Psalterium feriatum cum canticis
Pergament — 70 Bl. — 27,5 × 19 cm — Braunschweig — 13. Jh., 2. Hälfte
Lagen: IV–6 (2). IV–6 (4). IV–3 (9). IV–3 (14). IV–3 (19). IV–4 (23). IV–1 (30). IV–2 (36). IV–3 (41). 2 IV (57). I (59). IV (67). IV–5 (70). Bleistiftfoliierung modern: 1–70. Der Buchblock ist durch zahlreiche Blattverluste und -beschädigungen (vielfach infolge intensiven Gebrauchs) erheblich in Mitleidenschaft gezogen; zu Beginn fehlt mindestens noch ein weiterer Quaternio. Schriftraum: 22,5 × 15,5 cm, zweispaltig (Spalte 7 cm breit), 22–24 blind- und tintenliniierte Zeilen, Punkturen z. T. an den Blatträndern sichtbar. Haupttext in früher gotischer Textualis ohne Bogenverbindungen von einer Hand; Gesangsteile in kleinerer Schrift abgesetzt. Über den Textzeilen der Invitatorien, Antiphonen und Responsorien linienlose "frühgotische" deutsche Neumen. Rubriziert, rote Satzmajuskeln und Zeilenfüller. Am Beginn der Gliederungspsalmen gemäß der liturgischen Achtteilung (1va, Initiale D, 3ra, Initiale D, 8va, Initiale D, 14rb, Initiale S, 20va, Initiale E, 29ra, Initiale C und 38ra, Initiale D) schlichte rote Initialen in Unzialform über vier bis sechs Zeilen mit Punktverdickungen, z. T. weißen Schaftaussparungen und schlichtem konturbegleitendem Palmettenfleuronnée. Das Binnenfeld der Initiale E (20va) wurde nachträglich, vermutlich im 14. oder 15. Jh., mit verschlungenen Knospenbüscheln gefüllt.
Gotischer Holzdeckelband, mit braun gefärbtem Schweinsleder überzogen. Streicheisenlinien. Vier Doppelbünde. Zwei Langriemenschließen, die obere vollständig verloren, Dornen auf dem VD entfernt. Auf VD und HD ursprünglich jeweils fünf Schonernägel, sämtlich entfernt. Ehemals Liber catenatus, die an der Unterkante des HD befestigte Kette ist nur noch anhand der Perforation der schmalen Kettenöse erkennbar. Auf dem Rücken altes Signaturschild mit der Aufschrift 73.
Herkunft: Das Psalterium wurde nach Ausweis der Schrift und des Buchschmucks in der zweiten Hälfte des 13. Jh. geschrieben; ob dies bereits im Braunschweiger Blasiusstift geschehen ist, wo der Psalter später benutzt und aufbewahrt worden ist, kann nicht mehr mit Sicherheit bewiesen werden. — Der Codex wurde mit den übrigen Hss. des Blasiusstifts 1834/1835 von der Herzoglichen Kammer an das Landeshauptarchiv abgegeben.
, 225 Nr. 130. — Kurzbeschreibung Arcinsys Niedersachsen1ra–59rb Psalterium feriatum secundum cursum romanum. Die Gliederung des Psalteriums folgt der liturgischen Achtteilung nach dem Cursus romanus:
(1ra–va) Psalmi in dominicis diebus ad matutinas et ad primam. Enthielt Ps 1–25, erhalten nur noch Ps 24,20–22 und Ps 25; Invitatorium, Antiphonen und Versikel sind vollständig verloren.
(1va–3ra) Psalmi in feria II ad matutinas. Enthielt Ps 26–37, erhalten nur noch Ps 26 und Ps 27,1–2 mit einem Teil der Antiphonen und Versikeln zu Matutin ( 2404 und 1290) und Laudes ( 1918, 3585), dem Versikel 8181 sowie der Benedictus-Antiphon ( 1717).
(3ra–8va) Psalmi in feria III ad matutinas. ›Feria III‹. Enthielt Ps 38–51, erhalten nur noch Ps 38,1–39,6, Ps 44,12–51,11 mit Invitatorium (im Binnenfeld der Initiale, 1095), mit einem Teil der Antiphonen und Versikeln zu Matutin ( 5294, 2673, 1278, 1533, 2168, 8091) und Laudes ( 1390, 4683, weitere Antiphon radiert, nicht ergänzt, 2079 und 3232) sowie der Benedictus-Antiphon ( 2664).
(8va–14ra) Psalmi in feria IV ad matutinas. ›Feria quarta‹. Enthielt Ps 52–67, erhalten nur noch Ps 52–54,16, Ps 61,9–13, Ps 62–67 mit Textverlust in Ps 65–67 durch Beschädigung von Bl. 12 und 13. Mit Invitatorium (im Binnenfeld der Initiale, 1087) und einem Teil der Antiphonen und Versikeln zu Matutin ( 1549, 1196 und 3230 mit 8011) und Laudes ( 1390, 5115, 3557, 2414 und 1836) sowie der Benedictus-Antiphon ( 2664).
(14ra–20rb) Psalmi in feria V ad matutinas. ›Feria quinta‹. Enthielt Ps 68–79, erhalten nur noch Ps 68,1–15, Ps 71,17–20, Ps 72,1–77,25 und Ps 79,9–20 mit einem Teil der Antiphonen und Versikeln zu Matutin ( 2330, 2681, 3620, 2709, 200405 und 4394 mit 8079 und 1328) und Laudes ( 5150, 2373, 3252, 3203 und 1762 mit Versikel wie feria II) sowie der Benedictus-Antiphon ( 3285).
(20va–29ra) Psalmi in feria VI ad matutinas. ›Feria VI‹. Enthielt Ps 80–96, erhalten nur noch Ps 80,1–84,9, Ps 85,17, Ps 86,1–87,18, Ps 88,50–96,12 mit einem Teil der Antiphonen und Versikeln zu Matutin ( 2814, 5219, 1733, 2911, 2373, von anderer Hand nachgetragen, 1744, 1720, 1764 mit Versikel 7961) und Laudes ( 4678, 3309, 3182, 2326 und 3282 mit Versikel wie feria II) sowie der Benedictus-Antiphon ( 4270).
(29ra–38ra) Psalmi in feria VII ad matutinas. ›Sabbato‹. Enthielt Ps 97–108, erhalten nur noch Ps 97,1–99,3, Ps 101,14–106,15 und Ps 108,11–31 mit Invitatorium (im Binnenfeld der Initiale, 1064), einem Teil der Antiphonen und Versikeln zu Matutin ( 4511, 3508, 1825, 1682, 5471, 1874 mit 8025) und Laudes ( 1736, 1744, 3749, 2705 und 3218 mit Versikel wie feria II) sowie der Benedictus-Antiphon ( 3184).
(38ra–40rb) Psalmi in dominicis diebus ad vesperas. Enthält Ps 109–113 mit Textverlust in Ps 113 durch Beschädigung von Bl 40; die zugehörigen Vesperantiphonen sind nicht eingetragen worden.
(40rb–41ra) Psalmi in feria II ad vesperas (pars I). Enthält Ps 114–116 mit Textverlust in Ps 114 und 115 durch Beschädigung von Bl. 40; die zugehörigen Vesperantiphonen sind nicht eingetragen worden.
(41ra–47va) Psalmi ad horas parvas diurnales. Ps 117 und 118 für die kleinen Tageshoren mit Textverlust in Ps 118 durch die Beschädigung mehrerer Bl.; 47r ist ein Teil des fehlenden Textes (Ps 118,157–159) auf einem nachträglich aufgenähten Pergamentbl. (13 x 3 cm) ergänzt worden. Die zugehörigen Antiphonen und Versikel sind nicht eingetragen worden.
(47va–b) Psalmi in feria II ad vesperas (pars II). Enthält Ps 119 und 120 mit den zugehörigen Vesperantiphonen ( 1824 und 1536).
(47vb–49ra) Psalmi in feria III ad vesperas. Enthält Ps 121–125 mit den zugehörigen Vesperantiphonen ( 3229, 4473, 1279, 1735 und 2839).
(49ra–50ra) Psalmi in feria IV ad vesperas. Enthält Ps 126–130 mit den zugehörigen Vesperantiphonen ( 3885, 1587, 1732 und 2116).
(50ra–52va) Psalmi in feria V ad vesperas. Enthält Ps 131–136; die zugehörigen Vesperantiphonen sind nicht eingetragen worden.
(52va–55ra) Psalmi in feria VI ad vesperas. Enthielt Ps 137–142, erhalten nur noch Ps 137,1–7, Ps 138,23–24 und Ps 139–142; die zugehörigen Vesperantiphonen sind nicht eingetragen worden.
(55rb–58ra) Psalmi in feria VII ad vesperas. Enthält Ps 143–147; die zugehörigen Vesperantiphonen sind nicht eingetragen worden.
(58ra–59rb) Psalmi in omnibus diebus ad laudes. Enthält die stets gleichbleibenden Laudespsalmen Ps 148,1–150,6.
59rb–65vb Cantica VT. (59rb–59va) Canticum Isaiae ( 21g1, dazu 59rb auf dem Kopfsteg die Antiphon 1918 nachgetragen). (59va–60va) Canticum Ezechiae ( 21g2). (60va–61ra) Canticum Annae ( 21g3). (61ra–62rb) Canticum Moysis I ( 21g4). (62rb–63rb) Canticum Habacuc ( 21g5). (63rb–65vb) Canticum Moysis II ( 21g6).
65vb–66va Te deum. ›Angelica laus‹. Druck (u. a.): 86, 944A–D; 2, 276f. Nr. II. Zum Text 650.
66va–67ra Canticum trium puerorum. 21g7.
67ra–va ›Canticum Zacharie‹. 21h1. – Die übrigen Cantica des Neuen Testaments fehlen durch Blattverlust.
67va–68vb Symbolum Athanasianum. ›Catholica Fides‹. Zum Text vgl. 167.
69ra–vb Officium defunctorum (ultima pars tantum). Offizium mit ehemals neun Lektionen; die Lesungen I–III samt Responsorien sowie Lesung IV sind verloren. Die Responsorien der Lektionen sind nachgewiesen bei , 124: 32–57–68, 28–40–38. Text und Gesänge sind weitgehend identisch mit dem ebenfalls aus dem Blasiusstift stammenden Officium defunctorum in NLA-StA WF, VII B Hs 217, 126v–129v. – 70r–v leer.
Abgekürzt zitierte Literatur
CANTUS: A Database for Latin Ecclesiastical Chant. Indices of chants in selected manuscripts and early printed sources of the liturgical Office (https://cantusdatabase.org/) | |
R.-J. Hesbert, Corpus antiphonalium officii, Bd. 1–6, Rom 1963–1979 (Rerum ecclesiasticarum documenta. Series maior 7–12) | |
Clavis patrum Latinorum, hrsg. von E. Dekkers, Steenbrugge u.a. 31995 (Corpus Christianorum. Series Latina) | |
H. A. Daniel, Thesaurus hymnologicus sive Hymnorum, canticorum, sequentiarum circa annum MD usitatarum collectio amplissima, Bd. 1–5, Leipzig 1855–1862 | |
A. Haucap-Nass, Die Stiftsbibliothek von St. Blasius in Braunschweig. Ein Überblick mit einer Handliste der nachweisbaren Handschriften und Drucke aus dem Blasiusstift, in: Die Welfen und ihr Braunschweiger Hof im hohen Mittelalter, hrsg. von B. Schneidmüller, Wiesbaden 1995 (Wolfenbütteler Mittelalter-Studien 7), 205–225 | |
K. Ottosen, The responsories and versicles of the latin office of the dead, Aarhus 1993 | |
Patrologiae cursus completus. Series Latina, Bd. 1–221, hrsg. von J. P. Migne, Paris 1844–1865 | |
F. Stegmüller, Repertorium biblicum medii aevi, Bd. 1–11, Madrid 1950–1980 |
Beschreibung erstellt im Rahmen des Projektes Katalogisierung der mittelalterlichen Handschriften im Niedersächsischen Landesarchiv, Abteilung Wolfenbüttel.