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Beschreibung von 2° Cod. Ms. jurid. 60
Lukas Wolfinger: In Vorbereitung: Katalog der mittelalterlichen volkssprachigen Handschriften der SUB Göttingen, beschrieben von Lukas Wolfinger.

Juristische Sammelhandschrift

Papier — 260 Bll. — 30,4-30,5 × 21-21,3 cm — Riddagshausen (?) — um 1450

Papier. Lagen: VI-4 (?; 8). VI-4 (?; 16). VI-5 (?; 23). VI-4 (?; 32). 6 VI (103). VII-1 (117!). 12 VI (261); bei den ersten vier Lagen scheinen jeweils das äußerste und innerste Doppelbl., die aus Pergament waren, weggeschnitten zu sein. Reste dieser Bl. sind im Falz noch sichtbar. Auf der ersten Seite der Lagen rechts am oberen Rand Kustoden in römischen Zahlzeichen (teilweise abgeschnitten oder durch Blattverluste verloren - s. dazu bei den Lagen; noch vorhanden oder wenigstens in Resten noch erkennbar auf 44r, 56r, 68r, 80r, 92r, 104r, 118r, 130r, 142r, 166r, 178r, 190r, 202r, 226r, 238r); in Teil II auch Reclamanten (auf 129v, 141v, 153v; sonst wohl dem Beschnitt zum Opfer gefallen). Bleistiftfoliierung (modern): 1-261 (springt von 104 auf 106 bzw. zählt den Rest eines ausgeschnittenen Blattes implizit als Bl. 105 mit); zudem in Teil I bzw. auf 44r-103r in der rechten oberen Ecke lageninterne Blattzählung (spätmittelalterlich; mit Bleistift oder nur mit Griffel) in arabischen Ziffern, teilweise nur in der ersten Hälfte der Lage, bisweilen aber auch darüber hinausreichend; dabei auf 62r-64r inkorrekte Zählung.

Spätmittelalterlicher Einband: rotes Leder über Holzdeckeln (in erheblichem Maße abgerieben); verziert mit Streicheisenlinien und Blindstempeln der sogenannten Werkstatt 'Dorstadt/Heiningen', die nach neueren Ergebnissen mit einer Reihe von Werkstätten, die von der älteren Forschung angenommen worden waren, als Einheit zu betrachten und am ehesten in Braunschweig zu verorten sein dürfte (vgl. EBDB w001401, wo hingewiesen wird auf die "Überschneidungen mit Werkstatt Johannes Bernardi - durch neue Erkenntnisse können die Werkstätten Heiningen Stern, Dorstadt, Einbeck Lamm mit Sternen, Heiligenstadt gerautet sowie Hameln m gekrönt, zusammengefasst werden. Möglicherweise gehört alles zu Braunschweig Kleinfigurenmeister"; zur Braunschweiger Werkstatt 'Kleinfigurenmeister' s. EBDB w000213); Stempel: 1) Lilie – Mittelblatt sternförmig – unterer Abschluss lilienförmig (EBDB s002603); 2) Blatt – Vierblatt, ohne Zwischenblätter (EBDB s037737); 3) Staude – Akanthusstaude (EBDB s037738); 4) Rosette – mit einem Blattkranz – fünfblättrig – Blätter breit, gebuchtet (EBDB s037739); zwei Schließen (Bronze mit Lederbändern; die beiden Beschläge auf dem VD geschmückt mit floralen Formen); zudem Eckbeschläge (ebenfalls Bronze; nur fragmentarisch erhalten); am Rücken aufgeklebt ein Papierschildchen mit der Göttinger Signatur (Cod. MS. jurid. 60); diese mit Bleistift auch eingetragen auf dem VS (aus Cod. Ms. jurid. 62 korrigiert zu Cod. Ms. jurid. 60); darunter mit Tinte vermerkt die Titel- bzw. Inhaltsangabe: Summa Brodii; in der Zeile darunter: Accedit ein bök des Rechten; zudem eingeklebt das gedruckte Formular mit dem Bearbeitungsvermerk der Preuß. Akademie d. Wiss (Dr. Marie-Luise Dittrich; Mai 1938). Unter dem VS findet sich ein mittelalterliches Fragment mit lat. Text; nur zwei Worte davon sind nicht überklebt (s. unter Fragment). Am oberen Rand des HS mit Tinte eingetragen ein nicht entzifferter Vermerk von Hand des 15. Jh.s (?); zudem im unteren Bereich des HS Bleistiftvermerk mit älterer Göttinger Signatur (Cod. MS. Jurid. 12 g4).

Fragment: in Textura geschrieben (14. Jh.?); Pergament, ca. 29 x 9,3 cm; zur Stärkung der Verbindung zwischen Buchblock und Einband in den Vorderdeckel geklebt; zum größten Teil vom VS überklebt; erkennbar ist deshalb nur der Text: sit scire se carere; ein weiteres Pergamentbl., das im hinteren Einbanddeckel eingeklebt ist und dieselbe Funktion erfüllt, scheint unbeschrieben zu sein (wenigstens ist durch den darübergeklebten HS keine Schrift erkennbar und auch der schmale, zwischen den Bll. 249/250 hochkommende Streifen, der wohl zu diesem Pergamentstück gehört, zeigt keine Schrift; allerdings dürfte er vom Rand des Bl. stammen, somit erscheint das Fehlen von Text darauf nur bedingt aussagekräftig).

Herkunft: Der genaue Entstehungskontext der Handschrift ist unbekannt, allerdings machen die Wasserzeichen eine Entstehung um 1440/50 wahrscheinlich. Der Inhalt des Bandes könnte einen engeren (räumlichen und/oder herrschaftlichen) Bezug zum Magdeburger Raum nahe legen ('Magdeburger Dienstrecht'), doch verweisen die Einbandwerkstatt (s. unter Einband) und die erste nachweisbare Provenienz eher auf eine Anfertigung oder/und Verwendung im weiteren oder engeren Umfeld von Braunschweig. — Die weitere mittelalterliche und frühneuzeitliche Geschichte des Bandes ist zwar unbekannt, doch befand er sich um 1800 in der Bibliothek des Predigerseminars von Riddagshausen (zur wechselhaften Geschichte des Klosters Riddagshausen und des später errichteten Predigerseminars s. Lehmann Die Riddagshäuser Bibliothek, und FABIAN, Handbuch - mit weiterer Literatur). Inwieweit die Signatur E5 oben auf 1r auf die Bibliothek des Predigerseminars oder auf eine andere Bibliothek zurückgeht, ist unklar. "Im Zuge der Säkularisierung wurde das Predigerseminar durch die westfälische Regierung im Jahre 1810 aufgehoben. Staatsrat von Leist veranlaßte eine Verzeichnung der Bibliothek, deren Bestand auseinandergerissen und verschiedenen Bibliotheken zugeordnet wurde. 149 Werke vor allem aus dem 15. und 16. Jh. sowie einige Hss. - fielen an die Universitätsbibliothek Göttingen." (ebd.; allgemein zur Übernahme von Beständen anderer Institutionen durch die Göttinger Universitätsbibliothek im Königreich Westfalen s. Lesser Geschichte, S. LIV ff.). Nach dem Zusammenbruch des Königreichs Westphalen sollten die ehemals Riddagshäuser Bände zur Gänze der Herzog August Bibliothek in Wolfenbüttel übergeben werden, doch gelangten nicht alle dorthin. Auffällig an der vorliegenden Handschrift ist der Umstand, dass der untere Rand von Bl. 1 ist weggeschnitten ist und zwar deutlich erkennbar so, dass der Göttinger Bibliotheksstempel, der sich am unteren Rand von 2r befindet, dadurch bei geschlossenem Buchblock zur Gänze sichtbar wird. Der Beschnitt von Bl. 1 wird demnach in Göttingen erfolgt sein. Die Vermutung liegt nahe, dass der untere Rand den Besitzstempel des Riddagshäuser Predigerseminars trug und in Göttingen entfernt wurde, um diese Provenienz aus dem Blick zu nehmen (zum Unwillen der Universitätsbibliothek Göttingen, alle Handschriften die im Zuge der Umwälzungen durch das napoleonische Königreich Westphalen ins Haus gekommen waren, zurückzugeben s. nicht zuletzt Lesser Geschichte, S. LX ff.). Auch Wilhelm Meyer erwähnte die Herkunft der Handschrift nicht (vgl. Göttingen 1, S. 321-322.), wobei unklar ist, ob er sie einfach nicht kannte, oder ob er sie verschwieg. Auffällig muss jedoch erscheinen, dass die Übernahme einer 'Summa Bradii' durch die Göttinger Bibliothek bereits in einem Artikel erwähnt worden war, der 1857 aus dem Nachlass von C. P. C. Schönemann in 'Serapeum' publiziert wurde (Schönemann, S. 108). Zudem konnte W. Meyer um die Provenienz der Handschrift zumindest aus dem Verzeichniß der Manuscripten aus der bibliothek des Seminarii zu Riddagshausen wissen, das bei der Übernahme aus dem Bestand desselben (sowie von Handschriften aus anderen Institutionen) angefertigt worden war und sich heute im Archiv der Göttinger Universitätsbibliothek befindet (SUB Göttingen, Bibliotheksarchiv, Alte Kataloge 22, hier Nr. 7 bzw. S. 175 ff. zu den Handschriften aus Riddagshausen). Darin heißt es - unter Verweis auf den Riddagshäuser Katalog (Catal. Riddagh.), S. 197, Nr. 3315 - zum Inhalt des betreffenden Bandes: 1) Summa Rhodii [!]. 2) buyk des rechten. fol. Bereits Lehmann Die Riddagshäuser Bibliothek, S. 53 hat vermutet: "Da nun [...] ein Riddagshäuser Manuskript: 'der Titel Summa Bradii [...] fol.' nach Göttingen gekommen ist, in Wolfenbüttel oder sonstwo im Lande aber kein Exemplar dieser Schrift vorhanden zu sein scheint, so liegt es zumindest sehr nahe, die Göttinger Handschrift mit der vormals Riddagshäuser zu identifizieren." Spätestens die zitierte Inhaltsangabe im genannten Göttinger Verzeichnis, die sich mit jener auf dem VS der Handschrift inhaltlich deckt, macht zweifelsfrei klar, dass diese Annahme zutreffend ist.

Göttingen 1, S. 321-322. — Lehmann Die Riddagshäuser Bibliothek, S. 53. — Oppitz Bd. 2, S. 523-524, Nr. 589. — Spáčil - Spáčilová Míšeňská Právní Kniha, S. 156 und S. 167. — Eis Das Reimnachwort, S. 71. — Stech Die Dienstrechte, S. 4. — Homeyer – Borchling – Eckhart – Gierke Die deutschen Rechtsbücher, S. 100, Nr. 443. — Handschriftencensus.

I

Papier — 15. Jh., Mitte

Ochsenkopf mit Blume (WZIS DE3270-jurid60_15; ähnlich WZIS DE2730-PO-69441 - 1442; WZIS DE0960-Mlf305_38 - 1444; WZIS DE0960-Mborussf720_9 - um 1448); Ochsenkopf mit Blume (WZIS DE3270-jurid60_30; ähnlich WZIS DE6405-PO-69439 - Nürnberg, 1443; WZIS DE0960-Mlf305_11 - 1444; WZIS DE0960-Mlf305_158 - um 1445); Ochsenkopf mit Blume (WZIS DE3270-jurid60_13; ähnlich WZIS DE6180-Nr_24_153 - um 1440/1445; WZIS DE6180-Nr_25_113 - 1442/1443); Ochsenkopf mit Blume (WZIS DE3270-jurid60_37; ähnlich WZIS DE4620-PO-69469 - Danzig, 1448); Ochsenkopf mit Blume (WZIS DE3270-jurid60_44; Variante: WZIS DE4860-Ms509_338 - 1445); Ochsenkopf mit Blume (WZIS DE3270-jurid60_113; Varianten: WZIS DE5580-Clm3861_16 - 1448; WZIS DE5580-Clm3861_6 - 1448); Ochsenkopf mit Blume (WZIS DE3270-jurid60_106; Variante: WZIS DE5580-Clm3861_3 - 1448); Ochsenkopf mit Blume (WZIS DE3270-jurid60_91; Variante: WZIS DE5580-Clm3861_118 - 1448). Die Wasserzeichen sprechen für eine Entstehung dieses Handschriftenteils in den 1440er Jahren. Schriftraum: 21,8-22,5 × 13,8-14,3 cm; zweispaltig, 36-44 Zeilen (bei Hand 1 auf 1r-23v) bzw. 43-49 Zeilen (bei Hand 1 auf 24r-104v). Entweder von zwei ähnlichen - und geübten - Händen oder von einer Hand in zwei Abschnitten, die sich in der Gestaltung der Schrift ein wenig unterscheiden, geschrieben. Hand 1: 1r-23v; Bastarda mit Schlaufen. Hand 2: 24r-104v; schlaufenlose Bastarda. An mehreren Stellen Korrekturen; Nachträge, Stichworte, Glossen und andere Nutzerspuren aus spätmittelalterlicher Zeit: Nota-Vermerke (in roter, teilweise auch schwarzer Tinte: 2r, 2v, 3v, 4v, 10r, 34v) und Verweishände (auf 14r, 15v, 23r, 24r, 29r, 34v); zudem verschiedentlich längere Anmerkungen, Ergänzungen, Glossen an den Seitenrändern (zu einem Gutteil wohl von der Hand/den Händen des Haupttextes: 8v, 10r, 12r, 13r, 18r, 21r, 24r, 27r, 28v-29r ?). Schlichte, aber für praktische Zwecke gut ausgestattete Rechtshandschrift. Durchgehend rubriziert; Unterstreichungen in Rot, v.a. bei Zitaten bzw. Textverweisen; zudem Rechtsbegriffe rot markiert; auf 5v-6v Paragraphenzählung am Seitenrand verlaufend (in schwarzer Tinte vorgeschrieben, in Rot überschrieben); schlichte rote Initialen von geübter Hand (2-7-zeilig).

1r-117v Summa totius Brodii. (1r-5r) A. Almesen twierleye sint, de almesen itlike sint liflik, vnde der sint seuene, dat men den hungergen spise, den dorstigen drenke ... (5r-13r) B. (13v-16v) C. Ein Teil fehlend. (17r-21r) D. (21v-28v) E. (29r-33r) G. (33r-36r) H. (36v-37v) I/J. (37v-49r) K. (49r-53v) L. (53v-56v) M. (57r-58r) N. (58v-63r) O. (63v-66v) P. (66v-75v) R. (76r-82r) S. (82r-87v) T. (87v-99v) U/V. (99v-103v) W ... Wunden. [...] Dat ere vnde recht en twey drecht, dat mach me seen an vnbemanden vrauwen de vorwerkenore ere vnde nicht ore recht effte ore gud. Illud est de iure naturali quod preualet semper (?) iuri constituto; euer dat dat de lude van etc. Sic finitur summa totius Brodii. (104r-v) Register. Almesen … — … wedden. Die alphabetisch geordneten Gruppen der Rechtsbegriffe sind im Text der Summa totius Brodii nach den Anfangsbuchstaben von einander abgesetzt; zumeist beginnen die Abschnitte zu den einzelnen Buchstaben mit einer neuen Seite oder wenigstens einer neuen Spalte; zur Summa totius Brodii s. Handwörterbuch zur deutschen Rechtsgeschichte, Bd. 4, Sp. 375-379 (D. Munzel, Art. 'Rechtssumme', hier Sp. 378 zur Summa totius Brodii); zudem Oppitz, Bd. 1, S. 79-80; zu weiterer Überlieferung auch Oppitz, Bd. 2, S. 493, Nr. 508, S. 660, Nr. 973, S. 722, Nr. 1164, S. 812, Nr. 1415 und S. 840-841, Nr. 1511. (106r-117v) leer.

II

Papier — 15. Jh., Mitte

Ochsenkopf mit Doppelblume (WZIS DE3270-jurid60_128; ähnlich WZIS DE4620-PO-70624 - Schönsee, 1444); Ochsenkopf mit Doppelblume (WZIS DE3270-jurid60_127; ähnlich WZIS DE5655-PO-70621 - 1443); Ochsenkopf mit Blume (WZIS DE3270-jurid60_134; ähnlich WZIS DE4620-PO-69867 - Marienburg, 1443; ähnlich WZIS DE4620-PO-69870 - 1445); Ochsenkopf mit Blume (WZIS DE3270-jurid60_135); Ochsenkopf mit Kreuz (WZIS DE3270-jurid60_145; ähnlich WZIS DE1935-Mscr_Dresd_M_42_179 - 1433); Ochsenkopf mit Kreuz (WZIS DE3270-jurid60_148; ähnlich WZIS DE3270-theol285_220); Ochsenkopf mit einkonturiger Stange und Blume (WZIS DE3270-jurid60_224; ähnlich WZIS DE0960-Mlf305_216 - um 1448; WZIS DE5580-Clm3861_189 - 1448); Ochsenkopf mit einkonturiger Stange und Blume (WZIS DE3270-jurid60_259; ähnlich WZIS DE5580-Clm3861_179 - 1448). Die Wasserzeichen legen für diesen zweiten Teil der Handschrift ungefähr dieselbe Entstehungszeit nahe wie für den ersten, auch wenn der Wasserzeichenbefund hier etwas weniger eindeutig ist. Am aussagekräftigsten sind wohl die letzten beiden Wasserzeichen, für die sehr ähnliche Motive nachweisbar sind und die in der größten Anzahl vorliegen. Schriftraum: 22,4-22,7 × 14-14,3 cm; zweispaltig, 30-32 Zeilen. Von einer geübten Hand in Bastarda geschrieben. An mehreren Stellen Korrekturen; sonst kaum Nutzerspuren. Etwas aufwändigere Ausstattung als in Teil I. Durchgehend rubriziert; rote Unterstreichungen und Paragraphenzeichen sowie rote Kapitel- und Artikelzählung im Text (in römischen Zahlzeichen; die Kapitelzählung zuerst am äußeren Rand der Seiten in schwarzer Tinte vorgeschrieben, beim Beschnitt des Buchblocks dann vielfach entfernt); zudem Buch- und Kapitel-Zählung in Rot über dem Schriftrahmen; die Überschrift zu den Registern auf 118r am Beginn des Meißner Rechtsbuchs und auf 226r am Beginn des Sachsenspiegels sind in roter Zierschrift gestaltet - von derselben Hand. Einfache rote Initialen von geübter Hand und mit schlichten Zierelementen (2- bis 3-zeilig; die entsprechenden Buchstaben zuvor in schwarzer Tinte klein vorgeschrieben); darüber hinaus beim Meißner Rechtsbuch am Beginn der einzelnen Bücher aufwändigere und größere Fleuronnée-Initialen in Rot oder Rot/Schwarz (5- bis 7-zeilig) mit Zierleiste(n) in gleicher Farbe: auf 118v, zu Beginn des 1. Buches mit Fleuronnée-Leiste, die vertikal und horizontal entlang des linken und unteren Seitenrandes verläuft (6-7-zeilig); auf 150r, zu Beginn des 2. Buches große rote W-Initiale mit Fleuronnée-Leiste, die bis zum unteren Seitenrand reicht, wo auf ihren Ausläufern zwei zur Mitte gewandte Störche stehen (in schwarzer und roter Tinte ausgeführt); zudem direkt unterhalb des 'W' in Schwarz und Rot ein kleiner Fuchs (?); auf 163v, zu Beginn des 3. Buches große schwarz-rote E-Initiale mit Fleuronnée und Darstellung eines auf die Spitze gestellten Armbrustbolzens (über beide Binnenfelder reichend); 177v,: B-Initiale in Schwarz und Rot mit Fleuronnée, die Binnenfelder gefüllt mit Ranke und Gitter in Rot; bei Buch 5-8 große Initialen eingeplant, aber nicht ausgeführt (siehe 205v,, 210rb,, 216vb,, 223r).

118r-224v Meißner Rechtsbuch. (118r-118v) I. Buch. (118r-118v) Register. ›Registrum des ersten bokes hir‹. Van der sibbe offt bort I. Van vnechte bort II … — … Men mach en keyn erffgud oplaten sunder erffgelouede LI. (118r-150r) Text. Dyt buyk ys eyn buyk des rechten in wichebeldeyn sascher art alzo sik Medeborch vnde de van Halle ore vullbort dar nemen … — … dar endorffte he ney neyne not vmme lyden etc. Das Buch enthält 51 Kapitel. (150r-163r) II. Buch. (150r) Register. ›Registrum des des anderen bokes heuet sik hir an‹. We eyn hus kofft wat men om geweren scal I. … — … We korne stelet XXI. (150r-163r) Text. Wan eyn man eyn hus kofft in wicbelde, de dat em vorkofft, de scal em dat jar vnde dach geweren … — … Darvmme scal he nicht antwerden offt ein scade dar aff geschut etc. Das Buch enthält XXII Kapitel. (163r-176v) III. Buch. (163r-163v) Register. ›Registrum des dridden bokes wetet hir‹. We van rechte eyn richter vnde de scepen vnde de personen von vole dar to gehoren I. … — … Von der Joden recht ys XXIIII. (163v-176v) Text. Eyn islik richter scal eyn vnuorsproken man sin siner bord … — … In gerichte weddet de Jode alse eyn ander Cristen sunder des rikes hofft stad. ›Explicit tercius liber‹. Das Buch enthält XXIV Kapitel. (176v-205v) IV. Buch. (176v-177v) Register. ›Registrum des verden bokes begint hir‹. Van allerhande vnrecht an blot runsten I. … — … Vmme eyne islike were wu men de handelen schal XLI. (177v-205v) Text. ›Sequitur capitulum primum‹. Blut runste van des wegen mogen se geschen danckes edder vndanckes, danckes van willen, vndanckes in notwere … — … dar vmme syne bote lyden vnde syn gewedde. Das Buch enthält XLI Kapitel; dabei ist Kap. XV auf 180r unterhalb der letzten Zeile bzw. außerhalb des Schriftrahmens nachgetragen und mittels Verweiszeichen an entsprechender Stelle eingefügt. (205v-210r) V. Buch. (205v) Register. ›Registrum des veften bokes volget hir na‹. Wu de richter syn scal I. … — … We van rechte tuch sin scal V. (205v-210r) Text. [D]e richter scal eyn gelik richter syn, eynem alse dem anderen … — … offt dat sy van gebort wegen edder syn recht vorwracht hebbe. Das Buch enthält V Kapitel. (210r-216v) VI. Buch. (210r) Register. ›Registrum des sesten bokes volget hir na‹. Van dem rad to keysen I. … — … Wu se orbammr scolen hebben. (210r-216v) Text. [A]lle de men plecht an den rad to setten de scolen alle eliken gheboren syn … — … we ersten to der mollen kommet de scal ersten malen. Das Buch enthält XII Kapitel. (216v-223r) VII. Buch. (216v) Register. ›Registrum des souenden bokes heuet sik hir an‹. Van der heren gebort I. … — … Wu men vnder konnynges ban schal dingen XIII. (216v-223r) Text. [W]on gode den mynschen gescapen hadde an gewalt ouer vissche ouer vogele vnde ouer alle wylt vnde der … — … noch herberge opsetten noch denst noch neynerhande recht op dat lant dat wilkore denne dat lantfolk gemeyne etc. Das Buch enthält XIII Kapitel. (223r-224v) VIII. Buch. Text. ›Hir heuet sik an dat achtede bok etc‹. (223r-224r) [G]etruwe hant ys nemande to louende wen eynen bedderuen manne … — … vnde mot deme edder isliken synen eruen dar vmme antwerden. Dieser Teil des 8. Buchs ist unterteilt in 5 Artikel, ein Register dazu ist nicht vorhanden. (224r-224v) ›Van der helinge to dedinge vnde to donde‹. Offt ik em genomet hebbe sy synen rechten … — … vnde lege alse he des bedarff to synen rechte eder wat etc.; wyl gy nu horen eynes n. wort etc. Dieser Abschnitt Van der helinge to dedinge vnde to donde ist auch aus anderen Handschriften des Meißner Rechtsbuchs bekannt, aber in der Edition bei Spáčil - Spáčilová Míšeňská Právní Kniha, nicht enthalten; der Text endet dort mit dem vorangehenden Abschnitt zur 'getruwen hant'. ... Hyr het dyt boek eyn ende, god mote vns syne gnade senden, dat wy ir kennen der rechticheit, vnde vorlaten de bosheit. Eyn welk lon entfanget des rechte, god alle geslechte, de dat rechtvorborgen hat, dar vmme ys dat myn rad dat nemant dat recht spare vnde em syk also beware vnde nummer werde so doum dat he recht make krum, vnde her Gerard Lyueldes hant vulbracht. Amen. Zum breit überlieferten Meißner Rechtsbuch s. 2VL 6, Sp. 326-329 sowie v.a. Spáčil - Spáčilová Míšeňská Právní Kniha (zur vorliegenden Handschrift ebd., S. 156 und S. 167); Edition (nach anderen Handschriften): ebd., S. 561-782; anders als in der dortigen Fassung ist jene der vorliegenden Handschrift nicht in sieben sondern acht Bücher eingeteilt. (225r-225v) leer.

226r-258r Eike von Repgow: Sachsenspiegel-Lehnrecht. (226r-229v) Register. ›Registrum uan lenrechte uint hir na‹. We lenrecht kennen wil, an weme de herschilt begynnet … — … LXVIII Offt eyn man gewyset wert an synes heren vngenot, dat der denstman recht van Meydeborch. Anders als der nachfolgende Text des Lehnrechts zählt das Register nur 68 Kapitel bzw. Artikel. (229v-230r) Magdeburger Dienstrecht. Dat ys dat erste dat de denstmanne van Meydeborch ghewunnen hebben, dat nemant op se ordel vinden mach … — … de kinder beholden dar in beyden haluen ore recht vnde volgen deme. Der Text des Magdeburger Dienstrechts schließt direkt und ohne besonders hervorgehobene Überschrift an das Register der Lehnrechts an, dem es vorangestellt ist. Im Register wird es dabei nicht genannt. Edition: Stech Die Dienstrechte, S. 133-136. (230r-258r) Lehnrecht. (230r) De lenrecht kennen wil de volge des bokes lere. … — … synt dat se worden syn der biscop man, dat er nicht en was. (230r-258r) Capitulum I. Pape dorpere koplude vnde alle de rechtes daruen edder de vnelik geboren syn … — … wen men is nicht plicht(ig) to getuge dicker wen eyns vmme eyn gud iegen synen heren. Amen. Der Text in der Fassung dieser Handschrift entspricht im Wesentlichen der Ordnung IVc (Vulgata; s. dazu Oppitz, Bd. 1, S. 29-30); er ist in 80 Kapitel bzw. Artikel unterteilt. Allerdings fehlt zum einen der bei Homeyer Das Sächsische Lehnrecht und der Richtsteig, als Artikel 1 gezählte Abschnitt, weshalb die Artikelzählung bei Artikel 2 als Nr. 1 einsetzt. Zum anderen ist die Artikelzählung an mehreren Stellen fehlerhaft (von Nr. 39 bzw. XXXIX springt die Zählung auf 60 bzw. LX - statt auf XL; nach Nr. 66 kommt ein weiterer Art. 66; von Nr. 84 springt die Zählung dann wieder zurück auf Art. 66 und läuft dann durch bis Art. 81, lässt dabei aber Art. 77 aus; die Zählung endet demnach mit Art. 81, der dem Art. 80 bei Homeyer Das Sächsische Lehnrecht und der Richtsteig entspricht); Art. 38 weicht in § 1 vom entsprechenden Text bei Homeyer Das Sächsische Lehnrecht und der Richtsteig (Art. 39) deutlich ab; der Art. 65 ebd. ist aufgeteilt in zwei Art. (die fälschlich als 83-84 gezählt werden). Edition: Homeyer Das Sächsische Lehnrecht und der Richtsteig; Ebel Sachsenspiegel. (258v-261v) leer.


Abgekürzt zitierte Literatur

EBDB Einbanddatenbank (http://www.hist-einband.de/, besonders die Sammlung Wolfenbüttel)
Göttingen 1 Die Handschriften in Göttingen, Bd. 1: Universitäts-Bibliothek: Philologie, Literärgeschichte, Philosophie, Jurisprudenz, beschrieben von W. Meyer, Berlin 1893 (Verzeichniss der Handschriften im Preussischen Staate, Abt. 1: Hannover. Bd. 1: Die Handschriften in Göttingen 1)
Handschriftencensus Handschriftencensus. Eine Bestandsaufnahme der handschriftlichen Überlieferung deutschsprachiger Texte des Mittelalters. Online-Datenbank: https://handschriftencensus.de/
Lesser Geschichte B. Lesser, Zur Geschichte und Katalogisierung der Helmstedter Handschriften, in: Die mittelalterlichen Helmstedter Handschriften der Herzog August Bibliothek. Teil I: Cod. Guelf. 1 Helmst. – Cod. Guelf. 276 Helmst., bearbeitet von H. Härtel, C. Heitzmann, D. Merzbacher und dems., Wiesbaden 2012, XII–XCII
Oppitz U.-D. Oppitz, Deutsche Rechtsbücher des Mittelalters, Bd. 1: Beschreibung der Rechtsbücher, Bd. 2: Beschreibung der Handschriften, Köln u. a. 1990
Schönemann K. P. C. Schönemann, Zur Geschichte und Beschreibung der Herzoglichen Bibliothek zu Wolfenbüttel, in: Serapeum 18 (1857), 65–91, 97–107
2VL Die deutsche Literatur des Mittelalters. Verfasserlexikon, 12 Bde., hrsg. von K. Ruh u. a., 2., völlig neu bearbeitete Aufl., Berlin/New York 1978–2005, Ergänzungsbde.: Deutscher Humanismus 1480–1520. Verfasserlexikon, Bd. 1–3, hrsg. von F. J. Worstbrock, Berlin/New York 2005–2015
WZIS Wasserzeichen-Informationssystem. Landesarchiv Baden-Württemberg, Hauptstaatsarchiv Stuttgart (http://www.wasserzeichen-online.de/wzis/index.php)

Beschreibung erstellt im Rahmen des Projektes Katalogisierung der abendländischen mittelalterlichen Handschriften der SUB Göttingen Volkssprachige Handschriften.
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