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Beschreibung von Göttingen, Staats- und Universitätsbibliothek, 2° Cod. Ms. philos. 14
Patrizia Carmassi: In Vorbereitung: Katalog der mittelalterlichen lateinischen Handschriften der SUB Göttingen, beschrieben von Patrizia Carmassi.

Theologisch-didaktische Sammelhandschrift

Papier — I, 304 Bl. — 32 × 21 cm — Magdeburg (?) — 15. Jh. Zweite Hälfte (nach 1456)

Papier. Wasserzeichen: 1. Fauna - Ochsenkopf - frei, mit Oberzeichen - mit zweikonturiger Stange - Kreuz - lateinisches Kreuz - Blume - darüber - mit Augen - sieben Blütenblätter: WZIS DE3270-philos14_2. 2. Fauna - Ochsenkopf - frei, mit Oberzeichen - mit zweikonturiger Stange - Kreuz - lateinisches Kreuz - Blume - darüber - mit Augen - sieben Blütenblätter: WZIS DE3270-philos14_3. 3. Fauna - Ochsenkopf - frei, mit Oberzeichen - mit zweikonturiger Stange - Kreuz - lateinisches Kreuz - Stern (einkonturig) - darüber - mit Augen: WZIS DE3270-philos14_8. 4. Berge/Himmelskörper - Dreiberg - frei - Beizeichen zweikonturige Stange - Kreuz - einfaches lateinisches Kreuz - ohne weiteres Beizeichen - Kreuzbalken gerade - Grundlinie einfach: WZIS DE3270-philos14_12. 5. Berge/Himmelskörper - Dreiberg - frei - Beizeichen zweikonturige Stange - Kreuz - einfaches lateinisches Kreuz - ohne weiteres Beizeichen - Kreuzbalken gerade - Grundlinie einfach: WZIS DE3270-philos14_62. 6. Berge/Himmelskörper - Dreiberg - frei - Beizeichen zweikonturige Stange - Kreuz - einfaches lateinisches Kreuz - ohne weiteres Beizeichen - Kreuzbalken gerade - Grundlinie einfach: WZIS DE3270-philos14_76. 7. Berge/Himmelskörper - Dreiberg - frei - Beizeichen zweikonturige Stange - Kreuz - einfaches lateinisches Kreuz - ohne weiteres Beizeichen - Kreuzbalken gerade - Grundlinie einfach: WZIS DE3270-philos14_178. 8. Realien - Bauwerke - Turm (mit Zinnen) - ein Turm, frei - ohne Anbau - ohne Fenster - mit Wulst - ohne Beizeichen - mit Binnenzeichnung - drei Zinnen: WZIS DE3270-philos14_170. 9. Fauna - Ochsenkopf - frei, mit Oberzeichen - mit zweikonturiger Stange - Kreuz - lateinisches Kreuz - Stern (einkonturig) - darüber - mit Augen: WZIS DE3270-philos14_132. 10. Fauna - Ochsenkopf - frei, mit Oberzeichen - mit zweikonturiger Stange - Kreuz - lateinisches Kreuz - Blume - darüber - mit Augen - sieben Blütenblätter: WZIS DE3270-philos14_131. Alle nicht nachweisbar, aber Varianten im dritten Viertel des 15. Jh. belegt. Lagen: 1 Bl. VI-4 (8). 5 VI (68). VI-2 (78). 4 VI (126). VI-5 (133). VI-6 (140). 13 VI (296). VI-4 (304). Reklamanten. Zählung der ersten Lagenblätter 1 bis 6 oft sichtbar. Moderne Foliierung (Bleistift), nicht durchgehend ausgeführt. Fol. I nicht foliiert. Einige Flecke und Wasserränder. Spuren von Insektenfraß. Einige Blätter, die leer oder halbleer geblieben waren (z. B. Ende einer Lage) wurden ausgerissen. Vereinzelt Tintenfraß und Durchschlag auf der Rückseite. Buchschnitt fleckig und leicht wellig, Kopfschnitt vergraut. Zweispaltig. Ca. 40-52 Zeilen. Schriftraum: 22,5-25 × 14,5-15 cm. Bastarda von verschiedenen Händen. Handwechsel: fol. 9ra, 9rb, 11va (gleicher Schreiber von 9ra), 58va, 79ra (gleicher Schreiber von 9va), 127ra, 140ra, 141ra, 163va, 163va. Nur ein Schreiber (Andreas Petten), der die Capitula und Testimonia fol. 134ra-140ra schrieb, nennt sich namentlich auf fol. 140ra. Er ist nicht näher zu identifizieren. Ein Rubrikator schrieb in roter Tinte zusätzlich (nicht aber fol. 79-126) kurze Inhaltsangaben am Rande, Nota-Zeichen und Maniculae. Manchmal stellte er Bezüge zu seiner Zeit durch das Adverb hodie. Vgl. z. B. fol. 69r: habitus gallicorum hodie distortissimus, fol. 246r: hodie omnes litterati sunt stulti secundum illud, 254r: sicut moderni reformatores dicti qui faciunt fantasticos, fol. 256r: Stoyci ut moderni reformatores, 275r: ut hodie videtur ad oculum, 281r: Ut hodie. Gelegentlich Hervorhebungen durch vertikale Linien neben dem Text. Fol. 19r und 41v Rubrik gestrichen und neu geschrieben. Der Text wurde revidiert, diakritische Zeichen weisen auf die Korrekturen hin. Rubriziert und gestrichelt. Zwei- bis siebenzeilige (ohne Ausläufer) rote Lombarden, gelegentlich mit Punkt- oder Zahnverdickungen. Hauptinitialen 3,5 bis 4 cm hoch. Nicht alle Initialen oder Rubriken ausgeführt, wenngleich Raum frei gelassen, z. B. fol. 141ra. Im Buchstabenstamm (und Cauda von Q) Ausparungen: Vierblatt (Sternblüte), Zickzack-Linie, Kopfstempel, einfache rote Zickzack-Linie. Einmal als Cauda des Q (fol. 293va) ein stilisierter Fisch. Besonders beim A oft konturbegleitende Linie beim linken Querbalken. Als Ausläufer spiralförmig oder mit einem Punkt endende Linien, oft mit gezahnter Kontur. Im Binnenfeld manchmal zwei Punkte, horizontale S-förmige (Doppel-)Linie, auf fol. 9r durch einen Pfeil durchquert. Auf dem Kopfsteg in roter Tinte die Zahlen der jeweiligen Bücher (vorwiegend arabische Zahlen). Auf fol. 220rb hat sich der Rubrikator anscheinend geirrt und musste im Binnenfeld des nicht gelungenen Buchstabens nochmals ein N malen. Repräsentanten.

Spätmittelalterlicher Holzdeckeleinband mit braunem Lederüberzug. Vier Doppelbünde. Löcher von fünf verlorenen Buckeln jeweils auf VD und HD. Spuren von zwei verlorenen Riemenschließen, nur Messingplatten auf dem HD geblieben. Erhaltene Metallbeschläge an den Ecken und Kanten, mit blattförmiger Kontur. Streicheisenlinien und Einzelstempel. Auf dem HD oben auch Spuren einer Kettenbefästigung (Loch). Auf dem VD Spuren eines verlorenen aufgeklebten Schildes. Auf dem Rücken oben blauer Papierzettel mit moderner Signatur. VS und HS neu, aus modernen Papier, vergilbt. Auf VS moderne Signatur (Bleistift); bibliothekarische Angabe zu den abgesonderten Fragmenten: 2 Doppelblätter (HSS-Fragm.) aus diesem Einband abgelöst und verwahrt im Fragmentenkasten II., Fasz. XIII; aufgeklebter Auszug au Meyers Katalog zu dieser Handschrift. Das getrennte Fragment trägt heute die Signatur Göttingen, SUB, Fragm. Ms. 00379. Zwischen VS und fol. 1 wurde durch moderne Restaurierung ein Blatt Japanpapier eingeklebt. Auf HS Prüfvermerk vom 31.5.1999. Einbandstempel: 1. Lilie, Mittelblatt rhombisch, unterer Abschluss nicht oder nicht eindeutig lilienförmig: EBDB s015250. 2. Stern, achtstrahlig: EBDB s009050. 3. Stern, sechsstrahlig: EBDB s008813. 4. Rosette, mit einem Blattkranz, sechsblättrig, Blätter rundoval: EBDB s007076. 5. Lilie, Mittelblatt rhombisch, unterer Abschluss lilienförmig: EBDB s006072. 6. Blattwerk: EBDB s000641. 7. Blüte, Vierblatt, mit Zwischenblättern: EBDB s001689. 8. Blüte, Vierblatt, ohne Zwischenblätter: EBDB s001648. 9. Blüte, Vierblatt, ohne Zwischenblätter: EBDB s001625. 10. Ornamente, geometrische, Kreuzform, Zentrum zur Raute erweitert und gefüllt: EBDB s037740. Nr. 1-9 aus Werkstatt "Kloster Berge - Magdeburg", tätig um 1479: EBDB w002274. Nr. 10 wird der Werkstatt "Trier Kartäuserkloster - Trier", tätig um 1460-1491: EBDB w002275 zugewiesen. Überzug weist Abrieb, Kratzer, Flecken und Insektenfraß auf. Narbe rissig, Leder eingerissen, Fehlstellen auf den Bünden. Spuren von moderner Restaurierung mit Leder im unteren Teil des Rückens.

Herkunft: Die Handschrift entstand höchstwahrscheinlich in Norddeutschland (Magdeburg?) in der zweiten Hälfte des 15 Jh., wie die Schrift und der deutsche Name eines Schreibers (vgl. fol. 140ra) vermuten lassen. Als Terminus post quem gilt das Jahr 1456, das der Rubrikator auf fol. 279vb erwähnt. Die Einbandstempel weisen darüber hinaus auf das Benediktinerkloster St. Johannis zu Berge bei Magdeburg hin. Ob der Codex dort oder in einer anderen kirchlichen Institution der Stadt Magdeburg oder Umgebung geschrieben wurde, bleibt ungewiss. Die Erwähnung am Rande von moderni reformatores könnte ein weiteres Indiz für die Entstehung der Handschrift im Kloster Berge einige Jahre nach der dortigen Einführung der Bursfelder Reform (1450) darstellen. Aus Bursfelde kamen ein Abt (Hermann Molitor, 1450-1478) und sechs Mönche. Kloster Berge wurde 966 von Kaiser Otto I. gegründet, im Jahr 1562 wurden dort noch 643 Bücher inventarisiert. Nach dem Übergang zum Protestantismus und den Zerstörungen im 30jährigen Krieg öffnete 1660 die Klosterschule wieder. Vgl. D. Claude, Geschichte des Erzbistums Magdeburg bis in das 12. Jahrhundert. Teil 2, Köln 1975 (Mitteldeutsche Forschungen 67,2), S. 291-317; M. Sitzmann, Mönchtum und Reformation. Zur Geschichte monastischer Institutionen in protestantischen Territorien (Brandenburg-Ansbach/Kulmbach, Magdeburg), Neustadt a. d. Aisch 1999 (Einzelarbeiten aus der Kirchengeschichte Bayerns 75), S. 195-200; Kloster Berge, Klosterbergegarten, Gesellschaftshaus, Telemann-Zentrum - Zu Geschichte, Gegenwart und Zukunft eines Magdeburger Areals, Halle 2004 (Beiträge zur Regional- und Landeskultur Sachsen-Anhalts 35), mit Zeittafel, S. 216-219; C. Römer und A. Freckmann, Magdeburg, St. Johannis zu Berge, in Germania Benedictina, X,2, München 2012, S. 805-899, Liste der Äbte: S. 890. In der zweiten Hälfte des 15. Jh. wurde die Bibliothek des Klosters unter dem Abt Hermann Molitor und dessen Nachfolger, dem doctor decretorum Andreas Becker (1478-1495), renoviert und in ihrem Bestand bedeutend erweitert. Vgl. Gesta abbatum Bergensium ab a. 936 - 1495, hg. von H. Holstein, Leipzig 1871, S. 28: Hermannus Molitoris [...] fecit bibliotecam circa ianuam in transitu ambitus [...] per dominum Hermannum cum labore reparata cum fenestris et ianua. Et ex illo tempore valde est augmentatus numerus librorum qui scripti sunt per fratres, eciam dati per bonos fautores, quia paucos libros invenerunt, eosdem laceratos, disligatos et valde incompositos invenerunt. Eine Liste von Handschriften und Inkunabeln in modernen Bibliotheken, die aus dem Kloster stammen oder Besitzeinträge nachweisen in Germania Benedictina, X,2, S. 878-882. — Provenienz: Die Handschrift befand sich im 18. Jh. (ab 1726) im Besitz des Theologen, Philologen und Polyhistors Jacob Friedrich Reimmann (1668-1743). Vgl. auf fol. 1r (Fußsteg) Besitzvermerk: J. F. Reimmannus MDCCXXVI. Nach einem 1688 begonnenen Studium der Theologie und der Philosophie in Jena (Die Matrikel der Universität Jena, 2: 1652 bis 1723, bearb. von R. Jauernig, hg. von G. Steiger, Weimar 1964, S. 623), trat er in den Schuldienst in Osterwieck und Halberstadt. 1714 wurde er Diakon im Domkapitel zu Magdeburg, ab 1717 Superintendent in Hildesheim. Zu seiner Person vgl. Art. Reimmann (auch Reimann), Jacob Friedrich, in Neue Deutsche Biographie 21 (2003), S. 339-340 (Th. Günther, J. Stefan); Skepsis, Providenz, Polyhistorie: Jakob Friedrich Reimmann (1668 - 1743), hg. von von M. Mulsow, Tübingen 1998 (Hallesche Beiträge zur europäischen Aufklärung 7). Seine Bibliothek wurde durch einen Brand 1710 zerstört. Aus diesem Grund bemühte er sich in den folgenden Jahren, viele Bücher neu zu erwerben: Vgl. G. W. Götten, Das Jetzt-lebende Gelehrte Europa [Theil 1], Braunschweig 1735, S. 785-788, hier S. 788-789. Die Handschrift wurde durch Reimmann in den von ihm veröffentlichten Katalogen seiner Bibliothek ausführlich beschrieben: Catalogus Bibliothecae Theologicae, Systematico-Criticus: In quo, Libri Theologici, In Bibliotheca Reimanniana Extantes, Editi & inediti, in certas classes digesti, qua fieri potuit solertia, enumerantur [...], Hildesiae 1731, 1, S. 364: Et est apud nos codex Lactantii MSCtus chartaceus bonae notae ...; Bibliotheca Historiæ Literariæ Critica, eaque Generalis, hoc est, Catalogi Bibliothecæ Reimmanianæ Systematico-Criticæ [...] In quo Libri ad Historiam literariam generalem spectantes [...], Hildesiae 1739, S. 806-808. Hier übernimmt Reimmann die von ihm auf fol. 1r geschriebenen Notizen zum Inhalt der Handschrift, und ergänzt sie mit einem Verweis auf J. L. Bünemann. Die Göttinger Handschrift wurde vom Philologen und Pädagogen Johann Ludolf Bünemann (1687-1759) für seine Lactantius-Edition (1739) benutzt (s. unten Literatur). Bünemann dürfte sie ein Jahr lang ausleihen. Reimmann konnte vermutlich die Handschrift in Magdeburg erwerben, wo er als Diakon im Domkapitel diente. — Auf fol. 2v schwarzer, ovaler Stempel: EX BIBLIOTHECA REGIA ACAD. GEORGIÆ AUG:, in Benutzung ab ca. 1765. Vgl. Bibliotheksstempel, S. 93. Die Universität erwarb verschiedene Handschriften aus der Bibliothek Reimmanns. Siehe dazu Index in Göttingen 3, S. 158.

Göttingen 1, S. 130. — Lvcii Coelii Sive Caecilii Lactantii Firmiani Opera Omnia Qvae Exstant Cvm Notis Integris Chr. Cellarii [...] Omnia Ex Max. Mss. Et Edd. Adparatv Recensvit Et Notis Criticis Vberrimoqve Novo Indice Latinitatis Instrvxit Io. Lvdolph. Bünemann, Lipsiae 1739, Praefatio, S. b4r-v, Nr. 42.

Ir-v leer.

1r Auf dem Kopfsteg mittelalterliche Inhaltsangaben zum Band (schwarze Tinte, Bastarda), auf fünf Zeilen, die einzelnen Teile nummeriert von Primus bis 5°, gelegentlich mit zusätzlichen Anmerkungen: Liber optimus (zum ersten), liber iocundus (zum zweiten). Mitte in der leer gebliebenen Seite lange Beschreibung der fünf Handschriftenteile von der Hand J. F. Reimmanns und sein Besitzvermerk (s. u. zur Provenienz). — 1v leer.

2ra-8ra Registrum. Alphabetisch geordnet. ›Registrum sequentis libri de educatione liberorum puerorum infantium adolescentium‹. Auf dem Kopfsteg: Ih[es]us. Deo gratias. ›Registrum operis infrascripti libri videlicet de educatione liberorum et claris moribus eorumdem feliciter Mafey Vegii Laudensis datarii apostolici‹. (8v) leer. Zwischen fol. 8 und 9 einige Blätter ausgerissen.

9ra-78vb Maphaeus Vegius: De educatione liberorum libri VI. Auf dem Kopfsteg die Rubrik: Liber primus. Si tantum nobis ingenii esset ut quod in presencia aggredimur … — … prudentiores erunt. Sed et magnam innume. Endet abrupt bei Liber VI, cap. VI, wegen Lücke eines Blattes. Die Schrift auf der gegenüber ausgerissenen Seite ist z. T. noch sichtbar. Verglichen mit Mapheus Vegius, De Educatione Liberorum et eorum claris moribus, Paris 1511. Am Rande in roter Tinte die Angabe der im Text genannten Autoritäten. Edition: Maphei Vegii Laudensis De educatione liberorum et eorum claris moribus libri sex : a critical text, ed. by M. W. Fanning, 1-2, Washington, D.C. 1933-1936 (Studies in medieval and Renaissance Latin language and literature 1). Literatur: M. Donnini, Frammenti autobiografici nel De educatione liberorum di Maffeo Vegio, in Archivio storico lodigiano 134 (2015), S. 143-158.

79ra-126va Cithara morum aut lyra philosohorum. ›Incipit cithara morum aut lira philosophorum et dicitur citharedus‹. (79ra-80va) Prologus. Est morum cithara liber et lira … — … in hoc tempore et omni vita quoad facultas feret consequemur. (80va-126va) Textus. ›De fine hominis‹. More suo Seneca more racione monetans | Optimus excultor morum mentisque colonus [Alan. Ins. Anticlaud. 1,135sq.] inquit unam semel ad quam vivas regulam [Sen. ep. 20,4] … — … quam lembo portus adest nostrorum sompnia laborum. ›Et sic est finis‹. Überliefert auch in Wolfenbüttel, Herzog August Bibliothek, Cod. Guelf. 401 Helmst., fol. 272ra–305ra, dazu http://diglib.hab.de/?db=mss&list=ms&id=401-helmst&catalog=Lesser; Lüneburg, RB, Ms. Miscell. D 2° 5, fol. 223ra–267rb, dazu Lüneburg 1, S. 14; Hamburg, Staats- und Universitätsbibliothek Carl von Ossietzky, Cod. Philos. 156, fol. 4r-88r, mit einer Tafel, datiert 1463, dazu Kristeller 3 (Alia itinera 1), S. 565. Werk ungedruckt. Vgl. Walther I 5764 (mit Erwähnung dieser Handschrift).

127ra-133va Registrum. Alphabetisch geordnet. ›Registrum in librum Lactancii‹. Auf dem Kopfsteg: Ih[es]us. Untere Hälfte von fol. 133 und vier folgende Bl. ausgerissen.

134ra-139rb Capitula. Durchgezählt mit arabischen Zahlen. (134ra-138va) ›Incipiunt capitula in libros Firmiani Lactancii divinarum institucionum contra gentiles‹. (138vb-139ra) Rubrik hier nicht ausgeführt. Es handelt sich um die Capitula zum De ira. (139ra-139rb) ›Capitula librorum IX de opificio hominis‹.

139va-140ra Accessus ad Lactantium. Diese Gruppe von Testimonia erscheint zusammen in Laktanz-Handschriften seit dem 12. Jh. Sie bestehen aus Exzerpten aus den Kirchenvätern Augustinus, Claudianus Mamertus und Hieronymus. (139va) Testimonium I de Lactantio. ›Beatus Augustinus de suis libris legendis‹. De hiis libris dici potest aliquid habere eos non consonum qui non percipiendi auctoritate … — … eidem fidei tenore veritatis astipulantur. Augustinus. Testimonium II de Lactantio. ›Et si tantus autor hec dicit de suis libris legendis quanto magis alii et cetera ‹. Nimis perverse seipsum amat qui et alios … — … dicenda non fuisse Iheronimus. (139va-b) Testimonium III de Lactantio. Lactantius quasi quidam fluvius eloquencie Tuliane Crispum filium … — … aliena destruxit. Iheronimus. (139vb) Testimonium IV de Lactantio. Lactantium propter erudicionem sic interdum legendum arbitror … — … quos si legere volueris dialogum Ciceronis excerptum reperies. (139vb-140ra) Testimonium V. Firmianus qui et Lactantius Arnobii discipulus … — … in Gallia fuit qui postea a patre interfectus est. Finito libro sit laus et gloria Christo per me Andream Petten. Edition: I. Galynina, Accessus ad Lactantium? Zur handschriftlichen Überlieferung der Werke des Laktanz und zur Exzerptmethode im Mittelalter (II), in Revue d'histoire des textes 13 (2018), S. 129-164, hier S. 133-136, ohne Kenntnis dieser Handschrift. Literatur: I. Galynina, Accesus ad Lactantium? Zur handschriftlichen Überlieferung der Werke des Lactanz und zur Exzerptmethode im Mittelalter, in Revue d'histoire des textes 12 (2017), S. 161-196, siehe zu den Quellen Tabelle S. 175 und passim.

140ra-b Nachträge (zeitgenössisch). (140ra) Moralische Sentenzen, Exzerpte und Verse. Begriffe z. T. durch Linien verknüpft und Stichwörter als Baumdiagramm geordnet. Deo: affectionem sanctam / cogitationem mundam et castam / intentionem rectam. Weitere Themen: Victum sobrium; Actum iustum; Sensum pium ut fides nostra senciat deum. Es folgen drei Verse: Si sine spe timor est mox desperacio torquet … — … valet absque timore. Walther II, 29303 (mit leichter Variante im Incipit: Si timor est sine spe). Ps.-Ovidius: Carmen de ventre vel carmen de membris conspirantibus. (Auszug). ›Ovidius de ventre‹. Auch unter dem Namen von Johannes von Salisbury überliefert. A nimio veniunt fastidia crimina morbus … — … curet habere parum. Druck: PL 199, Sp. 1005A-1008D, hier 1008B-C. F. W. Lenz, Das pseudo-ovidische Gedicht De ventre, in Maia. Rivista di letterature classiche N.S. 3.11 (1959), S. 169–211, hier S. 181–195. Literatur: Walther I, 3087. Sharpe, S. 310. P. Stotz, Conflictus. Il contrasto poetico nella letteratura latina medievale, in Il genere «tenzone» nelle letterature romanze delle Origini, hg. von M. Pedroni und A. Stäuble, Ravenna 1999 (Memoria del tempo 15), S. 165-187, hier Nr. 20, S. 184. R. J. Hexter, Shades of Ovid. Pseudo- (and para-) Ovidiana in the Middle Ages, in Ovid in the Middle Ages, ed. F. T. Coulson, J. G. Clark and K. L. McKinley, Cambridge 2011, S. 284-309, hier S. 302. L. Villani, Il «De ventre» pseudo-ovidiano e la scienza morale dei tre elementi. Una lettura «ethica», in Studi medievali 57 (2016), S. 771-783. Unmittelbar danach folgen die Verse: 1. Quisquis amat quis non sola procella docet, auch in Berlin, Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz, Theol. lat. fol. 667, VD, mit Variante "dolet", vgl. Berlin 2,2, S. 178. 2. Sentit adhuc proles, quod commisere parentes. Theodulus Italus: Ecloga. (nur ein Vers). Edition: Teodulo, Ecloga. Il canto della verità e della menzogna, a cura di F. Mosetti Casaretto, Firenze 1997 (Per verba 5), hier v. 44, S. 4. Literatur: Die "Ecloga" des Theodulus, übersetzt von K. Goehl. Mit einer Einführung und Erläuterung von J. Wintjes, Baden-Baden 2012 (DWV-Schriften zur Erforschung des Mittelalters 1).

140rb Registrum. ›Alium registrum capitulorum in libros Lactancii‹.

140v leer. Der untere Teil der rechten Spalte, die leer geblieben war, ist ausgerissen worden.

141ra-281ra Lucius Caelius Firmianus Lactantius: Divinarum institutionum libri VII. ›Primum capitulum Quanti sit et fuerit semper cognicio veritatis Et quod versum religionem sapiencia sit probanda religio‹. [M]agno et excellenti ingenio … — … a domino consequamur Amen. ›Explicit liber institutionum Firmiani Lactancii divisus in VII libros parciales‹. Vgl. am Rande von fol. 279vb die Rubrik sicut anno 1456 in Apulia, bezogen auf die Stelle VII, 26, Z. 4 (Edition Heck, Fasc. 4, S. 728), wo ein Erdbeben mit den Worten "primum concutiet terram quam validissime" beschrieben wird. Zu diesem Ereignis im Süditalien vgl. Th. Labbé, Les catastrophes naturelles au Moyen Âge. XIIe-XVe siècle, Paris 2017, S. 186-187, 209-210, 252-253, 294-295 und passim; B. Figliuolo, Il terremoto napoletano del 1465: il mito, in Quaderni storici N.S. 20 No. 60 (1985), S. 771-801; Id., Il terremoto del 1456, Altavilla Silentina 1988-1989 (Storia e scienze della terra 1,1-2). Diese Information konnte durch mündliche Überlieferung oder durch die Lektüre von De terremotu des Humanisten Giannozzo Manetti (1396-1459) stammen, der als Zeuge über diese Naturkatastrophe berichtete. Vgl. G. Manetti, De terremotu, ed. D. Pagliara, Firenze 2013 (Il ritorno dei classici nell'umanesimo 8). Edition: L. Caelivs Firmianvs Lactantivs, Divinarvm institvtionvm libri septem, Fasc. 1-4, ed. E. Heck und A. Wlosok, Monachii 2005-2011 (Bibliotheca scriptorvm Graecorvm et Romanorvm Tevbneriana). Zu den Recentiores ibid. S. XLIII. Literatur: CPL 85. D. Rutherford, Lactantius philosophus? Reading, Misreading, and Exploiting Lactantius from Antiquity, in Essays in Renaissance Thought and Letters. In Honor of John Monfasani, hg. von A. Frazier and P. Nold, Leiden 2015 (Brill's studies in intellectual history 241), S. 446-491. The classical or Christian Lactantius. Studia patristica LXXX, hg. von M. Vinzent und O. Nicholson, Leuven 2017 (Papers presented at the Seventeenth International Conference on Patristic Studies held in Oxford 2015 6). Jackson Bryce’s Bibliography of Lactantius (1999-2019): https://www.carleton.edu/classics/overview/history/lactantius/.

281ra-293va Lucius Caelius Firmianus Lactantius: De ira dei. ›Incipit liber de ira dei eiusdem‹. Animadverti sepe Donate plurimos id existimare … — … numquam vereamur iratum. ›Explicit liber de ira dei Firmiani Lactancii Sequitur liber de opificio hominis eiusdem‹. Edition: L. Caeli Firmiani Lactanti Opera omnia, rec. S. Brandt et G. Laubmann. Partis II, Fasc. I: Libri de opificio dei et de ira dei [...], ed. S. Brandt, Vindobonae 1893 (CSEL 27,1), S. 67-132. Lucius Caelius Firmianus Lactantius, De ira dei: lateinisch und deutsch = Vom Zorne Gottes. Eingel., hrsg., übertr. u. erl. von H. Kraft u. A. Wlosok, Darmstadt 1957. Literatur: CPL 88.

293va-304rb Lucius Caelius Firmianus Lactantius: De opificio dei. Quam minime sim quietus summis eciam necessitatibus … — … ab erroribus liberatos ad iter celeste direxerit. ›Amen Deo gratias. Explicit liber de opificio hominis Firmiani Lactancii cum reliquis VII libris divinarum institutionum contra gentiles et philosophos et liber de ira dei qui hic notatur octavus‹. Edition: L. Caeli Firmiani Lactanti Opera omnia, rec. S. Brandt et G. Laubmann. Partis II, Fasc. I: Libri de opificio dei et de ira dei [...], ed. S. Brandt, Vindobonae 1893 (CSEL 27,1), S. 3-64. Lactance, De opificio mundi. Texte établi, traduit et annoté par B. Barkhouche et S. Luciani, Turnhout 2009 (Monothéismes et Philosophie). Literatur: CPL 87. — 304v leer.


Abgekürzt zitierte Literatur

Berlin 2,2 Die theologischen lateinischen Handschriften in Folio der Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz Berlin, Bd. 2: Ms. theol. lat. fol. 598–737, beschrieben von P. J. Becker u. T. Brandis, Wiesbaden 1985 (Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz. Kataloge der Handschriftenabteilung, Reihe 1: Handschriften 2,2)
Bibliotheksstempel Bibliotheksstempel. Besitzvermerke von Bibliotheken in der Bundesrepublik Deutschland, hrsg. von A. Jammers, Wiesbaden 1998 (Beiträge aus der Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz 6)
CSEL Corpus scriptorum ecclesiasticorum Latinorum, Bd. 1–, Wien 1866–
EBDB Einbanddatenbank (http://www.hist-einband.de/, besonders die Sammlung Wolfenbüttel)
Germania Benedictina Germania Benedictina, hrsg. von der Bayerischen Benediktiner-Akademie München in Verbindung mit dem Abt-Herwegen-Institut Maria Laach, Bd. 1–, St. Ottilien 1994–
Göttingen 1 Die Handschriften in Göttingen, Bd. 1: Universitäts-Bibliothek: Philologie, Literärgeschichte, Philosophie, Jurisprudenz, beschrieben von W. Meyer, Berlin 1893 (Verzeichniss der Handschriften im Preussischen Staate, Abt. 1: Hannover. Bd. 1: Die Handschriften in Göttingen 1)
Göttingen 3 Die Handschriften in Göttingen, Bd. 3: Universitäts-Bibliothek: Nachlässe von Gelehrten, Orientalische Handschriften, Handschriften im Besitz von Instituten und Behörden, beschrieben von W. Meyer, Berlin 1894 (Verzeichniss der Handschriften im Preussischen Staate, Abt. 1: Hannover. Bd. 1: Die Handschriften in Göttingen 3)
Kristeller P. O. Kristeller, Iter Italicum, accedunt alia itinera. A finding list of uncatalogued or incompletely catalogued humanistic manuscripts of the Renaissance in italian and other libraries, Bd. 1–7, Leiden 1963–1997
Lüneburg 1 Handschriften der Ratsbücherei Lüneburg, Bd. 1: Miscellanea und Historica, bearbeitet von M. Wierschin, Wiesbaden 1969
Sharpe R. Sharpe, A Handlist of the Latin Writers of Great Britain and Ireland before 1540, Turnhout 1997, Additions and corrections (1997–2001), Turnhout 2001 (Publications of the Journal of medieval Latin 1)
Walther I H. Walther, Initia carminum ac versuum medii aevi posterioris Latinorum, Göttingen 1959 (Carmina medii aevi posterioris Latina 1)
WZIS Wasserzeichen-Informationssystem. Landesarchiv Baden-Württemberg, Hauptstaatsarchiv Stuttgart (http://www.wasserzeichen-online.de/wzis/index.php)

Beschreibung erstellt im Rahmen des Projektes Katalogisierung der abendländischen mittelalterlichen Handschriften der SUB Göttingen Lateinische Handschriften.
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