlieferung im kulturellen Kontext, hrsg. von T. Terrahe, R. Toepfer und J. Wolf, Berlin 2017 (Philologische Studien und Quellen 17), 255–286
Härtel Geschrieben und gemalt H. Härtel, Geschrieben und gemalt. Gelehrte Bücher aus Frauenhand. Eine Klosterbibliothek sächsischer Benediktinerinnen des 12. Jahrhunderts, Wiesbaden 2006 (Ausstellungskataloge der Herzog-August-Bibliothek 86)
Stirnemann Fils de la vierge P. Stirnemann, Fils de la vierge. L'initiale à filigranes parisiennes 1140–1314, in: Revue de l'Art 90 (1990), 58–73
Wolfenbüttel Helmst. O. von Heinemann, Die Helmstedter Handschriften, Bd. 1–3, Wolfenbüttel 1884–1888, ND Frankfurt/M. 1963–1965 (Kataloge der Herzog-August-Bibliothek Wolfenbüttel. Die alte Reihe 1–3)

Beschreibung erstellt im Rahmen des Projektes Katalogisierung der illuminierten Handschriften der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel Teil II (12. Jh.).
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