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Beschreibung von 2° Cod. Ms. jurid. 393
Lukas Wolfinger: In Vorbereitung: Katalog der mittelalterlichen volkssprachigen Handschriften der SUB Göttingen, beschrieben von Lukas Wolfinger.

Sachsenspiegel mit Glossenauszügen

Papier — I, 82, I Bl. — 32-32,5 × 21,5-22,3 cm — Sachsen (Herzogtum) — 1477 und später (zw. 1477 und 1480?)

Papier; Wasserzeichen: Ochsenkopf (WZIS DE3270-jurid393_4, 1477-1479); Ochsenkopf (WZIS DE3270-jurid393_2, 1477-1479); Ochsenkopf (WZIS DE3270-jurid393_10; 1476-1479); Ochsenkopf (WZIS DE3270-jurid393_43, 1477-1479); Ochsenkopf (WZIS DE3270-jurid393_34); Ochsenkopf (WZIS DE3270-jurid393_37); Ochsenkopf (WZIS DE3270-jurid393_48; Variante Innsbruck 1476); Ochsenkopf (WZIS DE3270-jurid393_56; Varianten 1478-1479); Ochsenkopf (WZIS DE3270-jurid393_82); Ochsenkopf (WZIS DE3270-jurid393_78). Lagen: Neben einem – wohl in beiden Fällen frühneuzeitlichen – Vorsatz- und Nachsatzbl., die als Bl. 1 und Bl. 84 in die moderne Foliierung einbezogen sind, besteht die Handschrift aus folgenden Lagen: 3 VI (37!). V (47). VI (59). V (69). VII (83); die Lagen 5-7 bzw. Bl. 49-83 wurden wohl von einem zweiten Schreiber kurz nach der Entstehung des vorangegangenen Teils hinzugefügt (s. unter Herkunft); teilweise Reclamanten oder Reste davon am Lagenende (13v, 47v und 59v); bei der Bindung wurde ein Doppelbl. versehentlich verkehrt eingebunden (Bl. 15 u. 24); in Teil I (3r-42v) am oberen Seitenrand – meist mittig – Buchzählung (häufig so, dass auf der linken Seite der erste Teil der lat. Ordinalzahl steht, auf der rechten der zweite: pri/mus bzw. se/cundus und ter/cius). Bleistiftfoliierung modern: 1-84; in Teil I (3r-42v) Schriftraum: 22,5-23 × 14,2-15 cm, 41-45 Zeilen, 2 Spalten; in Teil II (43r-83v) Schriftraum: 22,3-24,5 × 13-14,5 cm, 37-42 Zeilen, 2 Spalten (69v jedoch einspaltig); der Haupttext in Teil I (3r-42v) in geübter und relativ großer Bastarda, aber relativ dicht und ohne besonderen Aufwand geschrieben; die Überschriften bzw. Rubriken in größerem Schriftgrad; in Teil II (42v-83v) nur die Überschriften in größerer Bastarda; der Rest in erheblich kleiner und schnell geschriebener, Kanzleibastarda vergleichbarer Schrift, in der – wohl von derselben Hand – auch der Großteil der zahlreichen Glossen notiert ist, die in beiden Teilen hinzugefügt wurden. In Teil II fehlt Ausstattung, Teil I hingegen ist rubriziert, ebd. auf 5r und 38v-39r zudem sehr schlichte Lombarden oder Initialen in Rot (sonst nur vorgeschrieben aber nicht ausgeführt).

Dunkler, melierter Pappeinband – wohl des 18. Jhs.; Rücken und Ecken mit braunem Leder verstärkt; am Rücken in Gold geprägt untereinander vier Blumen (mit je drei Blüten) sowie eine nur mehr in Resten erhaltene und deshalb kaum zu lesende Inhalts- bzw. Titelangabe oder Signatur; darüber Signaturenschildchen der SUB Göttingen mit moderner Signatur, die mit Bleistift auch am VS eingetragen ist (Cod. Ms. jurid. 393), wo sich noch mehrere andere Vermerke finden: am oberen Seitenrand steht Urtheil des Christian Friedrich in Göttingen über diese handschrift 853. 6 - XII. 'Dat mut wol in aller ile darin klet sin'; mittig auf der Seite zudem der Eintrag: Verbunden: Bl. 15 und 24 sind vertauscht; rechts unten: In bibliothecam D. Aug. Friedr. Schotti, Profess. Lips. ex bibliotheca b. Klotzschii Senatoris Fribergensis, dono Viri perillustris Thomae Wagneri Consiliarii in Collegio rerum fiscalium Dresdensi intimi, transiit. Auf dem VS sind außerdem aufgeklebt: das Formular der Preuß. Akad. d. Wiss. (Bearbeiterin: Dr. Marie-Luise Dittrich; Juni 1938) sowie das Formular Auch als Mikroform vorhanden unter Sign.: mit dem handschriftlichen Eintrag: 11F/2° Cod. Ms. jurid. 393; auf dem HS mit Bleistift vermerkt die frühere Göttinger Signatur MSS Jurid. 18 sowie Jus. Stat. Germ. 153a (beide Einträge mit lila Buntstift durchgestrichen; oberhalb davon mit Bleistift eingetragen ein Lit.-Verweis auf Homeyer, Verzeichnis N. 269.

Herkunft: Laut dem Kolophon auf 42va wurde der erste Teil der Handschrift am 25. Sept. 1477 vollendet (Anno domini M° CCCC° 7° Septimo, fferia quinta post Mauricii) – der Schreibsprache nach zu schließen von einem Schreiber im thüringisch-obersächsischen Raum (oder wenigstens aus demselben). Der zweite Teil (samt den Nachträgen und Glossen sowohl in Teil II als auch Teil I) dürfte kaum viel später hinzugefügt worden sein: Zum einen schließt er nahtlos bzw. ohne Lagenwechsel an, zum anderen sprechen die darin vorkommenden Wasserzeichen – soweit sie nachweisbar sind – für eine Entstehung in den Jahren um 1477-1480 oder kurz danach (s. Wasserzeichen). Neben dem Thüringischen und Obersächsischen weist der zweite Teil noch einen etwas größeren Einschlag des Schlesischen auf, doch unterscheidet er sich damit hinsichtlich seiner Schreibsprache nicht grundlegend vom ersten Teil, was auch eine ähnliche räumliche Verortung nahelegt. Eine Reihe von Indizien spricht dafür, dass er im sächsischen Herrschaftsbereich der Wettiner hinzugefügt wurde. Gerade die – offenkundig systematisch zusammengestellten – Nachträge zu Beginn und am Ende der Handschrift behandeln nämlich nicht nur den Inhalt und die Geschichte des Sachsenspiegels und anderer sächsischer Rechtstexte, sondern vor allem auch die besondere Rechtsstellung Sachsens sowie Widukind als Ahnherren nicht nur der sächsischen Herzöge, sondern vor allem auch der Wettiner. Zudem werden in diesen Einträgen sowie den anderen Texten, die in der Handschrift den Sachsenspiegel als Haupttext ergänzen, folgende Orte genannt: Mittweida und Leipzig. Die Schreibsprache beider Teile stützt die genannte Einordnung zusätzlich und auch die spätere Geschichte der Handschrift fügt sich hier nahtlos ein. — Im 18. Jh. befand sie sich zuerst im Besitz des Freiberger Bergbeamten, Historikers und Senators Johann Friedrich Klotzsch (geb. 1726, gest. 1789; die Handschrift ist nicht genannt im Katalog zur Auktion seiner Bibliothek im Jahr 1790; vgl. Catalogus der Bibliothek); von da gelangte sie auf unbekanntem Weg an den Dresdner Berg- und Finanzrat (dann Geheimen Finanzrat) Thomas von Wagner (geb. 1759, gest. 1817; vgl. Heerde Das Publikum, S. 647). Dieser gab sie als Geschenk weiter an den Leipziger Professor bzw. Rechtswissenschaftler August Friedrich Schott (geb. 1744 in Dresden; gest. 10. Okt. 1792 in Leipzig; u. a. 1767 außerordentlicher Professor der Rechtsaltertümer, 1778 ordentlicher Professor des sächsischen Rechts). — Aus seinem Nachlass wurde sie für die UB Göttingen erworben auf der Auktion am 11. Nov. 1793; siehe dazu den Eintrag im Catalogus Bibliothecae Aug. Frider. Schott, S. 362 unter Nr. 6529: Sächsisch Land und Lehnrecht. Cod. mspt. de Ao. 1407. f. hFrzb.; die Jahreszahl im Kolophon auf 42va ist hier also falsch angegeben bwz. gelesen; dass es sich bei diesem Eintrag dennoch um die vorliegende Sachsenspiegel-Handschrift handeln muss, macht der entsprechende Eintrag im Göttinger Manuale klar, wo der Codex als Sächsisches land und lehnrecht. Mscpt. fol. samt der Seitenzahl und der Nummer des Auktionskatalogs genannt wird (vgl. das Manuale der UB Göttingen, wo die Erwerbungen aus der Schott'schen Bibliothek jedoch erst im Band zum Jahr 1794, S. 34 ff. eingetragen sind – die vorliegende Handschrift auf S. 38).

Göttingen 1, S. 397-398. — Oppitz 2, S. 528, Nr. 601. — Kaufmann Glossen zum Sachsenspiegel-Lehnrecht. Die längere Glosse, Teil 1, S. LXX-LXXIII (Sigle G2). — Kannowski Die Umgestaltung S. 38, Anm. 235, S. 537 mit Anm. 389. — Kaufmann Glossen zum Sachsenspiegel-Landrecht. Buch'sche Glosse, Teil 3, S. 1532, Nr. 69. — Homeyer, Das Sächsische Lehnrecht, S. 15, Nr. 26. — Handschriftencensus.

1r-v leer, abgesehen von der späteren Titel- bzw. Inhaltsangabe Sächssisches Land- und Lehn-Recht (wohl 18. Jh.) auf 1r und dem ältesten großen Bibliotheksstempel der UB Göttingen auf 1v.

2r-v Notizen, Exzerpte und Verse , insbesondere zu den sächsischen Privilegien und Rechtstexten (etwa zum Inhalt und Geltungsbereich sowie zur Einteilung des Sachsenspiegels oder zum Sächsischen Weichbild), aber auch zu einzelnen Rechtsfragen und -praktiken (so z.B. die Verse Wir swern alle gleiche/ dem armen also dem reichen/ Rechtis phlegen zcu allerzceit/ Als es beste an vns leyt/ Durch lip durch leit durch gabe/ Trete wir nicht rechtis abe/ Bisz recht vnd slecht/ Czwiuelt am rechten vnser syn/ Wir söllens süchen da clüger seyn; ebenso etwa 12 Gründe, quare pater potest exhereditare filium, aus Bernardi de Botone Parmensis, App. ad Glossam zu X 2,24,23 ad v. exhaeredaret; vgl. auch Steffenhagen, Kanonische Glosse S. 28-30). Die Einträge stammen wohl – wenigstens zum überwiegenden Teil – von derselben Hand, die auch den Haupttext von Teil II sowie den Hauptteil der übrigen Notizen oder Glossen in der Handschrift schrieb.

3ra-42va Eike von Repgow: Sachsenspiegel-Landrecht (Ordnung IVc) , mit später hinzugefügten Auszügen aus der Glosse des Johannes von Buch und Bocksdorfschen Additionen. (3ra-14vb) (24ra-24vb) I. Buch , in 71 Artikeln: [G]ot lisz vff ertreiche czwey swert zcu beschirmen dy cristenheit. Deme bobiste ist gesatzt daz geistliche, dem keiszr daz wertliche. Deme bobiste ist ouch gesatzt zcu reytene zcu bescheidener czeyt vff eynem blancken pferde … — … [W]en der gogrefe vorvestet der syner gogrefeschafft an daz gerichte czihet, geczuget her sine vestenunge vor dem grefen her erwirbet dez greffen vestenunge obir jenen al zcuhant; sucz yr werbet ouch der grefe mit syner vestunge desz koniges achte. Der letzte Teil von Buch I. befindet sich auf jenem Doppelbl., das falsch eingebunden ist, und demnach auf Bl. 24 statt auf Bl. 15. (24vb-28va) II. Buch , in 72 Artikeln (das Buch beginnt nur deshalb auf 24v, weil das Doppelbl. 15/24 verkehrt eingebunden wurde): ›Hyr begynnet sich daz andere buch‹. [W]o herren sich mit eiden zcusamme sichern, sy en bescheyden daz reich dar yz haben sy weder daz reich getan … — … komen aber dy roubere weder vff dasz husz vnde der roub dar vff ader dar vore[?] so ist dy burg schuldig an der tat. Es folgen danach noch drei Allegationen (Von kamphe li. I° ar.° LXIIII; Wy man richten sal li.° ar.° LXVIII°; Wy her sy gelden sal li. III° ar.° XLVII°). (28vb-42va) III. Buch , in 91 Artikeln: ›Hyr begynnet sych dasz dritte buch‹. [V]mme keyner hande vngerichte sal man vff hawen dar[ff] gebuͤde … — … Her musz keyn noth [?] gebot noch herberge noch bete noch dinst noch keyn recht vsser lant seczen, esz en willekore daz [gancze]gancze lant. Hy hat der Sachzespigel eyn ende. Got gebe, daz wyr dy kunst der gerechtikeyt wol ansz wenden. Vnd wer da geret daz vngleychen, der musz dem Teofel yn den arsz krychen. Explicit Anno domini M° CCCC° 7° Septimo, fferia quinta post Mauricii. Der Text des Landrechts ist in 3 Bücher zu 71, 72 und 91 Artikel gegliedert, die Vorrede fehlt; aufgrund der falschen Einbindung des Doppelblattes, das aus den Bl. 15 u. 24 besteht, sind die Art. I 69-II 3 u. II 45-49 vertauscht (vgl. Oppitz 2, S. 528); die Auszüge aus der Glosse des Johannes von Buch und die Bocksdorfschen Additionen wurden – wenigstens zum größten Teil – wohl von derselben Hand eingetragen, die den zweiten Teil der Handschrift schrieb; zur Landrechts-Glosse s. überdies Kaufmann Glossen zum Sachsenspiegel-Landrecht. Buch'sche Glosse, Teil 3, hier S. 1532, Nr. 69 zur vorliegenden Handschrift; allgemeiner zum Sachsenspiegel, seiner Überlieferung sowie zur Glosse siehe etwa Olberg Die Textsorte; 2VL 2, Sp. 401-406 und 2VL 8, Sp. 465-467; Oppitz 1, S. 21-32 und S. 72-75 (zu den Glossen).

42vb-67ra Eike von Repgow: Sachsenspiegel Lehnrecht (Ordnung IVc) mit Auszügen der Längeren Glosse. [W]er lehnrecht können wolle der volge disses buches lere … — … wen der man en ist nicht phlichtig czu getzugene dicker dann eyns ymme eyn gut gegin syme herren, etc.Explicit lehnrecht‹; später hinzugefügt: uel vsus feodorum. Diese Variante des Lehnrechts enthält 81 gezählte Artikel und weicht "von allen anderen Handschriften der längeren Lehnrechtsglosse merklich ab. Sie erscheint als merkwürdiger Zwitter, so als habe der Handschriftenschreiber zwei Vorlagen, eine aus der Textklasse der kürzeren Lehnrechtsglosse und eine andere aus der der längeren Lehnrechtglosse benutzt und bei der Herstellung miteinander vermischt" (Kaufmann Glossen zum Sachsenspiegel-Lehnrecht. Die längere Glosse, Teil 1, S. LXXII.); von der Glosse sind nur vereinzelte Auszüge an den Seitenrändern vorhanden, wo überdies auch Remissionen und Additionen vorkommen (vgl. ebd., S. LXXII-LXXIII); zur Textfassung dieser Handschrift siehe insbesondere ebd., S. LXXI-LXXIII; zudem Oppitz 1, S. 75, Punkt 2.2.

67ra-rb Zur Veräußerung von Lehen. (67ra-rb) Zum Verkauf von Lehensgütern (Auszug aus der Sachsenspiegel Landrechts-Glosse, Buch I, Art. 8). ›Wer syn lehngut verkoüfft‹. Wisse sunderlich der syn lehn gut verkewfft, der verkewfft nicht was syn ist … — … das endarff der herre nicht thun wenn lehn enhat keyn man lenger wen zcu syme libe; lantr. li. I art. IX in glo.; Druck: Kaufmann Glossen zum Sachsenspiegel-Landrecht. Buch'sche Glosse, Teil 1, S. 192, Z. 17-S. 193, Z. 7. (67rb) Nota. Qui alienat feodam domino suo inconsulto jus feodi perdit … — … Quia si velit dominus transibit, si nolit non transibit, hec Bald.

67va-68ra Über den Beklagten. ›Nota vom anttwerter.Die antwert geschit zcweyerley weisz, der der do thut eyne widderrede … — … aue wann man uf vnbeweglich gut clagen wil, so hat er tag, der antwerter sal bewieszen syne antwert.

68ra-69rb Schöffenspruch aus Leipzig , betreffend einen Rechtsstreit um das Erbe des Lorenz Schuster zu Sperlszdorf zwischen Barbara, dessen nachgelassener Witwe, einerseits und Matt(hias) Schuster (in eigener Sache) sowie Matt(hias) und Hans Wallter in Vormundschaft ihrer Gemahlinnen andererseits: Vnsern fruntlichen dinst zcuuor wirdiger bszunder gunstiger herre. Nach dem ir vns zcweyerpartt schriftliche schult vnnd antwort zcugesant habet … — … lassen jr das billich zcustehin vnnd volgen von rechtis wegen versigelt mit vnserm jnnsz(igel).

69v Von Rechtssatzungen und Gewohnheitsrecht. Gewonheit ader wilkor die sal erlich seyn, rechtfertig seyn … — … wenn von der willekör ist kommen die gewonheit vnnd die willekör sal werden an solchen dingen, do von keyn recht geschriben stehet.

69v Über die Berufung vor Gericht. ›Jrholunge‹. Nota: die bewerten beschrebene sechssischen rechte sagen an keynem ende von dem worte erholunge … — … das bedewt, das man drey mal appelliren mag uff eyn orteill, das die gemeyne recht ouch zcugeben.

70ra-75ra Register zum Sachsenspiegel-Landrecht , geordnet in 3 Bücher mit 72 (!), 73 (!) und 91 gezählten Artikeln. ›Registrum des Sachssen Spigels. Articulus I. Wer von gotes halben beschirmer weszen solle … — … was der richter uf das landt nicht setczen mag ane des landes wille. Das Register zählt im I. und II. Buch jeweils einen Artikel mehr als der in der Handschrift enthaltene Text des Landrechts, entspricht also nicht dem dortigen Artikelbestand; Druck: Eckhardt, Sachsenspiegel Landrecht, S. 57-66.

75ra-rb Sachregister zum Sachsenspiegel-Landrecht , in 14 Rubriken geordnet. Das erste buch saget von erbe zcu nemen, articulo xvii … — … Von dem koninge das dritte LIIII, LV, LVII, LIX, LX, LXIII, LXIIII, LVIII, XXXIII, XXXIIII.

75va-78rb Register zum Sachsenspiegel-Lehnrecht , in 80 (!) gezählten Artikeln. ›Registrum lehnrechts. ar. I‹. Wer lehnrecht können welle … — … Ap der man gewieset wirt an synes herren vngenot etc.Explicit registrum lehnrechts‹. Druck: Eckhardt, Sachsenspiegel Lehnrecht, S. 11-16; obwohl die Handschrift den Lehnrechts-Text der längeren Glosse enthält, entspricht der Inhalt des Registers jenem der kürzeren Lehnrechts-Glosse (vgl. Kaufmann Glossen zum Sachsenspiegel-Lehnrecht. Die längere Glosse, Teil 1, S. LXXIII).

78rb Über die Rechtsstellung der Bischöfe in Sachsen (Auszug aus dem Sachsenspiegel-Landrecht). Nota. Welch bisschoff von dem riche belent ist mit vahn lehne binnen dem lande zcu Sachssen von welchem lande er bortig ist … — … do er ym an den lip nach an die hant nicht engeet vnd anders nyrgen zcu lantrechte nach zcu lehnrechte. Es handelt sich um eine Passage aus den Vorreden zum Sachsenspiegel-Landrecht; Druck: Eckhardt, Sachsenspiegel Landrecht, S. 54, Z. 23-29.

79va-vb Über die Verleihung von Erblehen. ›Erblehn zcu leyhen.Kompt vwer man zcu vch vmme sein erblehn vnd stehet vor uch … — … dar nach stehit es an dem herren welchen der herre vnder ohn belehnen sulle.

79vb-80va Formularurkunde für die Einklage von Schulden vor Gericht , aus dem Fall Hans Schonberg. ›fforma schulde obir eyne berichte sache zu machen‹. Ich Hanns Schonberg, schuldige den gnanten an vnnd gebe ym schult, das er widder got vnnd recht … — … das ich mich ziehe an den obgenaten rat, mit mehrerm rechte denn (?) er sich des geschutczen moge etc. Bei dem Aussteller der Urkunde, Hanns Schonberg, könnte es sich um ein Mitglied der Adelsfamilie Schönberg handeln, die vorrangig im Bereich von Sachsen, Meißen und der Lausitz Besitzungen hatte und von der mehrere Personen des genannten Vornamens bekannt sind (vgl. etwa Fraustadt Geschichte; Wiessner Das Bistum Naumburg, Bd. 1,2, S. 929); erwähnt werden Stadt, Rat, Handwerksmeister und Schöffen der Stadt Mittweida.

80vb-81va Juristische Ausführungen zum Thema Klage. (80vb-81ra) zur Klage. ›Rugen accusatio‹. Ap ein mensche das ander sulle rugen dar zu antwerd sanctus Thomas … — … eyn gemeyne gut die ruge gentzlich abenympt vnd vortilget. (81ra-va) zum Angeklagten. ›Accusatus.Der gerugete mag deme der ohn mit falschheit gerüget hat, sulchs vnrecht als er an ym gethan hat … — … darumbe mag man ohn nicht mehrer rugen, de accusa. de hiis XXIII q. IIII si id.

81va-82ra Über den Wucher(er) (Auszug aus der Sachsenspiegel Landrechts-Glosse, Buch I, Art. 53). ›Wucherer‹. Wucher ist, ap ein man mehrer jnnympt wenn er verborget ader vszlyhet … — … der mag wal die frucht usure also ap ouch der kouf ewig were ut c. de pactis inter empt. l. commissarie h. landtr. li° I° ar. LIIII in Glo.; Druck: Kaufmann Glossen zum Sachsenspiegel-Landrecht. Buch'sche Glosse, Teil 1, S. 391, Z. 7-S. 393, Z. 9 mit Anm. d.

82ra-rb Über ungültige Privilegien. ›Privilegium jnvalidum‹. Du salt wissen das xiiii stucke sint do eyn priuilegium mit wirt vorwurffen … — … quae de eadem rescripta sit non ob.

82va Über die Enterbung von Kindern (Auszug aus der Sachsenspiegel Landrechts-Glosse, Buch I, Art. 16). ›Exhereditatio filiorum‹. Es sint sachen, do das kint seynes vater erbe mitte vorwircken mag. Zu dem ersten ap das kint den vater steche adir sluge … — … ap er vnglaubig were, h. lantr. li. I arti° XVII in fi. Glo.; Druck: Kaufmann Glossen zum Sachsenspiegel-Landrecht. Buch'sche Glosse, Teil 1, S. 224, Z. 5-S. 225, Z. 10.

82va-vb Über die Veräußerung von Gütern (Auszug aus der Sachsenspiegel Landrechts-Glosse, Buch I, Art. 8). ›Vorkouft vnd vordinget gut‹. Nota wer dem anderen vordinget ader vorkauft sein gut vnd glabet es ym uftzulassen vor syme herren … — … er habe es denne selber glabit ader borgen do vor gesatzt; h. lantr. li. I. ar. IX in g.; Druck: Kaufmann Glossen zum Sachsenspiegel-Landrecht. Buch'sche Glosse, Teil 1, S. 188, Z. 1-28.

83ra-vb Historiographische Notizen. (83ra-rb) vom Beginn der Welt bis zu Papst Silvester. Von begynne der werlt. Horet vnnd vornement, nu wil ich sagen von der werlt begynne, allererst bis an die wasser flut, das Noe die arche buwete … — … do gab er dem Babiste Siluestro gewette zcu syme rechte sechs schillinge nach koniges rechte nach geistlichem rechte zu betwingen alle die die gehorsam wider weren. Es handelt sich hier um eine Passage aus der sogenannten Weichbildchronik, die in einigen Handschriften dem Sächsischen Weichbildrecht vorangestellt, aber auch unabhängig davon überliefert ist; Druck: von Daniels – von Gruben – Kühns Weltchronik, Sp. 13 ff.; Lit.: 2VL 11, Sp. 947; Oppitz 1, S. 47. (83va) Über die Genealogie der Wettiner. Anno VIIc LXXXV baptizatus est Wydekindus a sancto Bonifacio et a Karulo magno a fonte leuatus in Palborn; … — … et ibidem est sepultus. Ille edificauit Wettin et Wittenberg. Hic genuit Vipertum dominum de Pegaw; hic genuit Waltbertum, hic Theodoricum de quo descenderunt landtgrauii Thuringie et marchiones Misznenses. Hic genuit Dedonem in Rochlitz dominum et Ffridericum et Methildim quae fuit vxor Heynrici primi imperatoris, mater magni Ottonis; hic fundauit monasterium Quidilburg; Otto fundauit Magd., Merszeburg et Czitz. Dedo genuit Theodoricum; hic ex filia Eghardi lantgrauii Thuringie genuit, qui funda(vi)t Eckhartzberg et Numburg ecclesiam sancti Georgii Thymonem, qui fundavit Petersberg et Nymeg. Hic Thymo de Wettin primo obtinuit nomen principis. Es dürfte sich bei diesem Text um einen Auszug aus 'De origine Principum Marchionum Misnensium et Thuringiae Lantgraviorum' oder um die Textpassage eines daraus abgeleiteten Werkes handeln (s. Opel Annales, S. 163-169). (83va-vb) Über Karl den Großen und Widukind. Anno domini viic lvii rexit Karulus magnus imperium; hic ferens triginta annos, cui Wydekindus dux Saxonie durius resistebat, qui Wettin prope Hallis circa Salam et Wittenberg circa Albiam primo edificauit, de quo domini nostri originem suam protraxerunt; ipse eciam Karulus conuertit Wydekindum et de sacro fonte eum suscepit et dedit terre priuilegium Speculum Saxonicum; hic fundavit Lünenburg Bremen, Halbirstadt, Palborn et Monstrare, habuit in uxorem Hillegardem. Auch diese kurze historische Notiz wurde mit Sicherheit aus einer Vorlage übernommen, vermutlich aus einer Handschrift, in der sich ein Sachsenspiegel oder ein darauf Bezug nehmendes Werk befand; Kaufmann Glossen zum Sachsenspiegel-Lehnrecht. Die längere Glosse, Teil 1, S. LXXI-LXXII vermutet, dass die Passage einem Überlieferungszweig der Weichbildchronik angehört. (83vb) Über Karl den Großen und Widukind. Von konig Karle. Von gots geburt vbir acht hundert jare vnnd ein jar wart konig Karl keiser zu Rome … — … vnd gab ouch den Sachssen sechssich recht vnnd starb mit gutem gelouben vnd wart begraben czu Ache. Es handelt sich auch hier um eine Passage aus der Weichbildchronik (s. oben bei 83ra-rb); Druck: von Daniels – von Gruben – Kühns Weltchronik, Sp. 34; Lit.: 2VL 11, Sp. 947; Oppitz 1, S. 47.


Abgekürzt zitierte Literatur

Göttingen 1 Die Handschriften in Göttingen, Bd. 1: Universitäts-Bibliothek: Philologie, Literärgeschichte, Philosophie, Jurisprudenz, beschrieben von W. Meyer, Berlin 1893 (Verzeichniss der Handschriften im Preussischen Staate, Abt. 1: Hannover. Bd. 1: Die Handschriften in Göttingen 1)
Handschriftencensus Handschriftencensus. Eine Bestandsaufnahme der handschriftlichen Überlieferung deutschsprachiger Texte des Mittelalters. Online-Datenbank: https://handschriftencensus.de/
2VL Die deutsche Literatur des Mittelalters. Verfasserlexikon, Bd. 1–12, hrsg. von K. Ruh u. a., 2., völlig neu bearbeitete Aufl., Berlin, New York 1978–2005, Ergänzungsbde.: Deutscher Humanismus 1480–1520. Verfasserlexikon, Bd. 1–3, hrsg. von F. J. Worstbrock, Berlin, New York 2005–2015
WZIS Wasserzeichen-Informationssystem. Landesarchiv Baden-Württemberg, Hauptstaatsarchiv Stuttgart (http://www.wasserzeichen-online.de/wzis/index.php)

Beschreibung erstellt im Rahmen des Projektes Katalogisierung der abendländischen mittelalterlichen Handschriften der SUB Göttingen Volkssprachige Handschriften.
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