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Beschreibung von 2° Cod. Ms. jurid. 396
Lukas Wolfinger: In Vorbereitung: Katalog der mittelalterlichen volkssprachigen Handschriften der SUB Göttingen, beschrieben von Lukas Wolfinger.

Meißner Rechtsbuch - Johannes von Buch - Hermann von Oesfeld

Papier — 193 Bll. — 29,8-30 × 21-21,5 cm — Zeitz — 1408 und um 1420

Papier. Ochsenkopf mit Kreuz (WZIS DE3270-jurid396_1; ähnlich WZIS DE8370-PO-68522 - Ulm 1421); Ochsenkopf mit Kreuz (WZIS DE3270-jurid396_2; ähnlich WZIS DE4620-PO-68513 - Pressburg 1423); Ochsenkopf mit Kreuz (WZIS DE3270-jurid396_20; ähnlich WZIS DE8310-Mc116_163 - um 1416/1424); Ochsenkopf mit Blume (WZIS DE3270-jurid396_55; ähnlich WZIS DE1335-PO-65061 - Braunschweig 1408; WZIS DE4860-Ms906_112 - 15. Jh.); Ochsenkopf mit Blume (WZIS DE3270-jurid396_39: ähnlich WZIS DE2730-PO-65085 - Alzey 1408); Ochsenkopf mit Blume (WZIS DE3270-jurid396_58; sehr ähnliche Motive für die Jahre 1407-1409 nachweisbar); Ochsenkopf mit Blume (WZIS DE3270-jurid396_60; sehr ähnliche Motive für die Jahre 1407-1409 nachweisbar); Blume (WZIS DE3270-jurid396_134; ähnlich WZIS DE5580-Clm9722_X - 1408; Variante: WZIS DE6300-PO-127081 - Nördlingen 1408); Blume (WZIS DE3270-jurid396_140; Variante: WZIS DE7320-PO-127054 - Nördlingen 1408; ähnlich WZIS DE4440-701.231_63 - um 1409); Mond (WZIS DE3270-jurid396_181 und WZIS DE3270-jurid396_182; die ähnlichsten Motive um 1408). Die Wasserzeichen ab der dritten Lage korrespondieren mit der Datierung auf das Jahr 1408 im Kolophon auf 193vb. Hingegen deuten die Wasserzeichen der ersten beiden Lagen, die von einer anderen Hand geschrieben sind und andere Ausstattung aufweisen als der Rest der Handschrift, eher auf den Anfang der 1420er Jahre. Lagen: VI-1 (10!). V (20). 4 VI (68). VII-2 (80). 9 VI (189!). I+2 (?, 194!); außer bei den – wohl später entstandenen - ersten beiden Lagen jeweils mittig am unteren Rand der ersten Seite Kustoden (b-p). Bleistiftfoliierung (modern, beginnend mit der ersten beschriebenen Seite des Meißner Rechtsbuchs; das erste Bl. der ersten Lage blieb deshalb zuerst ungezählt und wurde erst später als Bl. I bezeichnet): I/1-194; die Foliierung springt von 178 auf 180 und von 189 auf 191. Bl. I stark abgegriffen und fleckig; auch sonst des Öfteren Flecken. Schriftraum: 20,8-21,5 × 15,6-16 cm, 28-32 Zeilen, zweispaltig (außer das Register auf 1r-7v; dieses einspaltig). Von zwei geübten Händen in jüngerer gotischer Buchkursive geschrieben: Hand 1: 1r-20v. Hand 2: 21r-193v. Zählung der Kapitel und Distinctionen vor der Rubrizierung am Seitenrand in schwarzer Tinte vorgeschrieben. An mehreren Stellen Korrekturen, Nachträge, Stichworte, Glossen und andere Nutzerspuren aus spätmittelalterlicher Zeit: 69v, 70v, 72r, 81r, 83r, 91v, 134r, 138r-140r, 141v-142r, 143v-145r, 146r, 166r; auf 131v Zeigehand und Textmarkierung; zudem Markierungen und Einträge von neuzeitlichen Forschern/Bearbeitern (8r; 161r; 162r: Tintenvermerk am oberen Seitenrand, lautend Hic incipit Codex Senkenbergianus in Corpore Juris Germanici pag. 129; 193vb: von selber Hand wie auf 162r der Tintenvermerk In Corpore Juris Germanici Senkenbergiani jam pag. 199. plura sequntur). Schlichte, aber für praktische Zwecke gut ausgestattete Rechtshandschrift; durchgehend rubriziert; Unterstreichungen in roter und schwarzer Tinte (speziell der Text der Kapitel des Meißner Rechtsbuchs ist regelmäßig unterstrichen), verschiedentlich auch Streichungen/Korrekturen in Rot; ebenso Überschriften und Paragraphenzeichen bzw. Zählung der Bücher, Kapitel und Distinctionen in Rot; in Teil I (1r-20v) über dem Schriftrahmen verlaufend Buchzählung in roter und grüner Tinte (auf der linken bzw. Versoseite 'L' in Grün, rechts bzw. auf der Recto-Seite die Nummer des Buches in Rot); in Teil II (21r-193v) hingegen nur in roter Tinte Buchangabe auf den Rectoseiten. Schlichte Initialen (2- bis 5-zeilig), bisweilen mit einfachem Fleuronnée (speziell in den Binnenfeldern); in Teil I nicht nur in Rot, sondern auch Grün; die Oberlängen der Buchstaben in der ersten Zeile der Seiten öfter als Zierelement ausgestaltet (in Teil I auch dabei Verwendung von grüner Tinte); Versalien oder Initialen verschiedentlich auch mit Gesichtern geschmückt (etwa auf 16v ?, 19v, 23r, 34r, 43r, 159r); auf 125r rote Initiale, die in einen Fisch ausläuft.

Spätmittelalterlicher Einband: (ehemals) rotes Leder über Holzdeckeln; durch Abreibungen und Ritzungen erheblich beschädigt (Rücken und beide Spiegelbll. bei Restaurierung erneuert; zuvor trug der Rücken die Inhaltsangabe bzw. den Titel: Der Stadt Zeiz Weichbild und Richtsteig; vgl. Göttingen 1, S. 400); oben auf dem VD ins Leder geschnitten die Inhaltsangabe leges (Buchstaben schwarz gefärbt); ehemals zwei Schließen (Löcher der Befestigung auf VD und HD noch erkennbar) sowie jeweils fünf Metallbuckel auf VD und HD; davon je einer in der Mitte und in den vier Ecken (bei Restaurierung erneuert); am unteren Rand des Rückens gedrucktes Papierschildchen mit der Göttinger Signatur (Cod. Ms. jurid. 396); am oberen Rand des neuen VS noch einmal eingetragen die Göttinger Signatur (Cod. Ms. jurid. 396; Bleistiftvermerk); der gleichfalls neue HS leer. Bleistiftvermerk).

Herkunft: Laut den beiden Kolophonen entstand der ältere Hauptteil der Handschrift (21r-193v) im Frühsommer 1408. Die jüngeren ersten beiden Lagen wurden offenbar ein paar Jahre später hinzugefügt (s. insbesondere zu den Wasserzeichen). Dabei stammt der Band, wie sowohl der Inhalt als auch die Überlieferungsgeschichte zeigen, aus Zeitz: Zum einen sind "auf Bl. 138b [...] zu den Eidesformeln einige Zusätze gemacht, die in Zeitz geschrieben" sind (Göttingen 1, S. 400) und auch der Eintrag über den Urfehdeschwur von 1413 auf 194v erwähnt an maßgeblicher Stelle die Stadt. Zum anderen trug der Rücken des Einbandes früher den Titel Der Stadt Zeiz Weichbild und Richtsteig (s. unter Einband). Dass er auch in und für die Stadt Zeitz geschrieben wurde, ist zwar nicht eindeutig nachzuweisen, doch die Schreibsprache (Thüringisch) widerspricht einer solchen Einordnung zumindest nicht und der Titel leges, der sicherlich bereits bei der Herstellung des Einbandes in den VD eingeschnitten wurde, verweist auf eine offiziöse Funktion und Bibliothek. In jedem Fall befand sich die Handschrift noch 1758 in Zeitz (Göttingen 1, S. 400), bevor sie kurz darauf in andere Hände gelangte. — Wenig später ist sie dann nämlich - wie das auf 1766 datierte Ex-libris auf Iv zeigt - im Besitz des Juristen Karl Ferdinand Hommel nachweisbar (geb. 1722 in Leipzig; gest. 1781 ebd.), der seit 1750 außerordentlicher Professor für Staatsrecht und seit 1752 ordentlicher Professor für Lehnrecht an der Universität Leipzig war. Wohl nach Hommels Ableben gelangte sie an einen weiteren Leipziger Juristen, nämlich an August Friedrich Schott (geb. 1744 in Dresden; gest. am 10. Okt. 1792 in Leipzig), seit 1767 außerordentlicher Professor für Rechtsaltertümer, seit 1778 ordentlicher Professor des sächsischen Rechts und wenig später Professor der Pandekten. Nach dem Tod von August Friedrich Schott 1792 wurde seine Bibliothek versteigert. Auf der Nachlassauktion, die 1794 stattfand, erwarb die Bibliothek der Georgia Augusta den Band (Nr. 6530 des Auktionskatalogs).

Göttingen 1, S. 399-400. — Homeyer Der Richtsteig Landrechts, S. 10, Nr. 30Oppitz 2, S. 529-530, Nr. 604. — Spáčil - Spáčilová Míšeňská Právní Kniha, S. 167. — Handschriftencensus.

Ir-v leer, abgesehen von einzelnen Vermerken auf Ir: links oben mit Bleistift eingetragen die Göttinger Signatur (Cod. Ms. jurid. 396); mittig auf der Seite der mit Tinte eingetragene Göttinger Erwerbungsvermerk: Ex Bibliotheca Aug. Frid. Schott, Prof. Lipsiensis. (Pag. 362, Nro. (?) 6530.) d. 8. Merz. 1794.; rechts darüber der noch aus der Entstehungszeit der Handschrift stammende Eintrag Galli/ Agnetis/ Johannis Baptiste - ist die zceith dinge, dessen erste Worte (Galli/ Agnetis/ Johannis Baptiste) von derselben Hand darunter mit anderer Feder und Tinte nochmals wiederholt sind; zudem auf Iv mittig aufgeklebt das Ex-libris von Karl Ferdinand Hommel (inmitten eines Bibliotheksraumes auf Säulenpodest Muse mit Leier; links auf den Stufen davor zwei Putti, ein dritter zu Füßen der Stufen vor einem Schild kniend mit der Aufschrift Ex/ bibliotheca/ Caroli Ferdi/nandi/ Hommelii/ MDCCLXVI); an Ir zudem angeklebt ein Bl., auf das die Handschriftenbeschreibung von W. Meyer und der gedruckte Bearbeitungsvermerk der Preuss. Akad. d. Wiss. aufgeklebt sind (Dr. Marie-Luise Dittrich, Mai 1938).

1r-157vb Meißner Rechtsbuch. (1r-6v) Register. ›I.Von der heiligen e … — … LVII. Uon der getruwen hant etc. (8ra-49vb) I. Buch. Dit ist ein buch des rechtin in wichpilde art alz oz Meydeberg gebrucht vnde die von Halle dy er vulbort des rechten da nemen vnde die von Lipczk zcu Halle dor noch vil stete in der margrafeschafft zcu Miszin ... Das Buch enthält 47 Kapitel. (49vb-69vb) II. Buch. Das Buch enthält 10 Kapitel. (69vb-92rb) III. Buch. Das Buch enthält 17 Kapitel. (92rb-138ra) IV. Buch. Das Buch enthält 46 Kapitel. (138ra-147rb) V. Buch. Das Buch enthält 25 Kapitel. Auf 139v am unteren Seitenrand Angaben zu Währungen bzw. zur Umrechnung von Geldwerten von späterer Hand eingetragen. (147va-156rb) VI. Buch. Das Buch enthält 24 Kapitel. (156va-157vab) VII. Buch ... abir her muz iczlichin synen erbin dor vmme antwertin. Et cetera. rint (?). laus tibi sit Christe quem liber explicit iste. Anno domini Mo CCCCo octauo feria tercia proxima post festum Johannis ante Portam Latinam. ›Quis te finiuit bartecas rodere sciuit. Amen solamen interdum non habemus panem. Et cetera.‹ Unter dem in Textura geschriebenen Schreibervers ist - wohl noch von derselben Hand - in kleinerer Kursive und roter Tinte hinzugefügt: rintfleisch dreg in der, wozu am Ende noch mit schwarzer Tinte und noch kleinerer Schrift ergänzt ist schaek (?). Die feria tercia proxima post festum Johannis ante Portam Latinam war im Jahr 1408 der 8. Mai. Das siebente und letzte Buch beinhaltet ein Kapitel bzw. 11 Distinctionen. (157vb) leer. Zum breit überlieferten Meißner Rechtsbuch s. 2VL 6, Sp. 326-329 sowie v.a. Spáčil - Spáčilová Míšeňská Právní Kniha (zur vorliegenden Handschrift ebd., S. 167, Nr. 604); Edition: ebd., S. 561-782.

158ra-193vb Richtsteig Landrechts mit Cautela und Premis. ›der richt stig.‹ (158ra-vb) Register. ›Capitulum I.Vom richter cleger vnde antwurter … — ›XLIIII‹. … Ab ein man vor vestent wirt. (159ra-161rb) Hermann von Oesfeld: Cautela (dt.). ›der richt styg.Cautela bin ich genant vnde bin komen in dy lant czu leren gute luethe … — … daz muz vns allin Cristen luten geschen daz helfe vns der vater vnde der son vnde der heiligeist. Amen. Edition: Homeyer Der Richtsteig Landrechts, S. 392-396. Zu Hermann von Oesfeld und der Cautela s. 2VL 3, Sp. 1080-1082, speziell Sp. 1081. (161rb-162ra) Hermann von Oesfeld: Premis. Brynis bin ich genant. Ich wil sin bekant von guten luten all in den krusel wort … — … daz her Clause helfin welde daz her nicht ermort noch beroubit wurde. Edition: Homeyer Der Richtsteig Landrechts, S. 397-398. Zu Hermann von Oesfeld und der Premis s. 2VL 3, Sp. 1080-1082, speziell Sp. 1081-1082. (162ra-193vb) Johannes von Buch: Richtsteig Landrechts. ›Sequitur disz ist daz erst cappitel von dem gerichte vnd hebit sich al hy an‹. Sint daz ein gerichte wirt von dryen personen daz ist von dem richter vnde von dem cleger vnde von dem antwerter … — … vorgeladin habe ab her der vmme keinen schadin lydin durffe, so vint man er endurffer. Explicit vro vro, sprach Heinrich vnde [warf] dy mayt vndir sich, etc. Anno domini Mo CCCCo VIIIo in vigilia sancti Johannis baptiste. Amen. (wohl der 23. Juni 1408?) Es fehlt der Prolog, der Text des Richtsteigs beginnt mit Kap. 1 und ist unterteilt in 44 Kapitel; er gehört der Zweiten Fassung (Textklasse C) an (nach Oppitz 1, S. 65). Edition: Homeyer Der Richtsteig Landrechts, S. 87-236 (der Text endet ebd. mit Kap. 34; es fehlen in der Handschrift also 16 Kapitel der Ausgabe von Homeyer sowie die beiden Epiloge); ohne Allegate; zum Text und seinem Autor s. 2VL 4, Sp. 551-559.

194r leer, abgesehen von dem Bleistiftvermerk (19. Jh. ?): Homeyer Verz. d. Hdschr. 272.

194v Am oberen Seitenrand Bleistiftvermerke: Jus. Germ 312 und Jur. Cod. 15a; auf der Hälfte des Blattes, das wohl das alte Nachsatzbl. bildete, Eintrag über einen Rechtsvorgang bzw. den Urfehdeschwur des Heinrich von Milicz /Meilitz und seiner Familie gegen den Bischof von Naumburg (?), seine Lande und Leute sowie v.a. die Stadt Zeitz unter der Datumsangabe anno XIIIo in vigilia Petri Kathedra, d. h. zum 21. Febr. (?) (15)13: Hinr. Milicz, Ilse sin elich wirtin vnd Hans sin son hat rechtlich mit wolbedacht eine rechte orueide gesworen vnsz hern von Nuenburg sinem ganczen lande vnd luten der stad zue Cicze riche vnd arm vnd alle den die rad vnd tad dorczue gethan haben mit wortin vnd mit werkin [...] Ouch sal Hinr. Milicz sich von vnszin hern von Nuenburg nicht wende noch von im tzien er tete ez denn mit vnsz hern wiszn vnde willen. Im Text wird noch eine größere Zahl weiterer Personen genannt.


Abgekürzt zitierte Literatur

Göttingen 1 Die Handschriften in Göttingen, Bd. 1: Universitäts-Bibliothek: Philologie, Literärgeschichte, Philosophie, Jurisprudenz, beschrieben von W. Meyer, Berlin 1893 (Verzeichniss der Handschriften im Preussischen Staate, Abt. 1: Hannover. Bd. 1: Die Handschriften in Göttingen 1)
Handschriftencensus Handschriftencensus. Eine Bestandsaufnahme der handschriftlichen Überlieferung deutschsprachiger Texte des Mittelalters. Online-Datenbank: https://handschriftencensus.de/
2VL Die deutsche Literatur des Mittelalters. Verfasserlexikon, Bd. 1–12, hrsg. von K. Ruh u. a., 2., völlig neu bearbeitete Aufl., Berlin, New York 1978–2005, Ergänzungsbde.: Deutscher Humanismus 1480–1520. Verfasserlexikon, Bd. 1–3, hrsg. von F. J. Worstbrock, Berlin, New York 2005–2015
WZIS Wasserzeichen-Informationssystem. Landesarchiv Baden-Württemberg, Hauptstaatsarchiv Stuttgart (http://www.wasserzeichen-online.de/wzis/index.php)

Beschreibung erstellt im Rahmen des Projektes Katalogisierung der abendländischen mittelalterlichen Handschriften der SUB Göttingen Volkssprachige Handschriften.
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