Predigt Nr. 11 – Vetter 7 – BT 19rb–22ra; LT 29vb–34va; AT 24va–28ra; KT 54ra–56rb
[19rb]
Überschrift
Absatz 1
FN-Anzahl: 3
Des sontags, so man das alleluja hinlegt,1 wirt der mensch in dyß nachvolgender predig gelert fürbas uffzuͦgan in seinen hochsten stand on alles stylstan und erligenn und wie man den geistlichen weingartenn bauwen soll, das er guͦte frucht bringen moͤg. Uff die wort des heütigenn Ewangelij Matthei .xx. ca.: "Simile est regnum celorum homini patri familias etc.a"2
An dem Sonntag, von dem an man das Halleluja ruhen lässt [= es nicht mehr singt], wird der Mensch in der folgenden Predigt gelehrt, wie man ohne jeden Stillstand und ohne Innehalten weiter hinaufsteigt zu seinem höchsten Platz und wie man den geistlichen Weinberg so bestellen soll, dass er gute Frucht hervorbringe. [Sie bezieht sich] auf die Worte des heutigen Evangeliums des Matthäus im 20. Kapitel: "Simile est regnum celorum homini patri familias etc."
Abschnitt 1
Absatz 2
FN-Anzahl: 3
"Das hymelreych ist gleych eynem haußvatter, der da ußgieng darumm, das er werchlüt gewünne in seinem weingartenn. Nuͦn diser haußvatter gieng fruͤ uß zuͦ primzeytt, zuͦ tertzzeyt, zuͦ sextzeyt und gewann dieb wercklüt umb ein taͤglichen pfennig. Do es nuͦ schier abent was worden, do fand er aber menschen muͤssig steen. Do sprach er zuͦ inen: 'Was steet ir hie den gantzen tag muͤssig? Gett hyn auch in meinen weingarten, unnd wasc recht ist, das wil ich euch geben.'"3
"Das Himmelreich ist wie ein Hausherr, der hinausging, um Arbeiter für seinen Weinberg anzuwerben. Nun ging dieser Hausvater früh hinaus zur Zeit der Prim, zur Terz [und] zur Sext und warb sie [= die Arbeiter] für einen Pfennig am Tag an. Als es nun bald Abend wurde, fand er wieder Menschen, die untätig herumstanden. Da sagte er zu ihnen: 'Warum steht ihr hier den ganzen Tag untätig herum? Geht auch ihr in meinen Weinberg, und ich werde euch gerechten Lohn geben.'"
Abschnitt 2
Absatz 3
FN-Anzahl: 6
Lieben kind, diser wyrdig haußvatter ist unser herr Jesus Christus. Sein hauß ist das ewig leben unnd das erdtrich und das fegfeür und die hell. Der selb hymmelisch vatter sach das die menschlich natur verirrett was unnd dasd da bey seine weingart muͤssig lag. Das was menschlich natur, die darzuͦ geschaffen unnd gemacht was worden, das sye disenf weingarten solten besitzen.4 Die selb menschlich natur waz verirret und ließ disen edleng weingarten stille und muͤssig lygen und unfruchtbar. Diser hymelisch vatter wolt den menschen wyderumb laden in disenh weingarten, darzuͦ er den menschen erschaffen hat und gieng fruͤ auß.
Liebe Kinder, dieser angesehene Hausherr ist unser Herr Jesus Christus. Sein Haus besteht aus dem ewigen Leben und der Erde und dem Fegefeuer und der Hölle. Dieser Vater im Himmel sah, dass das menschliche Geschlecht den falschen Weg eingeschlagen hatte und währenddessen sein [= des himmlischen Vaters] Weinberg unbestellt blieb. Es war das menschliche Geschlecht, das dazu erschaffen und gemacht worden war, diesen Weinberg zu besitzen. Dieses menschliche Geschlecht hatte den falschen Weg eingeschlagen und ließ den edlen Weinberg unbeachtet: verlassen und unbestellt und ohne Frucht. Derselbe Vater im Himmel wollte den Menschen noch einmal in diesen Weinberg einladen, für den er den Menschen erschaffen hatte, und ging [dazu] früh hinaus.
Abschnitt 3
Absatz 4
FN-Anzahl: 22
Lieben kind in einem synne so ist unAseri herr Jesus christus fruͤ ußgangenn uß dem guͦttlichenj vetterlichen hertzen [19va] und ist doch darinn bliben.5 Aber in eimk sinn istl er fruͤ ußgegangenn yn menschlicher natur umb des willen, das er unß wider dingem in seinen edelen wingarten und gewann menschen darin zuͦ primzeyt und zuͦ tertzzeyt und zuͦ sextzeyt und nonzeyt.6 "Und zuͦ vesperzeyt do gieng er aber uß und fand aber menschen, die do muͤssig stuͦnden. Zuͦ den sprach er hertigklich: 'Was stend ir hien den gantzen tag muͦssig?' Do sprachen die menschen: 'Herr, eso hat unß niemant gedingtp.'"7 Dise muͦssigeq menschen, die noch niemant gedingt hat, daz seind die menschen, die da noch steen in irer naturlichen8 lauterkeit und unschuld.9 Und darumb seind sy wol selig geheissen. 10 Und dar zuͦ sahe der ewig got das die noch unverdingt seind, rdas ist mitr der welt und mit den creaturens. 11 Es seind auch etliche menschen etwan verdingt gewesen, die doch nuͦn zuͦmal frey und ledig seind und unverdingt tvon der welt und von den creaturent. 12 Aber noch stend dise menschen muͦssig, daz doch nit sein soltu. 13 Das ist sie stend B in lauwekeit und in kaltheit, liebloß und gnadenloß. 14 Wannv wer nit in der genad gottes ist, die weil stet der mensch allein in der natur. 15 Und thet der selb mensch, ob es müglich wer, das doch nit ist, alle guͦte werck, die all dise welt ye getet, er stundd dannocht alzuͦmal muͤssig und unfruchtbar und eytel und hülffe den menschen gantzw nichtsx. 16 Diß fruͤ ußgeen bedüty den C ußgang der gnaden gots. 17 Wann der morgen ist ein end der nacht, das diß finsternuß ein end nimpt und den der tag der gnaden uffgeet mitten in der seel des menschen.
Liebe Kinder, eine Bedeutung [des Evangeliums] ist, dass unser Herr Jesus Christus früh aus dem gnädigen väterlichen Herzen hinausging und doch in ihm blieb. Eine [weitere] Bedeutung ist, dass er in menschlicher Gestalt früh deswegen hinausging, um uns wieder zur Arbeit in seinem edlen Weinberg anzustellen, und er warb Menschen dafür zur Zeit der Prim und zur Terz und zur Sext und zur Non. Und zur Zeit der Vesper ging er erneut hinaus und fand wiederum Menschen, die untätig herumstanden. Zu ihnen sagte er vorwurfsvoll: "Was steht ihr hier den ganzen Tag untätig herum?" Da antworteten die Menschen: "Herr, niemand hat uns eingestellt." Diese untätigen Menschen, die noch niemand eingestellt hat, sind diejenigen Menschen, die sich noch in ihrer natürlichen Reinheit und Unschuld befinden. Und deswegen kann man sie wirklich selig nennen. 10 Und dort sieht der ewige Gott, dass diese [Menschen] noch ohne Beschäftigung sind, das heißt, sie sind nicht befasst mit der Welt und den Kreaturen.. 11 Es gibt auch einige Menschen, die irgendwann einmal [von Gott] eingestellt worden waren, die aber jetzt zu dieser Zeit frei und unabhängig sind und [auch] nicht mit der Welt und den Kreaturen befasst sind. 12 Aber diese Menschen stehen noch untätig herum, was doch nicht sein sollte. 13 Das bedeutet, dass sie unentschieden, kühl, ohne Liebe und ohne Gnade sind. 14 Denn solange sich der Mensch nicht in der Gnade Gottes befindet, befindet er sich ausschließlich in der Natur. 15 Und wenn es möglich wäre – was es nicht ist –, dass dieser Mensch alle guten Werke vollbrächte, die auf dieser ganzen Welt je vollbracht wurden, so bliebe er doch trotzdem immer noch untätig und unfruchtbar und unnütz, und es würde dem Menschen gar nichts nützen. 16 Dieses frühe Hinausgehen steht für den Beginn der göttlichen Gnade. 17 Denn der Morgen ist das Ende der Nacht, so dass die Finsternis endet und der Tag der Gnade in der Seele des Menschen seinen Anfang nimmt.
Abschnitt 4
Absatz 5
FN-Anzahl: 13
Er sprach: "Weß stend ir alhie muͤssig? Geend in meinen weingarten. Wasz recht und zymmlich ist, gib ich euchaa."10 Dise menschen giengen gar ungleych in disen edlen wingarten. Die einen das seind anhebenDde menschen,11 die geend darin mit usserlicher arbeit und in sinnlicher weyß unnd mit iren eygen uffsetzen und bleybenab darin, das sie groß werck thuͦnd als vasten und vil wachen und bettenac und doch da[19vb]bey nemen sy nit ires grundes12 lauterlichen warad, syae behalten sich selber in sinnlicher genuͤge, gunst und ungunst. Und daruß wirt denn geborn unrecht falsch urteil. Und in in stet denn uff vil gebrechen: Das ist hofffart, leiplich oder geistlich bitterkeit oder eygner will krieglickeit und mangerley dergleichen, das groͤßlich den menschen irret in goͤttlicher gnadaf, last er dise schalckeyt ußbrechen an im selbs mit worten oder mitt wercken. In disem falschen grundt sol der mensch sein selber gar ein fleissiges warnemen haben, wie er disen falschen grundt in im selbs verdammeag und verderbeah, das er nit da durch beschedigt werd – er selbst oder an anderen menschen, die dan E bey im weren gegenwürtig.13
Er sagte: " Warum steht ihr hier untätig herum? Geht in meinen Weinberg. Ich gebe euch dafür, was gerecht und angemessen ist." All diese Menschen gingen sehr unterschiedlich in den edlen Weinberg. Die einen sind die anfangenden Menschen, die mit äußeren Bemühungen und mit ihren Sinneswahrnehmungen und mit ihren selbstgemachten Gesetzen befasst sind, und sie verharren darin, indem sie viele äußere Werke vollbringen wie Fasten und lange Wachen und Beten und haben dabei doch keine klare Wahrnehmung ihres inneren Grundes, [sondern] halten an sich selbst fest durch die Befriedigung der Sinne, [sie sei] zum Vor- oder Nachteil. Und hieraus entsteht dann eine ungebührliche falsche [Selbst-]Einschätzung. Dadurch entwickeln sich in ihnen [= diesen Menschen] viele [innere] Schwächen: Das sind nach außen gezeigter oder innerer Hochmut, Bitterkeit oder Eigenwille, Streitsucht und dergleichen mehr, das den Menschen von der göttlichen Gnade entfernt, wenn er dieser niedrigen Gesinnung [schalckeyt] bei sich selbst durch Worte oder durch Werke Raum gibt. Bei einer solchen falschen inneren Grundeinstellung muss der Mensch sich selbst eingehend prüfen, wie er diesen falschen inneren Grund in sich selbst verurteilen und zerstören kann, damit er nicht dadurch geschädigt wird – er selbst oder andere Menschen, die zu dem Zeitpunkt bei ihm waren.
Abschnitt 5
Absatz 6
FN-Anzahl: 3
Dieai anderen menschen, die auch gegangen seind in disen weingarten, das seind die menschen, die da verschmecht haben alle zeitliche ding und haben auch die groben gebrechen überwunden. Und dise menschen seind auch da durch kommen zuͦ einer grossen grad. Dise menschen wandern in den vernüfftigen übungen der tugendenn14 und darinn finden sy solchen lust und wunne, das sy dadurch verblyben der allernechsten hoͤchsten warheit. Wann sy beleiben stan uff dem gegenwertigen lust und jagen nit nach dem ewigen got durch allen lust. Wann der lust sol sein allein in gott, nit in disen gaben.15
Die zweite Gruppe von Menschen, die auch in den Weinberg gingen, sind die Menschen, die auf alle Dinge dieser Welt verzichtet haben und die größten [inneren] Schwächen überwunden haben. Und diese Menschen haben auf diese Weise auch große Gnade erlangt. Diese Menschen bewegen sich innerhalb vernunftgeleiteter Tugendübungen und finden darin ein solches Wohlgefühl und eine solche Freude, dass sie auf diese Weise die zum Greifen nahe höchste Wahrheit nicht erreichen. Denn sie bleiben bei dem Wohlgefühl des Moments stehen und jagen nicht mit ihrem ganzen Verlangen dem ewigen Gott nach. Denn die Freude soll allein in Gott gefunden werden, nicht in diesen Gaben.
Abschnitt 6
Absatz 7
Absatz 8
FN-Anzahl: 15
Die dritten F menschen, die auch giengen in disen edlen weingarten, das seind die überedlenaj menschen. Die selben geen über alle ding ordentlich und adelich in disen edlen weingarten. Und wissendak, das dise menschen meinen und liebhaben nichtsal überal dan lauter bloß gott in im selber. Dise menschen sehen weder uff lüstt noch uff kein dingam noch uff alle ußflüß, die da uß gott fliessen mügen.16 Dann allein sie versincken innerlichan und einfeltigklich in gott. Und da bey meinen sy allein gottes lob und sein goͤttliche eer, das allein sein wolgefelliger will in in und durch sie volbracht werd und in allen creaturen. Dadurch leyden sie unnd [20ra] lassen alle ding und entpfahen alle ding von gott und tragen im alles das, das sie entpfangen haben von im, allezeit lauterlich wider uff unnd nemen sich all zuͦmal seiner genaden17 nicht an. Sie tuͦn als ein wasser, daz da uff fleüsset und widerumb ylet in seinen ursprung.18 Also thuͦnd dise edle menschen auch. 10 Wann alle ir gaben von gott tragen sie alzeit wider uff in den ursprung, auß dem sy geflossen ist,19 und mit dem so fliessen sy selber wider in.20 11 Wann so sy alle ir gaben also widerumb tragen in den goͤttlichen ursprung und aodie gaben gottes nit besitzenaoap weder in lust noch in nutz noch diß noch das noch sunst noch so gemeinet würt dann lauter bloß gott allein,21 so muͦß dann gott von not wegen allein ir uffenthalt sein innerlich und usGserlichaq22. 12 Wiewolar aberas dise meynung den menschen also lauterlich auß im selber tragen sey und atdie meynung einfeltig sey unnd bloß lauterat allein auff gott gang, so hat doch die natur etwas uffsehendau uff sich selber, daav kan der mensch nicht lauterlich sich des abgschybenaw, er woͤlle oder woͤlle nittax, dyß ist also, das der mensch gott alle zeyt gern hette. 13 Und dar zuͦ von natur so begeret er alle zeyt seligH zuͦ sein.23 14 Aberay das solt gar klein sein und an dem allerminsten teil angesehen und gemeinet werden.
Die dritte Gruppe von Menschen, die auch in diesen edlen Weinberg gingen, sind die untadeligen Menschen. Dieselben arbeiten außergewöhnlich sorgfältig und hervorragend in diesem edlen Weinberg. Und ihr sollt wissen, dass diese Menschen nichts anderes im Sinn haben und nichts anders liebhaben als allein und ausschließlich Gott selbst. Diese Menschen achten weder auf Freude, noch auf andere Dinge, noch auf alles, was aus Gott ausströmen könnte. Nur dann versinken sie innerlich und vorbehaltlos in Gott. Und währenddessen richten sie ihren Sinn allein auf Gottes Lob und seine göttliche Ehre und [darauf,] dass ausschließlich sein freundlicher Wille in ihnen und durch sie und in allen Kreaturen ergehen möge. Hierfür ertragen sie alles und lassen von allen Dingen ab und empfangen alle Dinge von Gott und empfehlen ihm das, was sie von ihm empfangen haben, immer wieder gänzlich an und eignen sich seine Gnaden[beweise] niemals als Besitz an. Sie verhalten sich wie das Wasser, das aufwärts fließt und zurück zu seiner Quelle eilt. Genauso verhalten sich auch diese edlen Menschen. 10 Denn sie tragen alle ihre göttlichen Gaben wieder zurück zur Quelle, aus der sie geflossen sind, und dadurch fließen sie selbst wieder zurück in sie. 11 Denn wenn sie alle ihre Gaben in dieser Weise wieder zurück in den göttlichen Ursprung gebracht haben und die Gaben Gottes nicht [als ihr Eigentum] besitzen weder aus Freude, noch zum Gebrauch, noch zu diesem oder jenem Zweck oder für etwas ganz anderes, noch wenn man auf etwas anderes sinnt als ausschließlich und rein allein Gott, dann muss Gott zwangsläufig ihr einziger Zufluchtsort sein, innerlich und äußerlich. 12 Aber auch wenn diese Gesinnung den Menschen so gänzlich aus sich selbst herausführt und die Gesinnung ungeteilt ist und sich ausschließlich, rein und allein auf Gott richtet, so widmet die Natur sich selbst doch auch Aufmerksamkeit; und so kann der Mensch sich nicht gänzlich davon befreien, ob er will oder nicht, es bleibt [doch] dabei, dass der Mensch Gott gerne jederzeit besitzen würde. 13 Und darüber hinaus gehört es zu seiner Natur, dass er jederzeit selig sein möchte. 14 Doch dieses [Begehren nach Seligkeit] sollte sehr schwach sein, und man sollte am allerwenigsten darauf achten und seinen Sinn darauf richten.
Abschnitt 7
Absatz 9
FN-Anzahl: 14
buHie24 werden gestrafft alleaz geistlichen menschen, die da bleyben uff iren guͦten wercken und die besytzen mitt in selber in thuͦn und in lassen. Wann was sie künnen neuwer weyß und werck erdencken, das istba lust intragen inwendig oder außwendig, darzuͦ geben sy sich mit gebett, mitt betrachtung, mit weynen, mitt vil wachen. Und sobb in diß alles lustig ist, so wissen sy nit, wie sy disen dingen immer genuͦg thuͦn mügend oder soͤllen. Und wen in diser gelust und begirde entget, so entget in auch ir andachtbc. Werden in dann dise ding wyder und synd dann kalt und law on alle andacht in disen wercken, des ist nüt anders schuld, dann das got nitt lauter gemeint worden[20rb] ist. Wann der lust hatt sybd gefiert und auch behalten, der selb hatt sy wyderumb gelassen. Wann man sol nit lust suͦchen noch suͤssigkeit in den gaben gottes, weder in weyß noch in worten noch in werckenbe. Man soll allein lust in gott suͦchen unndI nit in seinen gaben. Jabf, es sind etlich geistlich menschen die on trost nitt woͤllen sein. 10 Wann ee sy leüterlich und warlich on trost woͤllen sein und ledig und bloß funden werden, bgso nemen sybg ee für J sich hymlisch creaturen als die heiligen und die engel unnd besitzenbh die in in selber mit einem geistlichen lust und setzen die für sich zuͦ einem trost als: "diser heyKlig ist mir lieb vor ander heyligen" oder "der engel vor andern engeln".25 11 Unnd wer in den dysen ungelaß umbstoßt, das es nitt soll sein, so haben sy darinnen wenig frydes, sy haben woll darinne unfryd.
Hierfür werden alle geistlichen Menschen zurechtgewiesen, die in ihren guten Werken verharren und über sie als ihr eigener Besitz verfügen wollen, wenn sie solche tun oder sein lassen.. Denn alle neuen Verhaltensweisen oder [guten] Werke, die sie sich ausdenken, dienen dazu, sich eine Hochstimmung anzueignen, innerlich oder nach außen erkennbar; dem geben sie sich mit Gebet, mit Meditation, mit Tränen mit häufigem Schlafentzug hin. Und wenn alle diese Dinge in ihnen eine Hochstimmung erzeugen, dann wissen sie nicht, wie sie jemals genug von ihnen tun könnten oder sollten. Und wenn ihnen diese Hochstimmung und dieses Verlangen verloren geht, geht ihnen auch ihre Gottergebenheit verloren, wenn ihnen diese Dinge dann erneut zuteil werden. Und sie tun diese Werke dann kühl und unentschieden und ohne Gottergebenheit. Daran ist nichts anderes schuld, als dass der Sinn nicht auf Gott allein gerichtet war. Denn das Verlangen hat sie geleitet [gefiert] und auch darin festgehalten, [und] dasselbe hat sie nun wieder verlassen. Denn man soll weder ein Wohlgefühl noch angenehme Empfindungen in den Gaben Gottes finden wollen, weder in Verhaltensweisen, noch in Worten, noch in Werken. Man soll sein Hochgefühl allein in Gott finden wollen und nicht in seinen Gaben. Ja, es gibt eine Reihe von geistlich lebenden Menschen, die nicht ohne tröstliche Stärkung sein möchten. 10 Bevor sie gänzlich und wahrhaftig ohne tröstliche Stärkung sind und für sich allein und entblößt gefunden werden, stellen sie sich deswegen lieber die himmlischen Kreaturen wie die Heiligen und die Engel vor und verfügen in sich selbst über sie mit einem geistlichen Hochgefühl und stellen sie sich vor Augen als tröstliche Stärkung mit Worten wie "Dieser Heilige ist mir lieber als alle anderen Heiligen" oder "der Engel lieber als alle anderen Engel". 11 Und wenn ihnen jemand dieses verkehrte Verhalten vorhält und dass es das nicht geben darf, so finden sie darin keinen Frieden, sie haben sogar Unfrieden dadurch.
Abschnitt 8
FN-Anzahl: 9
Und das ist den zuͦmall unrecht und ist dir gegen gott eyn groß hindernuß. Du soltest ledig steen aller creatur in hymelreych und uff erdterich und bi uff niemant ruͦwen noch bleyben dann bloß lauLter uff gott allein. Wenn du daz tetest warlich und lauterlich, so weren all heiligen warlich und volkommenlich von dir geeret und gewürdiget. Wann die lieben heiligen allzeyt gesenckt werden einmuͤtigklich in den goͤttlichen vaͤtterlichen abgrund der heiligen dryfaltigkeit.26 Wann ich sage dir, solt du eynbj mensch werden nach dembk willen gottes, so muͤssen alleM ding in dir absterbenbl, darumb und daran du haffst, es sey in goͤttlicher gnade, es sey an den heiligen, es sey an den engeln und darzuͦ an allem dem, das dir zuͦmal dannocht troͤstlich wer nach geystlicher begirde. Das muͦß alles ab seinbm. Sol anders gott warlich unnd lauterlich in dir leüchten unnd würcken sein adelich goͤttlich werck, so muͦstu ledig und frey unnd unbekümeret sein an allem dem, das dir trost on guͦttbn in getragen mag.
Und dies ist dann auf jeden Fall falsch und ist ein großes Hindernis zwischen dir und Gott. Du sollst unabhängig sein von jeder Kreatur des Himmels und der Erde und sollst dich auf niemanden verlassen, noch bei jemandem bleiben als auf Gott und bei ihm allein. Wenn du so aufrichtig und gänzlich in dieser Weise handeln würdest, so würden alle Heiligen wahrhaftig und vollkommen von dir verehrt und ausgezeichnet. Denn die geliebten Heiligen werden immerzu einträchtig in den göttlichen väterlichen Abgrund der heiligen Dreifaltigkeit versenkt. Deshalb ermahne ich dich: Willst du ein Mensch nach dem Willen Gottes werden, müssen alle Dinge in dir zunichte werden, an denen du hängst und weil du an ihnen hängst, [ganz egal] ob es dir in göttlicher Gnade widerfahren ist oder ob du an den Heiligen hängst oder an den Engeln und darüber hinaus an allem, was dir doch einmal Trost gegeben hat in deinem geistlichen Verlangen. Von all dem musst du dich trennen, wenn Gott wieder wahrhaftig und vollkommen in dir leuchten und sein edles göttliches Werk vollbringen soll, dann musst du unabhängig und frei und unbeschwert von all dem sein, was deinem Inneren tröstliche Stärkung ohne das Gute [selbst] bringen kann.
Abschnitt 9
Absatz 10
FN-Anzahl: 8
Hierinnebo ist darumbbp nitt verbotten zuͦ eren die lieben heyligen. Eüch ist allenbq[20va] verbotten alles anhafften mitt eygenschafft, das ist mit lust üwer selbs. Wann ich sag brdir: Hettestubr alle hymlische goͤttliche gnad und darzuͦ alle guͦte werck aller menschen, alsbald du diß besitzest mit lust in dir selbs, als bald ist diß guͦt alles beflecket mitt eigner untugend. Wann es sol ein warer getreüwer diener gottes alle zeit für sich geen und sich nit lassen heben trost oder lust, lieb oder leid in haben oder in mangeln. Durch diß alles sol er durchdringen, biß daz er laüterlichen kommet in den waren gots grundt. Da selbst verleürt sich den der mensch warlich on alles sein wissen und wirt von bekennen kennloß und von lieben liebloß.27 Hie wirtbs dem menschen zuͦ erkennen geben alles das, daz warlich gehoͤret zuͦbt warer volkommenheit bu.N
Deswegen ist es hierbei nicht verboten, den geliebten Heiligen Ehre zu erweisen. Verboten ist es euch allen, an irgendetwas mit einem Besitzanspruch, das heißt mit Selbstgefälligkeit, festhalten zu wollen. Denn ich sage dir: Wenn du alle himmlische göttliche Gnade und darüber hinaus alle guten Werke aller Menschen hast, wird all dieses Gute durch deine eigene Unzulänglichkeit in dem Augenblick entwertet, in dem du es dir mit Selbstzufriedenheit als Besitz aneignest. Denn ein wahrer treuer Diener Gottes soll stets ungehindert vorangehen und sich nicht abhängig machen von tröstenden Stärkungen oder Hochgefühlen, von Lieb oder Leid, von Reichtum oder Armut. Dies alles soll er überwinden, bis er vollkommen in den wahren Grund Gottes gelangt. An diesem Ort verliert sich dann der Mensch ohne sein Wissen selbst und wird durch Erkennen unwissend und durch Lieben frei von Liebe. Dort wird dem Menschen alles das zu erkennen gegeben, was wahrhaftig zu wahrer Vollkommenheit gehört.
Abschnitt 10
Absatz 11
FN-Anzahl: 17
Esbv sol der andechtig guͦt mensch thuͦn zuͦ gleicher weyß als der arbeiter des weingarten thuͦd. Der arbeit denbw gantzen tag und, wie daz sey, so muͦß er doch eyn ymbiß haben. Und das ist gar ein kurtze zeit und ist doch die arbeit lang. Und kaum ein stund ist der ymbiß, und daz ist durch der arbeyt willen, darumb das er gearbeiten mügbx, ist erby essen. Und die selb speyß geet im durch bluͦt und durch fleisch und durch marck und gebein. Und da selbst tregt bzsy sichbz alle zeit wideruff und wirt da verzert mit des menschen arbeit. Und so es den alles verzert wirtca, in dem werck des menschen, so ysset er denn aber eyn wenig darumb, das er es aber verzeren müg in dem werck des weyngarten. Also zuͦ gleycher weyß sol der edel mensch auchcb thuͦn. Wenn das ist, das er ein neygung in im vindt gott zuͦ haben oder sein hymelischcc gnad und wascd des gleichen ist, das er darin gar ein kleins des seinence suͦch und mein dann zuͦ eyner bloßen narung, darumb das er es verzeren moͤg in der arbeit. 10 Und so es denn uff das aller hoͤchst verzeret wirt mitt widerfliessender lieb in got, als cfer dascf von im entpfangen hatt, so cgmuͦß ercg den aber wol gelabet werden in dench außflüssen undci da warten28, das ercj es aber fruchtbarlich [20vb] verzeren mügck.
Der gottergebene gutwillige Mensch soll sich genauso verhalten wie der Arbeiter im Weinberg: Dieser arbeitet den ganzen Tag und – wie es so ist – braucht er doch ein Essenspause. Und diese ist sehr kurz, während die Arbeit dagegen lange dauert, und die Essenspause nur eine knappe Stunde. Und das hält man wegen der Arbeit so: Dafür, dass er [= der Arbeiter] arbeiten kann, isst er die Speise. Und diese Speise nimmt ihren Weg durch Fleisch und Blut und durch Mark und Bein. Und hier lässt sie [= die Speise] sich stets verbrauchen und wird durch die Anstrengung des Menschen aufgezehrt. Und wenn dann alles bei der Arbeit des Menschen aufgezehrt worden ist, dann isst er wiederum ein wenig, damit er es wieder bei der Arbeit im Weinberg aufbrauchen kann. Genau in derselben Art und Weise soll der edle Mensch handeln: Wenn das passiert, dass er ein Verlangen in sich feststellt, Gott oder seine himmlische Gnade und was es dergleichen gibt, zu besitzen, dann soll er darin nichts für sich selbst suchen und im Sinn haben, sondern nur dass er es während seiner Anstrengung [sofort] aufbrauchen könne. Und wenn es dann in edelster Weise durch eine in Gott zurückfließende Liebe genau so, wie er [= der Mensch] es von ihm [= Gott] empfangen hat, aufgezehrt wird, dann wird er [= der Mensch] wieder durch das gestärkt, was [aus Gott] strömt, und [der Mensch] wird dort darauf warten, dass er es erneut fruchtbringend aufbrauchen kann.
Abschnitt 11
FN-Anzahl: 10
clAlle disecl geistlichen menschen, die also die milten gaben gottes leiplichen und geistlichen uff in got tragen und gelassen künden mit einem tieffen demuͤtigem verzeyhen ir selbst in thuͦn unnd in lassen,29 die selben menschen werdencm denncn all zeyt mer entpfencklichco. Wo dise gotfoͤrmige guͦten menschen sind, die weren woll wirdig, daß sy fein perlin und gold und sylber essen solten, moͤchten sy es anders geniessen, on allen zweifel und darzuͦ das aller best daz die welt het als ir vatterlich erb und niemant anders.30 Aber escp ist mancher edler armer mensch gottes, der diser ding aller keins hatt, der soll demuͤtigklich fallen in die vermügende krafft gottes und sol der gantz getrauwen. On zweifel: der hymmlisch vatter soll und muͦß dich wol versorgen, und werestucq in einem steynO verborgen.31
Alle diese geistlichen Menschen, die in dieser Weise die großzügigen Gaben Gottes mit Körper und Geist in einer tiefen demütigen Selbstverleugnung in ihrem Tun und Lassen wieder zurück zu Gott bringen und sich von ihnen lösen können, werden dann immer aufnahmefähiger. Diese gottähnlichen guten Menschen – und niemand sonst– wären es zweifellos sehr wohl wert, dass sie feine Perlen und Gold und Silber essen sollten, wenn es denn genießbar wäre, und darüber hinaus [wären sie es wert,] das Beste, was die Welt hat, als rechtmäßiges Erbe zu erhalten. Es gibt jedoch manchen edlen armen Menschen in Gott, der von diesen Dingen keines besitzt; dieser [Mensch] soll sich demütig der mächtigen Kraft Gottes überlassen und ganz auf sie vertrauen. [Es ist] zweifellos [wahr]: Der Vater im Himmel wird und muss gut für dich sorgen, auch wenn du in einem Stein verborgen lägest.
Abschnitt 12
Absatz 12
FN-Anzahl: 17
Disencr hohen überedlen menschen geschicht recht als dem weinholtz:32 Daz ist ußwendig schwartz und hert und dürr und gar schnoͤd. Und obcs es dem menschen nitt bekant were, so deücht in, diß holtz were niemandt nütz noch guͦt dan allein in das feür zuͦ werffen und zuͦ verbrennen. Aber in disem dürren holtz der reben da seind in dem grund inne verborgen die lebendigen adern ctund die edle krafftct, do die aller edelst cusuͤssigkeyt außtreüfftcu unnd frucht außkommet vor allem holtze, daß do wechßt unnd frucht bringet. Alsocv ist auch dem minnigklichencw versinckenden volck, daz also allzeit cxund stundcx in got versencket istcy33: Daz ist ußwendig an dem schein als ein verdorben holtzcz und schwartz und scheinet dem menschen dürr und unnütz. Wanda dise menschen seind demuͤtig und dainwendig34 unddb ußwendig klein und unachtbar und sind auch weder von grossen worten noch wercken noch von uffsetzen mit geistlichen weysen. Unnd seinddc die minsten inP irem teyl. Aber die lebendigen adern, die in in verborgen ligen in dem grund der warheit, das ist, das sy irem teyl entpfallen und gott ir theyl unnd ir uffenthalt ist ires lebens und ires wesens.35
Diesen überaus untadeligen Menschen ergeht es genauso wie dem Holz des Weinstocks: Außen ist es schwarz und hart und trocken armselig. Und wenn es der Mensch nicht kennen würde, so hätte er den Eindruck, dieses Holz wäre von niemandem zu etwas anderem zu verwenden oder zu gebrauchen, als es in das Feuer zu werfen und es zu verbrennen. In diesem trockenen Holz des Weinstocks liegen jedoch tief drinnen die lebendigen Adern und die edle Kraft verborgen, aus denen der edelste Wohlgeschmack hervordringt und Frucht bringt, die die Frucht jedes [anderen] Holzes, das irgendwo wächst und Frucht bringt, übertrifft. Genauso verhält es sich auch mit der Gruppe der liebenswerten in sich zurückgezogenen Menschen, die sich stets und zu jeder Zeit in Gott versenkt. Sie wirkt äußerlich wie ein verdorbenes und schwarzes Holz und erscheint dem Menschen trocken und nutzlos. Denn diese Menschen sind demütig und innerlich und äußerlich klein und unscheinbar, und vollbringen keine großen Reden oder Werke, noch haben sie ein [besonderes] Verhalten in ihren geistlichen Übungen. Und sie stellen die Geringsten unter Ihresgleichen dar. Die lebendigen Adern, die in ihnen im Grund der Wahrheit verborgen liegen, bedeuten jedoch, dass sie sich von Ihresgleichen lösen und Gott ihr Anteil und der Aufenthaltsort ihres Lebens und ihres [ganzen] Seins ist.
Abschnitt 13
Absatz 13
FN-Anzahl: 14
[21ra] Nundd geet der weyngartner schier auß und beschnydet die reben. Das ist: Daz wyld holtz schneydt er ab, wann thet er das nit unnd ließ es ston an dem guͦten holtz, so brecht es alles miteinander sauren weyn.36 Alsode sollen thuͦn die edlen menschen: Sie sollen sich selber beschneyden vonn aller unordnung unnd das selb von grundt heruß in allen weysen unnd neygungen liebs unnd leidsdf: Das seind die boͤsen gebresten, die solt du abschneyden von deynem hertzen und daz zerbricht dir weder haubtt noch arm dgnoch gebeyndg. Halt auch styll das messer, biß du warlich besehest, was du abQschneiden sollest. Unddh künde der weyngartner nit die kunst, er schnidt das edel holtz, das die trauben bringen soll, als bald ab als das boͤß holtz. Und also verderbt er damitt den weyngarten. Also thuͦnd auch solichedi menschenn die dise kunst nit künden: 10 Sie lassen die untugend und die boͤsendj neygung in dem grunt der naturlichendk unnd hauwen unnd scheiden ab die armen natur. 11 Unnd dadurch verderben sie dann disen edlen wyngartendl37. 12 Die natur ist an ir selbs guͦt und edel.38 13 Was wilt du dann der noch abgewinnendm? 14 Wenn die zeyt der frucht solt kommen – das ist ein goͤttlich selig andechtig leben –, so hast du den die natur verderbtdn.
Weiterhin [in diesem Bild] geht der Winzer bald hinaus und beschneidet die Reben. Das bedeutet, dass er das wildwachsende Holz abschneidet, denn wenn er das nicht täte und es am guten Stamm stehen ließe, so würden alle zusammen sauren Wein tragen. Genauso sollen sich die edlen Menschen verhalten: Sie sollen an sich jede falsche Lebensweise und dergleichen gründlich in jeder Art und Weise und in jeder Hinwendung zu Lieb und Leid abschneiden: Das sind [nämlich] die schlechten Verfehlungen; die sollst du von deinem Herzen abtrennen; und dabei brichst du dir weder den Schädel, noch Arm oder Knochen. Halt das Messer ruhig, bis du wirklich siehst, was du abschneiden sollst. Denn wäre der Winzer nicht in dieser Kunst erfahren, er schnitte das edle Holz, das die Trauben hervorbringen soll, genauso schnell ab wie das schlechte Holz. Und auf diese Weise zerstört der dadurch den Weinberg. Genauso handeln auch diejenigen Menschen, die in dieser Kunst nicht erfahren sind: Sie lassen alle Unzulänglichkeiten und den Hang zum Schlechten im Grund der Natur stehen und hacken auf die arme Natur ein und trennen sie ab. Und auf diese Weise zerstören sie dann diesen edlen Weinberg. Die Natur an sich ist gut und herrlich gemacht. Was willst du dann bei ihr noch verbessern? 10 Wenn die Zeit kommen wird, Frucht zu bringen – das ist ein göttliches, seliges, gottergebenes Leben – hast du [sonst] die Natur zerstört.
Abschnitt 14
Absatz 14
FN-Anzahl: 49
Darnachdo so bindet dpdie rebendp, man styckt die reben, man bygt sie von oben herniderdq biß auff die erden unnd steckt sie denn mit starcken ramen oder mit stecken, damitt die reben eindr auffenthaltt haben. Dabey sollenn wir nüt anders versteen, dann das dtsieds suͤß heilig leben unnd das dt heilig bild unnd das wundersamdu heilig leben39 unsers herren Jesu Christi. dvDise ding alle sollendv desdw menschenn uffenthalt sein on alle eygenschafft. Und soll der mensch hiedx dadurch nidergetruckt unnd gezogendy werden, das ist: Dasdz oberteil seyner vernunfft40 sollea under sich gezogen sein und werden mitt eim stetem sincken in warer underworffner tief[21rb]fereb demuͤtigkeit in den warenec grundted, unsern herrenee, in der warheit unnd nitef mit gleyßnerey voneg allen deinen krefften inwendig und außwendig.41 ehWann soeh die synnlich begyrlicheit42 unnd die vernünfftigen oͤbristenei krefft der sel alsoej alle zeyt ekund stundek gegürtet unnd gebunden werel, ein yegkliche uff irer eygen stat, das weder die synn noch der will mit keiner krafftt zuͦ frey noch zuͦ stoltz were, dannem das sie enalle zeyten gebunden und uffgegürt stuͤnden in rechter warereo ordnung under dem freyenep goͤttlichen willen, alle zeyt gehorsam zuͦ seyn in allen dingen dem goͤttlichen willen voneq außwendig unnd voner inwendig,43 was der esewig gott deres hymmelisch vatter ewigklichen gewoͤlt het etin seinem ewigen goͤtlichen willenet, das44 sie disem alle zeyt gehorsam sein woͤllen on alles widersprechen nach irem hoͤchstenn vermügen mit goͤttlicher hilff unnd eumit seiner genad unnd dann darinne so demuͤtigklichen geeneu und lassenev steen auffew alles ir thuͦn und lassen, were es müglich exund billichex, das sie aller menschenn guͦttenn werckey und darzuͦ alle die hymmelischen genaden aller menschen in in horten undez entpfunden, das sie diß alles so ledig undfa gelassen und on alle annemligkeit stuͤnden in inn selbs in freyer liebe durch gott, als ob es alles durch ein andern menschen geschech oderfb geschehen werefc. Wo dise edlen menschen seind fdoder leben in diser zeyt der genadennfd, in den mag warlich unnd lauterlich der hymmelisch vatter seyne goͤttliche verborge werck wyrcken on alles widersprechen. fgUnd woͤlcher mensch darinn nitt lauterlich steet in einer wesenlicher weyse, in dem selben menschen mag dise heylige goͤttliche geburtt nitt rechtfe geboren noch fruchtbar werden on allenn zweyfelff fg.
Danach werden die Reben festgebunden und festgesteckt: Man biegt sie von oben bis auf die Erde hinunter und befestigt sie dann mit stabilen Rahmen oder mit Pfählen, um den Reben einen Halt zu geben. Das sollen wir nicht anders verstehen, als dass das ein frohes heiliges Leben und das heilige Vorbild und das wunderbare heilige Leben unseres Herrn Jesu Christi [gemeint] ist. Alles dies soll dem Menschen ein Halt sein, ohne dass er es [als Eigentum] besitzt. Und hiermit soll der Mensch hinuntergedrückt und und hinuntergezogen werden, was bedeutet: Der obere Teil seines Verstandes soll durch ein unablässiges Versenken in wahrer unterwürfiger tiefer Demut, aufrichtig und nicht vorgetäuscht, mit allen deinen inneren und äußeren Kräften in den wahren Grund, [nämlich] unseren Herrn, hinabgezogen sein und hinabgezogen werden. Wenn das Verlangen der Sinne und die die obersten Verstandeskräfte der Seele in dieser Weise stets und jederzeit gebunden und gefesselt wären – eine jede an ihrem eigenen Platz, so dass weder die Sinne, noch der Wille mit keiner seiner Kräfte zu unabhängig und zu stolz wären, sich jederzeit gebunden und gefesselt dem freien göttlichen Willen richtig und wahrhaftig unterzuordnen, dem göttlichen Willen innerlich und äußerlich in allen Dingen stets gehorsam zu sein in dem, was der ewige Gott, der himmlische Vater, für alle Zeit in seinem ewigen göttlichen Willen bestimmt hat, so dass sie diesem immer ohne Widerspruch, mit aller ihrer Kraft, mit göttlicher Hilfe und seiner Gnade gehorsam sein wollen und sich dann darin [= in dieser Haltung] demütig verhielten und sie in all ihrem Tun und Lassen beibehielten –, dann wäre es möglich und gerecht, dass sie die guten Werke aller Menschen und darüber hinaus alle himmlische Gnade aller Mensch in sich ansammelten, und sie empfänden dies in einer Weise, als ob sie unberührt und gelassen und ohne Besitzanspruch in sich selbst in unabhängiger Liebe um Gottes Willen ruhten, als ob alles einem anderen Menschen geschehe oder geschehen wäre. Wenn es solche edlen Menschen gibt oder wenn diese in dieser Zeit der Gnade leben, kann in ihnen der himmlische Vater seine göttlichen verborgenen Werke ohne Einschränkung wahrhaftig und vollkommen vollbringen. In dem Menschen jedoch, der nicht in einer seinem Wesen entsprechenden Art und Weise verharrt, kann diese heilige göttliche Geburt zweifellos nicht vollzogen werden, noch Frucht bringen.
Abschnitt 15
Absatz 15
FN-Anzahl: 52
Darnachfh so undergrebet man die weinstoͤck und reüt das unkraut auß von dem guͦten.45 Alsofi soll der andechtig [21va] mensch sich selber undergraben mitt einem tieffen gemerck seins grunds, ob da noch ychtzfj sey, das er ußreüten solt. Ist, daz er ychtsfk findt, das soll er bald von stund an ußreüten, wie klein das ymmer ist oder gesein mag,46 darumb das die ewigfl goͤttlich sonn47 dester wunniglicher in den grund sich moͤg genehen und darinn vollkommenlich erscheinen und da lassen warlichen die oͤbersten krefft wyrcken. Denn so zeücht die edelfm sonn die feüchtikeit herauß in die lebendigen krafft, die in dem holtz des menschen gelegen istfn, den gend die treübel schoͤnfo herfür. Achfp, der seinen weinstock also bereitten künde, das die ewigefq goͤttlich sonn darin wyrcken und gescheinen moͤchte! frWie zartfr, wie edel, wiefs wunnigklichft frucht soltt die ewige sonn uß dem menschen ziehen! Denn zuͦmal fu schynt die lieblich sonn und wyrckt in disen edlen treüblen und thuͦt sie denn minniglichen und schoͤn bluͤenfv. Dise bluͦmen R seint vol von disemfw edlen guͦten geschmack, der alle vergyfftnyß vertreybetfx48, da die ewig goͤttlich sonn disen grundt unmittenlich beruͤrt auch in aller fryheit der frücht, die da ußgezogen württ inwendig und ußwendigfy. Und bluͤet denfz so wunnigklich undga adelich in einem lautern gottes meinen, daz danngb so wunderlicher adelichergc lieblicher gdgeschmack undgd geruch davon geet und ußdringt, dasge von not alle vergyfftnyß der alten schlangen49 hinweg fliehen muͦß. 10 Jagf, hetten allegg teüfel geschworen, die in der hellen seint, und dar zuͦ allegh menschen, die uff erdtrich seind, sie kündten dem lautern gotsmeinenden und gotsliebenden menschen zuͦmal nit geschaden. 11 Ye mer sie sich fleyssen im zuͦ schaden, so er ye tieffer und hoͤher erhoͤcht würt in gott mit allen seinen krefften. 12 Und würd diser edler mensch eins mitt diser adelichen bluͦst gezogen in den grund der hellen, es muͤst da ein hymmelreich und gott und ewige seligkeit in der hellen werden. 13 Und der mensch, der disengi bluͦst hat, der bedarff im nit voͤrchten gjin keinerley weißgj in den fürwürffen, die im entgegen lauffengk50. 14 Den kompt die edel sonn noch klaͤrlicher undgl[21vb]würfft ir hitz uff die edlen frucht und macht sie dagm ye mer und mer51 und anfacht sichgn die suͤssigkeit ye mer und mer, da setzen und da beginnent danngo die mittel zuͦletst also dünn werden, daz man die goͤttlichen sonnenstreimengp hat gar nahe on underloß, daz ist also offt und also schnell, als man sich mit ernst und mit vernunfft herzuͦkeren maggq. 15 Dise goͤttlichegr sonn scheynt vil klarer dan alle sonnen an dem himmel ye geschynen. 16 Und würtgs darin alles des menschen weyßgt guund geberd und werckgu vergoͤttet, daz er keines dings als warlich enpfindt als gottes in einer wesentlicher weyß, doch etwan ferr über vernünfftige weißgv,52 die doch nit durch in mügen ußgesprochengw werden, wan es zuͦ tieff und zuͦ hoch wer über aller menschen vernunfft zuͦ betrachten und zuͦ erkennen.53
Weiterhin gräbt man die Erde unter den Weinstöcken um und jätet das Unkraut und trennt es von dem Nützlichen. Genauso soll der gottergebene Mensch seine eigene Erde mit einer tiefgehenden Aufmerksamkeit umgraben, ob in seinem inneren Grund noch etwas sei, welches ausgerissen werden muss. Ist es so, dass er etwas findet, dann soll er das gleich im selben Augenblick ausreißen – ganz egal, wie klein es ist oder sein könnte –, damit sich die ewige göttliche Sonne umso herrlicher dem inneren Grund nähern und ihre Strahlen uneingeschränkt in ihn werfen kann und die obersten Kräfte in vollkommener Weise dort wirken können. Denn wenn die edle Sonne die Feuchtigkeit [aus dem Grund] in die lebendige Kraft zieht, die sich im Holz des Menschen befindet, dann sprießen die Trauben gut heraus. Ach, wer [doch] seinen Weinstock so bearbeiten könnte, dass die ewige göttliche Sonne in ihm wirken und in ihn scheinen könnte! Welche zarte, welche edle, welche herrliche Frucht würde die ewige Sonne aus diesem Menschen hervorbringen! Denn kaum scheint die liebliche Sonne und wirkt ihr Werk in diesen edlen Trauben und lässt sie dann lieblich und schön erblühen. Wo die ewige göttliche Sonne den inneren Grund direkt berührt, sind diese Blüten angefüllt mit einem so edlen guten Duft, der jedes Gift vertreibt, [und das zeigt sich] auch in der Schönheit der innerlichen und äußerlichen Früchte, die aus [diesem von der Sonne bestrahlen] inneren Grund gezogen werden. Und es blüht dann so lieblich und herrlich in einem auf nur Gott gerichteten Sinn, dass dadurch ein so wunderbarer, herrlicher, lieblicher Duft und Geruch davon ausgeht und verströmt, dass zwangsläufig alles Gift der alten Schlange verschwinden wird. 10 Ja, wenn sich alle Teufel, die in der Hölle sind, und darüber hinaus alle Menschen, die auf der Welt leben, verschworen hätten, könnten sie doch dem Menschen, der allein Gott zugewandt ist und nur Gott liebt, nicht schaden. 11 Je stärker sie sich bemühen, ihm zu schaden, um so tiefer und höher wird er mit allen seinen Kräften in Gott hinein gehoben. 12 Selbst wenn einer dieser edlen Menschen, die in dieser herrlichen Blüte stehen, in den Grund der Hölle gezerrt würde, dann würden dort in der Hölle ein Himmelreich und Gott und ewige Seligkeit entstehen. 13 Und der Mensch, der in dieser Blüte steht, muss sich überhaupt nicht fürchten vor den Hindernissen, die sich ihm in den Weg stellen. 14 Dann scheint die Sonne [nämlich] noch heller und strahlt mit ihrer Wärme auf die edle Frucht und macht sie größer und größer, und die Süße beginnt sich stärker und stärker zu entwickeln. Und schließlich beginnt alles Trennende so durchsichtig zu werden, dass die göttlichen Sonnenstrahlen unablässig ganz nahe sind; das geschieht so häufig und so rasch, wie es einem nur gelingt, sich mit einem festen Vorsatz und mit Verstand dorthin zu wenden. 15 Diese göttliche Sonne strahlt viel heller, als alle Sonnen am Himmel jemals strahlten. 16 Und in ihr wird alles Verhalten des Menschen, seine äußere Erscheinung und seine Taten vergottet [= göttlich gemacht], so dass er keine Sache in einer Art und Weise, die das Wesentliche erkennt, aber doch weit über die Wahrnehmungsweise des Verstandes hinausgeht, als so wirklich empfindet wie die [Dinge] Gottes – die er doch nicht aussprechen kann, weil es zu tiefgründig und zu hochfliegend wäre, als dass es der Verstand irgendeines Menschen ergründen und erkennen könnte.
Abschnitt 16
Absatz 16
FN-Anzahl: 18
Darnachgx bricht und en ploͤßt man die bletter gern ab, darumm daz die sonn on alles mittel iren schein moͤg giessen uff die treüblen.54 Alsogy zuͦ glycher weiß fallen denngz dem menschen ab alle mittel und die bild der heiligen und daz wissen und die uͤbungen undha gebet und alles mittel. Doch soll der mensch dises nit abwerffen, biß daz es selber abfelt durch goͤttliche genad55. Daz ist: So der mensch hoͤher uffgezogen würt über alle sein verstentnyßhb, in demselben würt die adelich goͤttliche frucht sohc suͤß und lustig, dazhd daz selb kein vernunfft noch synn versteen mag, und kompthe als verr, daz der geyst so tieff versinckt und so grundtlich in gott, daz erhf alle underscheid verleürt. Eshg würt dann als eins mit der suͤssigkeit gotts56, daz des menschen wesen also mit dem goͤtlichen wesen durchgangen würt, das er sich selbs da verleürt recht als ein tropff wasser in eim grossen fuͦder guͦts weins.57 Also ist der geist des menschen versuncken in gott in goͤttlicher einikeit, daz er da verleürt alle underscheid und alles, daz in dar hat bracht, undhh verleürt da gantz seinen namen, daz ist als demuͤtikeit und war goͤttlich meinung, und gantz sich selber, daz ist ein heimlich still einnikeit on all underscheid. Undhi württ die goͤtlich meinung und die demuͤtikeit ein war lauter einfaͤltigkeit undhj wesenlich [22ra] still verborgenheit, das manhk kaum gemercken kan. Kinder, wer hie in disem S grundt hlkünd oder moͤcht warlich gestenhl ein stund oder ein augenblick, das wer denhm menschenhn tausent mal nützer unnd besser und dem ewigen gott lieber und loblicher von dem menschen dann viertzig iar in euwern eygnen uffsaͤtzen.58
Im Anschluss bricht man die Blätter ab und entfernt sie, damit die Sonne ungehindert ihre Strahlen auf die Trauben werfen kann. Genau auf dieselbe Weise fallen dann vom Menschen alle Hindernisse und das Vorbild der Heiligen und alles Wissen und die Andachtsübungen und das Gebet und alles Trennende ab. Doch der Mensch soll all dies nicht abtrennen, bis es durch die göttliche Gnade selbst abfällt. Das bedeutet Folgendes: In dem Menschen, der über seinen Verstand hinaus hinaufgezogen wird, wird die wertvolle göttliche Frucht so süß und wohlschmeckend, dass das weder Vernunft, noch Sinne verstehen können, und es kommt dahin, dass der Geist so tief und bis auf den Grund in Gott versinkt, dass jede Unterscheidung [zwischen Gott und ihm] verloren geht. Der Mensch wir dann in einer Weise eins mit der Lieblichkeit Gottes, dass das Wesen des Menschen so von dem göttlichen Wesen durchdrungen wird, dass er [= der Mensch] sich darin selbst verliert wie ein Tropfen Wasser in einem riesigen Fass Wein. Der Geist des Menschen ist in einer solchen Weise in göttlicher Einheit in Gott versunken, dass er jede Unterscheidung verliert und alles, was ihn dorthin gebracht hat; und er verliert dort seine Eigenschaft wie Demut und auf Gott gerichteten Sinn und [verliert] sich gänzlich selbst; [und] das ist [dann] ein verborgenes ruhiges Einssein ohne Unterschied. Und aus dem auf Gott gerichteten Sinn und der Demut werden eine wahrhafte vollkommene Ununterschiedenheit und ein wesenhaft ruhiges Verborgensein, das man kaum bemerken kann. Kinder, wenn jemand in diesem Grund eine Stunde oder einen Augenblick wahrhaft verharren würde oder könnte, wäre das solchen Menschen tausendmal nützlicher und besser und lobenswerter von dem Menschen und dem ewigen Gott angenehmer als vierzig Jahre mit euren eigenen Vorstellungen [zu leben].
Abschnitt 17
FN-Anzahl: 6
Daz wir nun also hpunsho geben warlichen gott hp in unß seine werck zuͦ wyrcken und allemhq sterben, dem wir warlich muͤssen sterben, und warlich und lauterlich leben allem, dem dem wir warlichhr muͤssen leben, sol anders diß hoch werck gotts in unß und durch uns geborenhs werden.59 Das hthelff unß gott. Amen.ht
Dazu, dass wir uns nun in dieser Weise wahrhaft Gott überlassen, damit er seine Werke in uns vollbringt, und [dass wir] für alles tot sind, wofür wir wirklich tot sein sollten, und [dass wir] aufrichtig und gänzlich für das leben, wofür wir wirklich leben sollten, wenn denn dieses große Werk Gotts in uns und von uns geboren werden soll, dazu helfe uns Gott. Amen.

Variantenapparat

aetc.] lieben kinder disz heylige euangelium spricht LT
bdie] dise LT
cwas] was dann LT
ddas] dz auch LT
esein] seine minniglicher LT
fdisen] disenn czarten minniglichen LT
gedlen] edelen minniglichen LT
hdisen] disen edeln LT
iunser] unszer lieber LT
jguͦttlichen fehlt KT
keim] eyme andern LT AT BT
list so ist unszer lieber herre jesus christus LT
mdinge] dinge und weder bringe KT
nhie] alhie LT
oes] do LT
pgedingt] gedinget Kinder LT
qmuͦssige] nuͦssige BT
r–rdas ist mit] von KT
screaturen] creaturen. Lieben kinder LT
t–tvon der welt und von den creaturen fehlt KT
usolt] solt yn der warheit LT
vWan wisset LT
wgantz] czu mal LT
xnichts] nicht Kinder LT
ybedüt] das meinet LT
zWas] was do LT
aaeuch Kinder LT
abbleyben] bleiben doch LT
acbetten] betten do bey vil LT
adwar] var BT
aesy] Wysset sie LT
afgnad] gnad und KT
agverdamme] verdampte LT
ahverderbe] vorterbte LT
aiDie] Kinder . die LT
ajüberedlen] uber edeln miniglichen LT
akwissend] wisset kinder LT
alnichts] noch nichts nicht LT
amding] ding nicht LT
aninnerlich] innersich
ao–aogaben gottes nit besitzen] nit werden enthalden KT
apbesitzen] besitzen enthalten LT AT
aqusserlich] auszerlich . Kinder KT
arWiewol] wie LT
asaber] nu LT
at–atdie meynung einfeltig sey unnd bloß lauter] und einfeltig und bloͤß KT
auuffsehend] uffsehens und wider buegen KT
avda] das LT
awabgschyben] abgescheiden LT AT, abscheiden KT
axnitt fehlt LT
ayLieben kinder . Nun wisset LT
azalle] alle die LT
baist] yn LT AT
bbso] wan LT
bcandacht] andacht und LT AT
bdsy] dich LT
bewercken] wercken . Wan LT
bfJa kinder LT
bg–bgso nemen sy] die selbenn menschen nemen LT
bhbesitzen] besiczen dan LT
biund doppelt
bjeyn] nun ein LT
bkdem] dem liebsten LT
blabsterben] ab und sterben LT
bmsein fehlt LT
bnguͦtt] got LT AT
boHierinne] Kinder hir inne LT
bpdarumb] auch LT
bqallen] allein LT AT
br–brdir: Hettestu] euch hette ein mensch LT
bswirt] werden LT
btzuͦ] czu rechter LT
bu–buHie werden gestrafft ... zuͦ warer volkommenheit fehlt KT
bvEs] Kinder . nun LT
bwden] den langen LT
bxmüg] muge . darumb LT
byer] er dan LT
bz–bzsy sich] sich dan LT
cawirt LT AT] wir BT, ist KT
cbauch] auch also KT
cchymelisch fehlt KT
cdwas] was dan LT
ceseinen] seinen dar inne LT
cf–cfer das] sie LT
cg–cgmuͦß er] mussen sie LT
chden] den miniglichen LT
ciund fehlt LT
cjer] sie LT
ckmüg] mugen LT
cl–clAlle dise] Ach lieben kinder alle die LT
cmwerden] weren LT AT
cndenn] dann die warlich LT
coentpfencklich] enpfenglich weren und darczu wider wirdig wurden Kinder wisset in der warheit LT
cpes] liebenn kinder . Nun so LT
cqwerestu] werestu halt LT
crDisen] Nun wisset kinder diszenn LT
csob] das LT
ct–ctund die edle krafft fehlt LT
cu–cusuͤssigkeyt außtreüfft] suszikeit treufft LT, fehlt KT
cvAlso] Also czu gleicherweisze ist den menschen LT
cwminnigklichen] minnigklichen in gott KT
cx–cxund stund fehlt KT
cyist fehlt KT
czholtz] volck KT
daWan] Wan wisset LT
dbinwendig und fehlt LT
dcseind] sein do LT
ddNun] O wie wunniglich ding disz were das warlich gotformiglich czubekennen Kinder . nu LT
deAlso] Also lieben kinder LT
dfleids] leides und LT
dg–dgnoch gebeyn] und die gebeine nicht LT
dhUnd] Und wisset LT
disoliche] etliche LT
djboͤsen] rechten LT AT
dknaturlichen] natur ligen LT AT, natur KT
dlwyngarten] weingarten . Nun wisset LT
dmabgewinnen] an gewinnen . Wan ich sage dir LT
dnverderbt] verderbet yedoch ist bescheidenn kastien das lichnams / alzeit nücz und guͦt / voran den ungestorbenn menschen KT
doDarnach] Kinder darnach LT
dp–dpdie reben] er die reben und LT, er die reben AT, und KT
dqhernider] nyder LT
drein fehlt LT AT
dssie fehlt LT AT
dt–dtsie suͤß heilig leben unnd das fehlt KT
duwundersam KT] wundsam BT, wunnesam LT, AT
dv–dvDise ding alle sollen] Das sol KT
dwdes] des guten LT
dxhier fehlt KT
dygezogen] gebueget KT
dzDas] seine LT AT
easoll] sal nyder LT
ebtieffer fehlt KT
ecwaren fehlt KT
edgrundt] grundt in Christo KT
eeherren] herren jesum christum LT
efnit] nicht in gloße LT
egvon] Auch KT
eh–ehWann so fehlt KT
eioͤbristen fehlt KT
ej#soͤllen KT
ek–ekund stundfehlt KT
elwer] staͤn KT
emdann] Wan LT
en–enalle zeyt] alleczeit und stunde LT
eowarer fehlt KT
epfreyen fehlt KT
eqvon fehlt KT
ervon fehlt KT
es–esewig gott der fehlt KT
et–etin seinem ewigen goͤtlichen willen fehlt KT
eu–eumit seiner gnad ... demuͤtigklichen geen fehlt KT
evlassen] gelassen LT
ewauff] uff got KT
ex–exund billich fehlt KT
eywerck] werck und leiden KT
ezund doppelt
faund fehlt KT
fboder] und LT AT
fcwere] were Nu wisset lieben kinder LT
fd–fdoder leben in diser zeyt der genadenn fehlt KT
ferecht fehlt LT
ffzweyfel] czweifel in der ewigen warheyt LT
fg–fgUnd woͤlcher mensch ... on allenn zweyfel fehlt KT
fhKinder darnach LT
fiAlso] Also czu gleicherweisz LT
fjychtz] ichtis icht LT
fkychts] do ichts icht LT
flewig fehlt KT
fmedel] edele minnigliche LT
fnist] ist und LT
foschoͤn] so schon und so minniglich LT
fpAch] Ach .l. kinder LT
fqewige fehlt KT
fr–frfehlt KT
fswie fehlt KT
ftwunniglich] minnigliche durre LT
fuzuͦmal] czumal Zo LT
fvbluͤen] bluen . Ach kinder LT
fwdisem fehlt KT
fxvertreybet] vortreibet O. k. LT, vertreibt . noch krot noch schlang mach disen geruͦch erlieten . Ach kinder KT
fyußwendig] außwendig / die geet dann so lauterlich uff got KT
fzden] da LT
gaund] und so LT
gbdann] dan in der warheit LT, fehlt KT
gcadelicher fehlt KT
gd–gdfehlt KT
gedas] das dan LT
gfJa] Ja in der warheit sprich ich dz wol LT
ggalle] alle die LT
ghalle] alle die LT
gidisen] dise miniglichenLT
gj–gjfehlt KT
gklauffen] lauffen was das sey / da got lauterlich gemeint wuͦrt / da mag im nichtz irren KT
glund] und dan do LT
gmda] dan do LT
gnsich] sich dan LT
godann] sich dan LT
gpsonnenstreimen] sonnenblickelein LT AT, sonnen von inblickung in der seelen KT
gqmag] mag so findt man sie von innen LT, mag so fint man von innen KT
grgoͤttliche] gotliche wunniglich LT
gswürt] wirt dan LT
gtweyß] wesen LT
gu–gu also KT
gvweiß] weiß und wissen KT
gwußgesprochen] außgebrochen LT AT
gxDarnach] .K. darnach so LT
gyAlso] Also recht LT
gzdenn] danne recht LT
haund] fallen hie abe LT
hbverstentnyß] vorstentnisz da LT
hcso] so unsprechlichen LT
hddaz] das dan LT
hekompt] kompt da LT
hfer] er do LT
hgEs] Er LT
hhund] das KT
hiUnd] Auch kinder hye LT
hjund] und ein KT
hkman] man vil LT
hl–hl zuͦ sein KT
hmden] dem LT AT
hnmenschen] menschen czu LT
houns] und hir czu LT, uns hierzuͦ AT
hp–hpuns geben warlichen gott] gott stadt geben in unß KT
hqallem] allem dem LT AT
hrwarlich fehlt KT
hsgeboren] außgeboren LT
ht–hthelff unß gott. Amen] wir nu kinder alle darczu kommen mit der hilff gotlicher gnad dz unsz dz alles widerfare dz vorleihe uns got der vater . got der sun . got der heylig geist LT, fehlt AT

Marginalien

A Ist frue uszgangen.
B mússig steen
C Fruͦ ußgan.
D Unvolkummen usserlichen menschen.
E Die vernunfftigen sinrichen klebrigen menschen.
F Die úberedlen volkrmm#:-e [!] menschen.
G Die natur ist ist [!] schalck wie woll die meynung guͦt ist.
H Von wegen disz naturlichen lusts und begirde, dodurch sy wircken.
I Etlich woͤllent nit on trost syn.
J An himlischen creaturen lust und trost suͦchen.
K Merk mit fleisz.
L Die heyligen wirdent recht geert und gewirdiget.
M Es muͦssent alle ding in dir absterben.
N Gleichnys.
O Gleichnys.
P Die lebendig adern im grund der warheit.
Q Darzuͦ gehoͤrt rechte bescheidenheit.
R Wie diser schon weingart blúet.
S Merck.

Glossar


Stellenkommentar

1 Gemeint ist der Sonntag Septuagesima, der neunte Sonntag vor Ostern. Mit diesem Sonntag begann die Vorfastenzeit, in der das Halleluja wegfiel. Zur Vorfastenzeit vgl. zusammenfassend Maas-Ewerd, Vorfastenzeit.
2 Mt 20,1. - Mt 20,1-16 wurde am Sonntag Septuagesima als Evangelium gelesen (vgl. Ordinarium, S. 154, Nr. 594; zum Text der dort abgekürzt zitierten Perikope vgl. Missale [1484], Bl. 20ra-va).
3 Vgl. Mt 20,1-7.
4 Vgl. Gn 2,15: "Tulit ergo Dominus Deus hominem et posuit eum in paradiso voluptatis, ut operaretur et custodiret illum."; vgl. auch Forster/Michel, Wechsel, S. 193f.
5 Zum Verständnis der ewigen Geburt des Sohnes aus dem Vater als Ausgehen und Bleiben in der Einheit vgl. Pr. 1, #,#.
6 Vgl. Mt 20,1-5.
7 Mt 20,6f.
8 Vgl. unten #,# mit Anm. #.
9 In der Auslegungsgeschichte von Mt 20,1-16 war die Deutung üblich, dass die nacheinander eingestellten Arbeiter Menschen bezeichnen, die in unterschiedlichen Lebensaltern zum Glauben kommen oder in verschiedenen Weltaltern leben (vgl. Forster/Michel, Wechsel, S. 192). In der vorliegenden Predigt wird diese Deutungstradition nicht aufgegriffen.
10 Mt 20,6f.4.
11 Im Folgenden werden drei Gruppen unterschieden, die den Etappen der mystischen Drei-Wege-Lehre, nämlich Reinigung, Erleuchtung und Vereinigung, entsprechen (vgl. Kihm, Wege, S. 268; Forster/Michel, Wechsel, S. 196f.). Zur Drei-Wege-Lehre bei Tauler vgl. Kihm, Wege; Gnädinger, Tauler, S. 147-160.
12 Gemeint ist der Seelengrund. Zu diesem vgl. , Anm. # in Pr. 1.
13 Die Warnungen und Mahnungen, die in den frühen Drucken auf die Aufzählung der Laster folgen, finden sich nicht in den Handschriften des 14. Jahrhunderts.
14 Anders als in den frühen Drucken ist in den Handschriften des 14. Jahrhunderts an dieser Stelle nicht von den Tugenden die Rede.
15 Die letzten beiden Sätze dieses Abschnitts, die den vorangehenden Satz erläutern, finden sich nicht in den Handschriften des 14. Jahrhunderts.
16 Hier wird die auf Plotin zurückgehende neuplatonische Emanationsvorstellung aufgegriffen, der zufolge alle Wirklichkeit aus dem höchsten Sein hinausgeflossen ist (vgl. Pr. 1, #,# mit Anm. #, #, #).
17 Anders als in den frühen Drucken wird in den Handschriften des 14. Jahrhunderts an dieser Stelle nicht der Begriff der Gnade verwendet.
18 In den Handschriften des 14. Jahrhunderts folgt an dieser Stelle noch ein Vergleich mit dem Meer.
19 In den Handschriften des 14. Jahrhunderts ist an dieser Stelle von der Geburt der Gaben im Grund die Rede.
20 Hier wird der zur Emanationsvorstellung komplementäre neuplatonische Gedanke einer Rückkehr in den Ursprung (Remanation) aufgegriffen. Zu diesem vgl. Pr. 1, #,# mit Anm. #.
21 Die Aussage, dass sich die Liebe allein auf Gott richte, findet sich in den Handschriften des 14. Jahrhunderts erst im folgenden Satz.
22 Von der äußeren Dimension ist in den Handschriften des 14. Jahrhunderts an dieser Stelle nicht die Rede.
23 Zum natürlichen Verlangen (desiderium naturale) des Menschen nach der Schau Gottes und der eigenen Seligkeit vgl. Thomas, Summa contra gentiles III c. 63 (Editio Leonina 14, S. 176f.); Summa theologiae I q. 2 a. 1 ad 1 (Editio Leonina 4, S. 28); I-II q. 3 a. 8 (Editio Leonina 6, S. 35f.); I-II q. 5 a. 8 (ebd., S. 54); vgl. auch Pr. 13, #,#. Zur Traditionsgeschichte des Motivs vgl. zusammenfassend Engelhardt, Desiderium; Engelhardt, Desiderium 2.
24 Dieser Abschnitt und die beiden folgenden finden sich nicht in den Handschriften des 14. Jahrhunderts. Auch im KT fehlen sie.
25 Zu der mittelalterlichen Praxis, sich dem Schutz eines speziellen Heiligen zu unterstellen, vgl. Angenendt, Heilige, S. 190-206. Zu der im Spätmittelalter verbreiteten Vorstellung von persönlichen Schutzengeln vgl. z. B. Mechthild von Magdeburg, Das fließende Licht der Gottheit IV,2 (ed. Vollmann-Profe, S. 230,18-29); vgl. auch zusammenfassend Faure, Anges.
26 Vgl. Helander 73, S. 352: "Was ist nuo die meiste ere die wir den heiligen getún múgen? Das ist das man in lidiger abgescheidenheit mit in insinke in den edeln grunt do sú sich inne verlorn hant, und do inne ir obeste selikeit ist; darin versing duo mit; du enkanst in enkeine grossen ere bringen noch liebers nút getún."
27 Vgl. Vetter 55, S. 257,30-37.
28 In den Handschriften des 14. Jahrhunderts ist an dieser Stelle nicht vom Warten, sondern von Worten die Rede.
29 Im Vergleich zu den Handschriften des 14. Jahrhunderts ist der Text in den frühen Drucken hier ausführlicher und hebt die Bedeutung der Demut hervor.
30 Im Vergleich zu den Handschriften des 14. Jahrhunderts ist dieser Satz in den frühen Drucken deutlich ausführlicher.
31 Im Vergleich zu den Handschriften des 14. Jahrhunderts ist der Text in den frühen Drucken hier deutlich ausführlicher und unterstreicht die Verlässlichkeit der Hilfe Gottes.
32 Die Predigt geht nun endgültig "von der Allegorese der Weinberg-Perikope zu einer Allegorie des geistlichen Lebens im Bild der Bearbeitung eines Weingartens über" (Forster/Michel, Wechsel, S. 201; vgl. auch ebd., S. 202, 211).
33 Im Unterschied zu den Handschriften des 14. Jahrhunderts wird in den frühen Drucken an dieser Stelle betont, dass solche Menschen ständig in Gott versunken sind.
34 In den Handschriften des 14. Jahrhunderts ist an dieser Stelle nicht von der Innendimension die Rede.
35 Während es in den Handschriften des 14. Jahrhunderts an dieser Stelle um das Erkennen der lebendigen Adern geht, ist der Text in den frühen Drucken kürzer und beschränkt sich auf die Erläuterung dieses Bildes.
36 Vgl. Bartholomaeus Anglicus, De proprietatibus rerum XVII, c. 177 (ed. Meier u. a. 6, S. 238,22f.): "Item eis [vitibus] convenit putatio, et est putare virgam ex vite supervacuam resecare, cuius flagellum luxuriat."
37 Dieser Satz, der eine vorangegangene Aussage wiederholt, findet sich nicht in den Handschriften des 14. Jahrhunderts.
38 Vgl. Augustinus, Enchiridion ad Laurentium IV,13 (CChr.SL 46, S. 55,54f.): "Omnis itaque natura, etiam si uitiosa est, in quantum natura est bona est [...]." Diese Aussage von Augustinus wird wörtlich zitiert in Petrus Lombardus, Sententiae II d. 34 c. 4 Nr. 229,3 (SpicBon 4,2, S. 527,29f.). In manchen Predigten Taulers ist aber durchaus von der Tötung und Überwindung der Natur die Rede (vgl. Anm. # in Pr. 4).
39 In den Handschriften des 14. Jahrhunderts ist an dieser Stelle vom Leiden die Rede.
40 In den Handschriften des 14. Jahrhunderts wird an dieser Stelle die Vernunft nicht genannt.
41 Gemeint sind die Seelenkräfte, von denen sich die höheren auf den Geist des Menschen, die niederen auf seinen Leib beziehen. Zu den Seelenkräften vgl. Anm. # in Predigt 9.
42 Während der Text der frühen Drucke hier vom sinnlichen Begehren spricht, ist in den Handschriften des 14. Jahrhunderts von den sinnlichen und begehrenden Seelenkräften die Rede.
43 Diese Erläuterung der Unterordnung unter den göttlichen Willen findet sich nicht in den Handschriften des 14. Jahrhunderts.
44 Das hier beginnende und bis zum Ende des vorliegenden Abschnitts reichende Textstück, in dem betont wird, wie notwendig Gehorsam gegenüber Gott und Demut sind, findet sich nicht in den Handschriften des 14. Jahrhunderts.
45 Vgl. Bartholomaeus Anglicus, De proprietatibus rerum XVII, c. 177 (ed. Meier u. a. 6, S. 239,28-30): "Item eis [vitibus] convenit fossio, et est fodere terram movere fossorio vel ligone, ut radices et herbe superflue amoveantur, et sic vites melius foveantur."; vgl. auch Michel/Forster, Oenologia, S. 337.
46 Der erste Teil dieses Satzes findet sich nicht in den Handschriften des 14. Jahrhunderts.
47 Zur Bezeichnung Gottes als Sonne vgl. , Anm. # in Predigt 5.
48 Vgl. Bernhard von Clairvaux, Sermones super Cantica Canticorum LX,II,6 (Werke 6, S. 304,5-7): "Hic odor [vgl. Ct 2,13] serpentes fugat. Aiunt florescentibus vineis omne reptile venenatum cedere loco, nec ullatenus novorum ferre odorem florum."; Bartholomaeus Anglicus, De proprietatibus rerum XVII, c. 180 (ed. Meier u. a. 6, S. 244,11-14): "Odor florentis vinee omni venenoso contrariatur, et ideo ipsa florente fugiunt colubri et bufones sustinere eius fragantiam non valentes." In der Taulerschen Predigt folgt in den Handschriften des 14. Jahrhunderts und auch im KT an der vorliegenden Stelle noch die Aussage, dass der Geruch Kröte und Schlange vertreibe. Zu dieser Aussage vgl. auch Thomas von Cantimpré, Liber de natura rerum VIII,1 (ed. Boese, S. 277,63): "Odorem bonum [serpens] fugit et hoc plerumque necatur."; IX,7 (ed. Boese, S. 299,15): "Odorem vinee florentis [borax] fugit."; vgl. dazu auch die entsprechenden Stellen in der Redaktion III dieses Werks (5.0 § 9; 6.4 § 4 [ed. Vollmann, S. 319, 360]) sowie in Konrad von Megenberg, Buch der Natur III,E,0; III,F,4 (TUT 54, S. 288,31; 325,27f.). Vgl. ferner Forster/Michel, Wechsel, S. 206.
49 Zur Bezeichnung des Teufels als alte Schlange (serpens antiquus) vgl. Apc 12,9; 20,2.
50 Im Vergleich zu den Handschriften des 14. Jahrhunderts fehlt in den frühen Drucken an dieser Stelle Text, der dann im KT wieder ergänzt wurde.
51 In den Handschriften des 14. Jahrhunderts ist hier vom Dünnermachen die Rede.
52 Vgl. Proklos, De decem dubitationibus q. 10 n. 64 (Tria Opuscula, ed. Boese, S. 107,10f., lateinische Übersetzung durch Wilhelm von Moerbeke in: ebd., S. 106,9-11), wörtlich zitiert in Vetter 64, S. 350,20-22; Pseudo-Dionysius Areopagita, De mystica theologia I,1 (PG 3, Sp. 997 B-1000 A; PTS 67, S. 142,5-11; Dionysiaca 1, S. 567-569; lateinische Übersetzung durch Johannes Sarracenus in: Albertus Magnus, Editio Coloniensis 37,2, S. 457,66-70), wörtlich zitiert in Pr. 2, #,# (vgl. dazu die entsprechende Passage in Eckhart, Pr. 101, DW IV,1, S. 359,146-360,149).
53 Die erläuternden Ausführungen zur Übervernünftigkeit finden sich nicht in den Handschriften des 14. Jahrhunderts.
54 Vgl. Bartholomaeus Anglicus, De proprietatibus rerum XVII, c. 177 (ed. Meier u. a. 6, S. 239,36-40.43-45): "Item eis [vitibus] convenit pampinatio; est autem pampinare pampinos, id est folia superflua de vite amovere, ut uve liberius aerem purum capiant et a foliis non obumbrate citius maturescant. [...] Qui pampini autem, ut dicit Isidorus [vgl. Isidor von Sevilla, Etymologiae XVII,5,10 (ed. Lindsay 2)], ideo sunt intercisi, ut solaris radius ad maturitatem fructus facilius admittatur [...]."; vgl. auch Michel/Forster, Oenologia, S. 337f.
55 In den Handschriften des 14. Jahrhunders ist an dieser Stelle nicht von der Gnade die Rede.
56 Zur Süße Gottes vgl. Ps 33,9: "Gustate et videte, quoniam suavis est Dominus."; Ps 85,5: "quoniam tu, Domine, suavis et mitis"; Ps 99,4: "quoniam suavis Dominus"; Ohly, Nägel, S. 38-41.
57 Zu diesem Bild, das auch in einer weiteren Predigt Taulers aufgegriffen wird (vgl. Vetter 32, S. 120,17-23), vgl. Bernhard von Clairvaux, De diligendo Deo X,28 (Werke 1, S. 122,15-22): "Quomodo stilla aquae modica, multo infusa vino, deficere a se tota videtur, dum et saporem vini induit et colorem [...], sic omnem tunc in sanctis humanam affectionem quodam ineffabili modo necesse erit a semetipsa liquescere, atque in Dei penitus transfundi voluntatem."; Richard von St. Viktor, De gradibus charitatis 4 (PL 196, Sp. 1205 B): "Ut autem hac unitiva virtute in unum concurrere possint affectus amantium, cor amantis a se liquefieri necesse est, ut transfundi possit, et transformari, et in illum quem amat mutari et uniri alteri, quemadmodum aquae stilla infusa vino deficere a se tota videtur dum alterius saporem induit et colorem."; Eckhart, Die rede der underscheidunge 20, DW V, S. 269,5-7: "Disiu einunge ist vil næher, dan der einen tropfen wazzers güzze in ein vaz wînes: dâ wære wazzer und wîn, und daz wirt alsô in ein gewandelt, daz alle crêatûren niht enkünden den underscheit vinden." Zur Traditionsgeschichte des Bildes vgl. auch Pépin, Stilla; Michel/Forster, Oenologia, S. 331f..
58 Vgl. die sehr ähnliche Aussage in Pr. 13, #,#. Das vierzigste Lebensjahr spielt in den Predigten Taulers als Lebenswende eine wichtige Rolle (vgl. besonders Vetter 19, S. 79,13-27; vgl. auch Weilner, Lebenswende, S. 325-331).
59 Im Vergleich zu den Handschriften des 14. Jahrhunderts ist die Schlussbitte in den frühen Drucken stark erweitert.
Matthäus
Anm.: Evangelist
weiterführende Informationen
Jesus Christus
Anm.: biblische Person
weiterführende Informationen
Plotin
Anm.: griechischer Philosoph
weiterführende Informationen
Maas-Ewerd, Theodor, Vorfastenzeit, in: Kasper, Walter u. a. (Hg.), Lexikon für Theologie und Kirche, dritte, völlig neu bearbeitete Aufl., Bd. 10: Thomaschristen bis Žytomyr, Freiburg u. a. 2001, Sp. 890f.Ordinarium juxta ritum sacri ordinis fratrum praedicatorum, hg. von Franciscus-M. Guerrini, Rom 1921Missale ordinis praedicatorum, Venedig: Nikolaus von Frankfurt 14848° [Digitalisat]Forster, Regula / Michel, Paul, Übergangsloser Wechsel von Allegorese zu Allegorie. Johannes Taulers Predigt zu Mt 20, 1-16, in: Forster, Regula / Michel, Paul (Hg.), Significatio. Studien zur Geschichte von Exegese und Hermeneutik II, Zürich 2007, S. 191-212Kihm, Engratis, Die Drei-Wege-Lehre bei Tauler, in: Filthaut, Ephrem (Hg.), Johannes Tauler. Ein deutscher Mystiker. Gedenkschrift zum 600. Todestag, Essen 1961, S. 268-300Gnädinger, Louise, Johannes Tauler. Lebenswelt und mystische Lehre, München 1993Thomas von Aquin, Opera omnia. Iussu edita Leonis XIII P. 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Latine Guilelmo de Moerbeka vertente et Graece ex Isaacii Sebastocratoris aliorumque scriptis collecta, hg. von Helmut Boese, Berlin 1960 (Quellen und Studien zur Geschichte der Philosophie 1)Pseudo-Dionysius Areopagita, Opera onmia quae exstant, hg. von Balthasar Cordier, Bd. 1, Paris 1889 (PG 3)Pseudo-Dionysius Areopagita, Corpus Dionysiacum 2: De coelesti hierarchia. De ecclesiastica hierarchia. De mystica theologia. Epistulae, 2., überarb. Aufl., hg. von Günter Heil und Adolf Martin Ritter, Berlin/Boston 2012 (PTS 67)Pseudo-Dionysius Areopagita, Dionysiaca. Recueil donnant l'ensemble des traductions latines des ouvrages attribués au Denys de L'Aréopage [...], Bd. 1, [Paris] [1937]Albertus Magnus, Opera omnia, Bd. 37,2: Super Dionysii mysticam theologiam et epistolas, hg. von Paulus Simon, Münster 1978Eckhart, 〈Meister〉, Die deutschen und lateinischen Werke. Die deutschen Werke, Bd. 4,1: Meister Eckharts Predigten, Bd. 4,1, hg. und übersetzt von Georg Steer unter Mitarbeit von Wolfgang Klimanek und Freimut Löser, Stuttgart 2003Isidor von Sevilla, Etymologiarvm sive originvm libri XX, hg. von Wallace Martin Lindsay, Bd. 2: Libros XI-XX continens, Oxford 21957 (Scriptorum classicorum bibliotheca Oxoniensis) [Digitalisat]Ohly, Friedrich, Süße Nägel der Passion. Ein Beitrag zur theologischen Semantik, Baden-Baden 1989 (Saecvla spiritalia 21)Bernhard von Clairvaux, Sämtliche Werke lateinisch/deutsch, hg. von Gerhard B. Winkler, Bd. 1, Innsbruck 1990Richard von St. Viktor, Opera Omnia [...], hg. von Jacques-Paul Migne, Paris 1880 (PL 196)Eckhart, 〈Meister〉, Die deutschen und lateinischen Werke. Die deutschen Werke, Bd. 5: Meister Eckharts Traktate, hg. und übersetzt von Josef Quint, Stuttgart 1963Pépin, Jean, "Stilla aquae modica multo infusa vino, ferrum ignitum, luce perfusus aer". L´origine de trois comparaisons familières à la théologie mystique médiévale, in: Miscellanea André Combes. Bd. 1, Rom 1967 (Cathedra Sancti Thomae 3), S. 331-375Weilner, Ignaz, Tauler und das Problem der Lebenswende, in: Filthaut, Ephrem (Hg.), Johannes Tauler. Ein deutscher Mystiker. Gedenkschrift zum 600. Todestag, Essen 1961, S. 321-339
Tauler, Johannes, Des erleuchten D. Johan||nis Tauleꝛi / von eym waren Euangeliſ=||chen leben / Goͤtliche || Pꝛedig /|| Leren /|| Epiſtolen /|| Cantilenen /|| Pꝛophetien /|| [...] nů erſtmals ins liecht kommen.|| Auch ſeynd hier bey die [...] Pꝛedigen Thauleri / woͤlche [...] || gekurtʒt / gelẽgt vnd ver||dunckelt waren [...] || treüwlich gebeſſert.||
Köln: Gennep, Jaspar von 1543, 2° (VD16 J 777)
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